Bochum. Moritz Broschinski hat zwei Tore erzielt für den VfL Bochum. Trainer Letsch schwärmt vom Stürmer, der eine Chance gegen seinen Ex-Klub sieht.

Es regnete in Strömen an diesem Trainingstag, und Moritz Broschinski musste den obendrein peitschenden Wind noch ein wenig länger aushalten als seine Kollegen. Er ist nach Torwart Paul Grave derzeit mit 22 Jahren der Jüngste im Team und muss mitunter Aufgaben übernehmen, die in einer Mannschaft eben oft die Jüngsten übernehmen müssen. Broschinski suchte vor dem Zaun noch Bälle, die beim Training über die Absperrung geflogen waren. Mit einem Ball in der linken und einem in der rechten kehrte er zurück.

Moritz Broschinski kam vom BVB II zum VfL Bochum

Erfolgreich ist auch seine Zeit bisher beim VfL Bochum verlaufen. Im Winter als Perspektivmann vom Drittligisten Borussia Dortmund II geholt, erzielte er gleich bei seinem Bundesliga-Debüt sein erstes Bundesliga-Tor, das 5:2 gegen die TSG Hoffenheim. „Es war einfach geil, vor 25.000 Leuten mein erstes Tor zu machen“, sagt der Stürmer im Gespräch mit dieser Redaktion und wirkt heute noch fast ungläubig dabei. „Es hat schneller geklappt als ich dachte. Ich bin super happy, hier zu sein, es macht Bock mit dem Team, mit dem Staff.“

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Nicht ganz so viele Emotionen rief sein zweites Tor hervor, das 1:4 beim 1:5 gegen Wolfsburg am vergangenen Samstag, als er den Ball aus kurzer Distanz über die Linie brachte. „Ich hätte mich natürlich mehr gefreut, wenn es das 1:1 oder 2:1 gewesen wäre“, sagt Broschinski.

Trainer Thomas Letsch schwärmt von Typ und Entwicklung Broschinskis

Gegen Wolfsburg löste er zur zweiten Hälfte den erkältet ins Spiel gegangenen Philipp Hofmann im Sturmzentrum ab. Mit 45 Minuten war es sein bisher längster Einsatz, und erneut zeigte das Talent, das noch am Anfang seiner Entwicklung steht, seine größte Qualität: den Torinstinkt, den Abschluss.

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„Moritz war im Januar für uns ein Spieler, den wir eher mittelfristig geholt haben. Er sollte sich ein halbes Jahr an das Trainingsniveau gewöhnen, sukzessive seine Einsatzzeiten bekommen“, erklärt Trainer Thomas Letsch. Seit dem Hoffenheim-Spiel war Broschinski aber nur in München nicht im Kader, nur zweimal blieb er ohne Einsatz. Acht Mal wurde er eingewechselt, er kommt auf 158 Bundesligaminuten. „Er macht es gut, zeigt eine tolle Entwicklung“, lobt Letsch. „Moritz ist ein klasse Typ, immer positiv. Er ist ein Torjäger, das zeigt er auch im Training: Wenn er die Chance hat, aufs Tor zu schießen, dann schießt er. Er hat einen guten Körper und Geschwindigkeit“, sagt der Trainer über den 1,90 Meter großen Stürmer, der aus Finsterwalde stammt und bei Energie Cottbus ausgebildet wurde.

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Deshalb hat er Silvere Ganvoula verdrängt, der den Klub nach Vertragsende im Sommer verlassen wird. Nur an dem gesetzten Philipp Hofmann, von dem er sich „viel abgucken“ kann, wie er sagt, kommt Broschinski noch nicht vorbei. Materialien einzusammeln ist das eine, eine Randnotiz. Seine Kernaufgabe eine andere, nämlich „vorwärts zu gehen. Ich will so gut wie möglich die Mannschaft unterstützen, damit wir die Spiele gewinnen“.

Broschinski: Zeit beim BVB war lehrreich

Auch gegen Dortmund an diesem Freitag im Ruhrstadion (20.30 Uhr/DAZN), gegen seinen Ex-Klub. Die Zeit beim BVB sei „prägend gewesen“, sagt Broschinski, den mehrere schwere Verletzungen in den zweieinhalb BVB-Jahren zurückwarfen. „Ich war viel verletzt, das war natürlich nicht schön. Aber ich wurde sehr gut unterstützt. Das Verletzungspech hat mich mental weiter gebracht und dazu geführt, dass ich mich noch besser vorbereite. Ich habe besser gelernt, auf den Körper zu horchen, wurde immer gut unterstützt. Deshalb war es eine lehrreiche und auch schöne Zeit.“

Kontakte zu den Stars der ersten Mannschaft hat er nicht, die pflegt er noch mit Spielern des BVB II. Aber er kennt einige, weil er die Asien-Tour der Profis in der WM-Pause mitmachte. Bereits im Pokal-Achtelfinale sah er sie auf dem Feld wieder im Februar, als er kurz vor Schluss eingewechselt wurde. Das 1:2 gibt ihm durchaus Hoffnung für das Derby am Freitag, dem 1:5 gegen Wolfsburg zum Trotz.

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Deshalb geht Broschinski mit Optimismus ins Derby gegen den BVB

„Man hat im DFB-Pokal gesehen, dass wir die Dortmunder schlagen können“, meint Broschinski. „Wir sagen hier jetzt nicht, hui, Dortmund kommt, da haben wir eh keine Chance. Nein, das ganze Team, der gesamte Staff haben Bock auf das Spiel, wir haben Bock auf das Spiel. Wir wollen einen raushauen. Nach dem 1:5 gegen Wolfsburg wollen wir uns anders präsentieren, angesichts des Pokal-Spiels haben wir noch eine Rechnung offen. Wenn wir uns alle reinhauen, können wir etwas holen.“

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Broschinskis Vertrag gilt bis 2026, ligaunabhängig. Aber das Ziel ist klar: „Wir wollen alle unbedingt in der Bundesliga bleiben. Wir wollen an die Leistung im Pokalspiel anknüpfen, noch einen Tick drauflegen und so das Spiel auf unsere Seite ziehen.“ Sicher: Dortmund will Meister werden, ergänzt Broschinski. Der Spitzenreiter kommt zum Tabellenfünfzehnten. Aber „wir“, versichert er, „werden es mehr wollen. Bei uns gibt es vielleicht weniger hochklassigen Fußball, aber mehr Leidenschaft. Das vermittelt auch das Stadion, das zeigen die Fans. Das kann dafür sorgen, dass wir am Ende das Spiel gewinnen, egal wie“.