Wenn sich Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, einen Lieblingsgegner in der Bundesliga aussuchen könnte, hätte der VfL Bochum gute bis sehr gute Chancen.
Nicht, dass der BVB-Trainer keinen Respekt vor dem VfL hat oder den Reviernachbarn, wie so viele andere, unterschätzt. Klopps Statistik gegen die Bochumer ist einfach zu gut. Sieben Mal hat eine von ihm trainierte Mannschaft gegen den VfL gespielt. Mit dem 2:0 (1:0) vom Sonntag lautet seine Bilanz sechs Siege und ein Unentschieden.
Ein Dreier mit besonderer Note, denn der Erfolg kann als Aufbauhilfe Ost im Ruhrgebiet wahrgenommen werden. Die Bochumer halfen dem östlich gelegenen Reviernachbarn Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben, u.a. Freitag bei Tabellenführer Leverkusen, zu tanken.
Nach schwachem Saisonstart hatte sich der BVB zuletzt mit einem 1:0 in Gladbach stabilisiert. Dank des ersten Heimsiegs nach über zwei Monaten konnten die Borussen Sonntag einen Schritt nach vorne machen und zwei Plätze in der Tabelle klettern.
Der Dortmunder Mannschaft merkte man vor 73500 Zuschauern nicht an, dass ihr die drei verletzten Mittelfeldroutiniers Tamas Hajnal, Tinga und Sebastian Kehl (und damit die Erfahrung aus 400 Bundesliga-Spielen) fehlten. Und nach 90 Minuten teilweise sehenswerten Minuten plus Tanzeinlage vor der feiernden Südtribüne wussten die BVB-Profis gar nicht, worüber sie sich am meisten freuen sollten. „Endlich mal mehr als nur ein Tor erzielt“, fand Mats Hummels. Es war das erste Mal in dieser Saison. „Es ist schön, dass die Null wieder stand“, sagte Neven Subotic, der mit dem Kopfballtor zum 2:0 (50.) sein erstes Saisontor feiern durfte.
Vor allem den Mitspielern von Subotic, die noch nicht richtig glänzen konnten, gönnten die lieben Bochumer Erfolgserlebnisse. Dede sammelte mit der Flanke auf Subotic die erste Vorlage der Saison. Kuba Blaszczykowski, für den verletzten Tinga ins Team gekommen, erhielt bei seinen Tempodribblings staunenden Geleitschutz und legte Lucas Barrios das 1:0 (20.) auf, der sich wiederum über sein erstes Tor im Signal Iduna Park freuen durfte.
„Ich bin richtig zufrieden“, sagten Trainer Jürgen Klopp, Sportdirektor Michael Zorc und Mohamed Zidan, als Pendler zwischen Mittelfeld und Sturm bester Borusse, im Dreiklang.
VfL-Fans gefährden Kinder
Für den unerfreulichen Höhepunkt des Spiels sorgten die Gästefans des VfL Bochum schon vor dem Spiel.
Im Rahmen einer genehmigten Choreographie zündeten sie verbotenerweise Bengalos auf den Rängen.
Außerdem schossen einige Unverbesserliche Leuchtspurmunition auf den Rasen und gefährdeten damit soviel Spieler als auch die kleinen Auflaufkinder.
"Lasst den Schwachsinn", schimpfte BVB-Stadionsprecher die Unverbesserlichen.
Leider war kein Wasserwerfer in der Nähe, um das Feuerwerk im Fanblock zu löschen.
Auf Bochumer Seite hielt sich die Euphorie verständlicherweise in Grenzen. Übergangstrainer Frank Heinemann, der auf ein 4:4:2-System mit zwei Viererketten und den Rückkehrern Diego Klimowicz und Dennis Grote gesetzt hatte, hätte sich gerne mit einem ansprechenden Auftritt für höhere Aufgaben empfohlen. Seine Bochumer konnten aber zu keiner Zeit an die letzten Leistungen mit vier Punkten aus zwei Spielen anknüpfen.
Die fünf äußerst lebendigen BVB-Mittelfeldspieler, von denen drei sonst im Hauptberuf als Stürmer unterwegs sind, nahmen ihren Gegnern den Raum zum Spielen und teilweise schon die Luft zum Atmen. Nur zwei Mal in 90 Minuten entwischte Ex-Borusse Diego Klimowicz der aufmerksamen Dortmunder Viererkette.
Jürgen Klopp konnte es sich gegen die harmlosen Bochumer gar leisten, am Ende sieben engagierte Jungprofis im Alter von 21 Jahren oder jünger auf dem Feld zu haben.
„Ich bin maßlos enttäuscht“, gestand der ratlose Frank Heinemann und fürchtete nach der kurzen Heimfahrt „eine Nacht, in der ich nicht toll schlafe“. Am heutigen Montag um 10 Uhr wird er wieder hellwach die Profis trainieren und sich dabei Christian Fuchs zur Brust. Der verweigerte nach seiner frühen Auswechslung den Handschlag des Trainers.
„Was in den nächsten Tagen kommt", so Heinemann mit Blick auf eine mögliche Beförderung zum neuen Cheftrainer, "wird sich zeigen.“