Bochum. Der VfL Bochum holte drei ganz wichtige Punkte beim 3:2-Sieg gegen den FC Augsburg. Die Verantwortlichen kamen aus dem Lob nicht mehr hinaus.
Das Feiern nahm kein Ende nach diesem für die Bochumer so herrlichen Samstagnachmittag im Ruhrstadion. Das Steigerlied stimmten die Fans in der Ostkurve an, das VfL-Lied, und: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“ Die Ultras hatten der Mannschaft ein Banner überbringen lassen, die Profis hielten es hoch bei der Party nach dieser Partie. Berlin. Alle nach Berlin.
Der VfL Bochum könnte bei der Hertha am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) den Klassenerhalt feiern.
VfL Bochum der Gewinner des Spieltags
Denn mit 3:2 hatte der VfL den FC Augsburg eine Woche nach dem 0:2 in Mönchengladbach niedergekämpft, während bisher alle Abstiegskonkurrenten verloren. Völlig erschöpft sanken einige Spieler wie Abwehr-Turm Ivan Ordets auf den Rasen nach dem Schlusspfiff. Trainer Thomas Letsch war schlicht „sehr erleichtert“, nachdem der oft so beherrschte Schwabe nach dem 2:1 ein kleines Freude-Tänzchen auf den Rasen zelebriert hatte. Emotionen pur.
Leidenschaft, Kompaktheit, Einsatzfreude, Konsequenz und der unbedingte Wille, alles weg zu verteidigen mit dem Kopf und dem Fuß: Diese Qualitäten brachte der VfL auf den Rasen, und „dann sind wir stark“, sagte Letsch. „Wir haben ein klasse Spiel gemacht und verdient gewonnen“, so der Trainer, als sein Pulsschlag sich nach diesem Nervenkrimi wieder Richtung Normalwert bewegte. „Das nötige Glück kommt nie von alleine, das hat sich die Mannschaft heute absolut verdient.“
Das Kollektiv ist beim VfL Bochum besonders wichtig
Die Mannschaft, dazu zählte Letsch einmal mehr alle Spieler. Michael Esser und Cristian Gamboa etwa ruderten mit ihren Armen in der hektischen Schlussphase, als Augsburg alles nach vorne warf in der Nachspielzeit, in der Coaching Zone herum wie wilde Trainer. Auch die Nicht-Nominierten waren vor der Partie in der Kabine, erklärte Kapitän Anthony Losilla.
Von Beginn an war eine Einheit auf dem Platz. „Wir sind super ins Spiel gekommen. Jeder hat gespürt im Stadion, dass die Mannschaft will. Das ganze Stadion hat gebebt, das ist das, was wir brauchen“, lobte Letsch auch die Fans.
VfL Bochum: Letsch verteilt ein Sonderlob für Saidy Janko
Seine Startelf hatte er auf vier Positionen verändert. Außen verteidigten Saidy Janko und Dominique Heintz für die beim noch so frustrierenden 0:2 in Mönchengladbach schwachen Danilo Soares und Cristian Gamboa. Heintz wegen „seiner Erfahrung“, so Letsch – und Janko, weil Gamboa nach seiner langen Verletzungspause in ein kleines Loch gestürzt sei. „Das ist normal“, so Letsch. „Saidy hat ein sensationelles Spiel gemacht“. Es war Jankos beste Leistung bisher im VfL-Trikot. Heintz zeigte eine starke zweite Halbzeit.
Im Mittelfeld begannen offensiv Philipp Förster und neben Losilla Konstantinos Stafylidis. Eine Entscheidung „für mehr Stabilität“, erklärte Letsch. Eine Rolle spielte auch, dass der bisher ja gesetzte Kevin Stöger erst am Ende der Trainingswoche nach seiner Krankheit wieder voll belastbar war. Stöger kam dann doch nach einer halben Stunde, Stafylidis hatte sich eine Schulterverletzung zugezogen. Mit Stöger statt Keven Schlotterbeck, der sich ebenfalls warmmachte, wählte Letsch „,mehr Risiko“. Drei Punkte mussten ja her. Es machte sich bezahlt, und hinterher sagte Letsch schmunzelnd: „Es war nicht geplant, Kevin so früh zu bringen. Aber jetzt wissen wir, dass er die Erkältung gut weggesteckt hat“. Auch Stöger stellte sich ganz in den Dienst der Mannschaft, wie die Stürmer Hofmann, Asano, Antwi-Adjei, die ebenfalls unermüdlich verteidigten.
Das Gegentor zum 1:1 wirft den VfL Bochum nur kurz aus der Bahn
Lediglich in einer zehnminütigen Phase nach dem Ausgleich von Arne Maier (29.) war der nickelige FCA in diesem auch von vielen kleineren Fouls geprägten Spiel näher am Sieg als der VfL. „Das Gegentor hat uns etwas aus der Bahn geworfen. Am Ende der Halbzeit waren wir dann aber wieder da und sind auch gut in die zweite Halbzeit reingekommen“, sagte der Trainer. Trotz des 1:1-Rückschlags. „Das zeigt, dass die Mannschaft intakt ist, dass uns nichts aus der Bahn werfen lässt.“
Die gesamte Mannschaft war der Star gegen Augsburg, das lobten der Trainer, Kapitän Anthony Losilla, Anderthalb-Torschütze Christopher Antwi-Adjei immer wieder. Der selten zu haltende Antwi-Adjei ragte noch ein bisschen heraus. Der 29-Jährige erzielte nach nicht einmal zwei Minuten mit einem Haken und anschließenden Hammer-Schuss unter die Latte das frühe 1:0. Das pushte, das gab Mut, Selbstvertrauen.
Augsburg glich nach einem Fehler von Heintz aus. Antwi-Adjei wechselte nach der Pause von Noppen- auf Stollenschuhe, schoss wieder nach einem Haken mit Wucht aufs Tor, Jeffrey Gouweleuw fälschte den Ball in den Winkel ab (59.). 2:1. Drei Minuten später schoss Losilla aus der Distanz, wieder abgefälscht, wieder drin – 3:1. Augsburg reichte das 2:3 von Yeboah (85.) nicht mehr.
VfB Stuttgart kann noch am VfL Bochum vorbeiziehen
Letsch: „Die Mannschaft hat oft gezeigt, dass sie nach Rückschlägen zurückkommt. Das stimmt uns sehr optimistisch für die kommenden beiden Spiele.“ Denn, so der Coach mahnend: „Wir haben jetzt drei Punkte geholt, aber noch nichts erreicht.“
Bochum ist vorerst Fünfzehnter, Stuttgart kann mit einem Sieg gegen Leverkusen am Sonntag noch vorbeiziehen. Am Samstag beim so gut wie abgestiegenen Schlusslicht Hertha BSC soll dann ein Riesenschritt gelingen – falls die Konkurrenz aus Stuttgart und Schalke jeweils mitspielt, könnte im besten Fall ein Erfolg sogar schon die direkte Rettung bringen. Ansonsten kommt es zum Show-Down am 27. Mai im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.