Bochum. Wer steht gegen Werder Bremen im Tor? Interimstrainer Frank Heinemann hat sich am Donnerstag nach dem Training zumindest öffentlich noch nicht festgelegt. Sowohl Andreas Luthe als auch Philipp Heerwagen, der wieder fit ist, überzeugten bisher.

Das Training am Donnerstag dauerte einen gefühlten Winter lang, weit über zwei Stunden, gemeinschaftliche Video-Analyse des BVB-Kicks inklusive – was ja nicht schaden kann. Und vielleicht hatte es Frank Heinemann deshalb nach der Einheit umso eiliger, das Warme zu suchen. Wahrscheinlicher aber ist, dass er keine Lust hatte, ein Pro und Contra zur „T-Frage” öffentlich zu diskutieren – zur, na, Sie wissen schon: zur Torwartfrage! Nicht jedenfalls, bevor er nicht „mit den beiden” darüber gesprochen hat, sagte Heinemann und entschwand.

Muss Heerwagen um Stammplatz fürchten?

Das ist normal und üblich, das ist sein gutes Recht. Die Frage, die daraus resultiert, ist allerdings: Warum hat sich der langwöchige Interimstrainer denn bis Donnerstagmittag noch nicht festgelegt? Ist ein gesunder Philipp Heerwagen nicht mehr klarer Stammtorwart?

Andreas Luthe ist Heinemanns größter personalisierter Erfolg, er hat ihn von der Nummer vier zur Nummer eins gemacht, nachdem Heerwagen in Hoffenheim einen Kiefernbruch erlitten hatte und nach dem Mainz-Spiel – mit Daniel Fernandes im Tor – Marcel Koller gehen musste. Luthe hat im Pokal gegen Schalke, in Nürnberg, gegen Wolfsburg und in Dortmund so ziemlich alles richtig gemacht – aber das hat Heerwagen, der als klare Nummer eins in die Saison ging, in seinen sechs Pflichtspiel-Einsätzen zuvor auch. Diese T-Frage, sie ist heikel, sie ist aber auch ein Luxusproblem beim VfL.

Luthe: "Wenn Philipp fit ist, ist er die Nummer eins"

Luthe selbst stellt sich brav hintenan: „Wenn Philipp fit ist, ist er die Nummer eins”, hat er von Beginn an gesagt. Allerdings fügt er sinngemäß hinzu: Entscheidet sich der Trainer anders, hat er selbstverständlich nichts dagegen.

Und Heerwagen? Seit knapp zwei Wochen trainiert er wieder mit, für Dortmund hat es noch nicht ganz gereicht, und deshalb, sagte er damals, „ist eben Bremen mein Ziel”. Jetzt ist er so weit, ist voll belastbar. Setzt Heinemann aber nicht auf ihn, ist er vorerst auch nicht mehr die klare Nummer eins. Heerwagen selbst, ein intelligenter und umgänglicher Typ, sagte dazu gestern vorsichtshalber nicht viel, doch es roch ein wenig säuerlich, als er auf die entsprechende Frage für seine Verhältnisse mit bissigem Unterton nur auf den Coach verwies: „Da müssen Sie den Trainer fragen...”

Sturm dürfte Klimowicz und Sestak heißen

Wen auch immer Heinemann bevorzugt, auf Luthe und Heerwagen war bisher Verlass, was für ihre Vorderleute nur bedingt gilt. In Nürnberg gut und gegen Wolfsburg, gemessen an den Möglichkeiten, fast schon top, gab es diesen heftigen Rückfall in Dortmund. Heinemann wird voraussichtlich im Sturm – Joel Epalle ist gesperrt – auf Klimowicz und Sestak setzen. Offen ist die Besetzung des Mittelfeldes, das beim BVB komplett enttäuschte. Und ob Christian Fuchs, der gestern erstmals seit seiner Höchststrafen-Auswechselung und folgendem grippalen Infekt mittrainierte, erneut auf links ran darf oder vielleicht Mergim Mavraj beginnt, ist ebenfalls fraglich. Viele Alternativen hat Heinemann für den linken Außenverteidiger nicht, da Philipp Bönig weiterhin ausfällt.

Die offiziell ungeklärte Trainerfrage indes, die vermutlich nächste Woche auch öffentlich entschieden und vermutlich nicht mit dem Namen Heinemann beantwortet wird, dürfe jedenfalls für die Mannschaft kein Alibi sein, versichern alle Profis mit aller Macht der Worte. Fehlen „nur” die Taten. Am Wolfsburg-Spiel müsse man sich orientieren, sagt Christoph Dabrowski, „dann haben wir auch gegen Bremen eine Chance”. Marcel Maltritz sagt: „Ich denke nicht, dass wir uns jetzt alles kaputtmachen lassen, was wir uns aufgebaut haben. Dafür müssen wir Punkte holen. Auch gegen Bremen.”