Bochum. Bis Sonntagabend schien noch alles kinderleicht zu sein für Frank Heinemann. Der Interimstrainer des VfL Bochum hatte die Führungsriege angenehm überrascht. Doch dann folgte der schmähliche Auftritt in Dortmund.

Innerhalb weniger Wochen hatte der langjährige Assistenz-Trainer des VfL Bochum in der Öffentlichkeit rasant an Sympathie gewonnen, hatte sogar die ursprünglich skeptische Führungsriege des Bundesligisten angenehm überrascht und war im weitgehend undurchschaubaren Bochumer Möchtegern-Chef-Ranking nach oben geschossen. Das trug sich allerdings vor dem schmählichen Auftritt in Dortmund zu, der wie ein Rückfall in die letzten bitteren Tage der Koller-Ära wirkte.

Zügig wurde anschließend die Messlatte für Heinemann höher gelegt. „Jetzt haben wir eine Situation, in der er zeigen kann, wie sehr er den Laden im Griff hat”, sagte Sportvorstand Thomas Ernst, der allerdings besänftigend hinzufügte, dass sich die Mannschaft in „guten Händen” befinde und man Heinemann „auch weiter nicht ausschließen” werde.

Das Zeitspiel der Verantwortlichen wird also auf die Spitze getrieben, auch vier Wochen nach Marcel Kollers Beurlaubung kann man sich in Bochum noch nicht zu einer Entscheidung durchringen. Als positives Signal für Frank Heinemann darf man diese zähe Kaugummi-Geschichte wohl kaum werten. Matthias Sammer, Sportdirektor des DFB, wies ja zu Recht darauf hin, dass man beim VfL den Menschen und Trainer Heinemann auch ohne wochenlange Testphase eigentlich gut genug kennen müsste, um ihn, inklusive aller Fähigkeiten und Defizite, beurteilen zu können.+

Altegoer bittet um Geduld

Die mangelnde Entschlusskraft dürfte - neben den offensichtlich vorherrschenden Zweifeln an Heinemann - zwei Gründe haben. Einer der weiteren Kandidaten, gehen wir in diesem Fall mal vom derzeit frei verfügbaren Rudi Bommer aus, trifft nicht so ganz den Geschmack aller Entscheidungsträger, während ein anderer, der Heiko Herrlich sein könnte, noch vertraglich gebunden ist. Womit das Thema einen rechtlich-finanziellen Aspekt bekommt. Und in diesem Punkt hört beim VfL der Spaß auf.

Aufsichtsrats-Boss Werner Altegoer bittet jedenfalls um Geduld. Zwar erwarte die Öffentlichkeit Taten, aber sie erwarte auch, „dass wir sorgfältig sind”. Und: „Wir machen so schnell, wie es geht.”

Den Bochumer Spielern, die bekanntlich auch nicht immer die Flottesten sind, ist schnell in diesem Fall offenbar nicht schnell genug. Das ständige Gefrage der Medien nach dem künftigen Trainer „nerve”, gab VfL-Kapitän Marcel Maltritz nach dem 0:2 in Dortmund zu Protokoll. Eine Wortmeldung, für die Thomas Ernst zwar „Verständnis” aufbrachte, die er aber dennoch säuerlich kommentierte. Die Spieler sollten das Trainer-Thema besser „nicht als Alibi” für ihre mageren Leistungen benutzen, sondern sich um ihre Angelegenheiten kümmern - und die liegen, wie die Wahrheit, auf dem Platz.