Berlin. Gamboa feierte sein Comeback beim 1:1 des VfL Bochum in Berlin. Holtmann, Zoller, Förster spielten kaum. So erklärt das Trainer Letsch.

0:1 lag der VfL Bochum bei Union Berlin zurück zur Pause, er hatte bis dahin keine einzige Torchance. Das änderte sich nach dem Seitenwechsel schlagartig – auch dank einer Umstellung.

Die erste Halbzeit, sagte Trainer Thomas Letsch, „war okay, aber okay ist nicht genug“. Unzufrieden waren er und sein Team mit dem Spiel nach vorne. Erhan Masovic, der Anthony-Losilla-Ersatz auf der Sechs, ließ sich im Aufbau zwischen die Innenverteidiger fallen, mit den „tief stehenden“ Außenverteidigern, so Letsch, wollte Bochum mit fünf Mann von hinten heraus sein Spiel aufziehen, „weil Union uns mit zwei Spielern anläuft“. So aber „fehlte uns weiter vorne ein Spieler“. Folge: Zu viele lange Bälle, die verpufften. Die Angreifer um Philipp Hofmann kamen nicht ins Spiel.

Erhan Masovic rückt beim VfL Bochum in der zweiten Halbzeit im Aufbau weiter vor

In der zweiten Halbzeit blieb Masovic auch im Aufbau im defensiven zentralen Mittelfeld. „So hatten wir im Mittelfeld einen Spieler mehr und haben Union vor Probleme gestellt“, sagte Letsch. Patrick Osterhage spielte offensiver mit Kevin Stöger, der in der besten Phase des VfL, den ersten 20 Minuten nach der Pause, per Elfmeter auch den Ausgleich erzielte. Stöger und Co. konnten auch die Außenangreifer besser in Szene setzen.

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Vor allem Christopher Antwi-Adjei zeigte nach schwacher erster Halbzeit einen starken zweiten Abschnitt, sorgte mit seinem Tempo für Unruhe. Hofmann bekam deutlich mehr Bälle in der Gefahrenzone, auch schon vor der Gelb-Roten Karte von Paul Jaeckel. „Die Umstellung hat uns gut getan. In der zweiten Halbzeit waren wir mutiger, haben unsere Qualität gezeigt“, meinte Kevin Stöger.

VfL Bochum So bewertet Kaderplaner Marc Lettau das Unentschieden

In Bochumer Überzahl allerdings berappelte sich Berlin, hatte die besseren Chancen. Auch deshalb „können wir mit dem Punkt gut leben“, sagte Marc Lettau. Der Technische Direktor des VfL und derzeit Vertreter des erkrankten Sportchefs Patrick Fabian nahm nach viereinhalb Jahren bei Union (2018 bis Ende 2022) erstmals auf der Gästebank Platz im Stadion an der Alten Försterei. Möglich machte den überraschenden Punkt beim Tabellendritten das „Verhalten in der Defensive“, wie Lettau lobte: „Wir hatten zu jeder Zeit eine gewisse Kompaktheit, auch wenn man die Berliner Spitzen Kevin Behrens oder Sheraldo Becker nicht immer ganz verteidigen kann, das ist nicht so einfach.“

Trainer Letsch sieht beim VfL Bochum eine gute Entwicklung: Können stolz sein

Trainer Letsch stellte die Entwicklung seines Teams heraus, nachdem der öffentliche Unmut nach dem 2:3 gegen Stuttgart wie nach dem 0:2 gegen Schalke wieder auf Abstiegs-Niveau angekommen war. „Wir haben von den letzten fünf Partien zwei gewonnen, zweimal Unentschieden gespielt und ein Spiel verloren gegen nicht die leichtesten Gegner. Das lasse ich mir nicht kaputtreden. Die Mannschaft macht es insgesamt gut. Wir sind nach der Niederlage gegen Stuttgart wieder aufgestanden, haben einen verdienten Punkt bei Union Berlin geholt, die seit 20 Spielen daheim unbesiegt sind. Darauf können wir stolz sein.“

Das Wichtigste sechs Runden vor Schluss: Bochum ist weiterhin Fünfzehnter mit drei Punkten Vorsprung auf Stuttgart und Schalke, wobei der VfL das schlechteste Torverhältnis hat. Jetzt geht es gegen zwei Gegner im Ruhrstadion, die deutlich höhere Ambitionen haben als der VfL und individuell deutlich teurer und stärker besetzt sind. Erst gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky), dann gegen Borussia Dortmund am 28. April (20.30 Uhr/Sky). „Es ist völlig egal, wer kommt“, sagte Letsch. „Wir haben zwei Heimspiele, darauf freuen wir uns.“

Cristian Gamboa fiel in diesem Jahr bisher komplett aus. Bei Union Berlin gab der Führungsspieler des VfL Bochum sein Comeback, er wurde in der 75. Minute eingewechselt.
Cristian Gamboa fiel in diesem Jahr bisher komplett aus. Bei Union Berlin gab der Führungsspieler des VfL Bochum sein Comeback, er wurde in der 75. Minute eingewechselt. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Konkurrenzkampf tobt: Gamboa „tut uns gut“, sagt Trainer Letsch

Auch, weil er weiterhin viel Auswahl hat. Keven Schlotterbeck, von Kaltstarter Dominique Heintz erneut bravourös vertreten, dürfte zwar ausfallen, nachdem er sich eine tiefe Fleischwunde am Oberschenkel zugezogen hat. Dafür ist Cristian Gamboa zurück. Der Mentalitäts- und Führungsspieler des VfL kam nach 75 Minuten für Jordi Osei-Tutu zu seinem Comeback in diesem Jahr. „Gambo“, sagte Letsch. „tut uns gut.“

Mit der Leistung von Osei-Tutu war er aber zufrieden, „er hat es absolut gut gemacht“, sagte Letsch. Seine Offensivqualität konnte er allerdings nur im Ansatz ausspielen, mit Gamboa stärkte Letsch noch mehr die Defensive. Gegen Wolfsburg dürfte auch Konstantinos Stafylidis (war krank) wieder zur Verfügung stehen - ein harter Konkurrenzkampf.

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Saidy Jankos Karten beim VfL Bochum sind weiter gesunken – Kaufoption kein Thema

Saidy Jankos Karten sinken daher weiter. Nach sechs Spielen von Beginn an zu Jahresbeginn löste ihn in Köln Stafylidis ab, jetzt war er erstmals in der Rückrunde nicht im Kader. Janko ist nur ausgeliehen von Real Valladolid, der VfL wird die Kaufoption sicherlich nicht ziehen. Gamboa indes dürfte perspektivisch – vielleicht schon gegen Wolfsburg – mehr als nur ein Kandidat sein für seine Stammposition hinten rechts.

Jordi Osei-Tutu, gegen Stuttgart nicht einmal im Kader, ist neben Heintz ein gutes Beispiel, um Letschs Daueraussage, dass alle Spieler wichtig seien, mit Einsatzzeit zu füttern. Bei den Taktikeinheiten drängten sich auch Erhan Masovic als Sechser und Schlotterbeck als Verteidiger auf, erklärte Letsch. Masovic füllte die Anthony-Losilla-Rolle gut aus. „Erhan hat eine Riesenentwicklung gemacht“, lobte Letsch. „Er ist ein sehr guter Innenverteidiger, hat aber auch das Gespür im Raum als Sechser.“

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Gegen Wolfsburg aber kehrt Kapitän Losilla zurück und wird mit Sicherheit spielen. Da auch Ivan Ordets gesetzt ist in der Innenverteidigung, droht Heintz trotz seiner starken Leistung wieder die Bank.

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In jedem Fall gibt es derzeit viele Härtefälle beim VfL, auch in der Offensive. Philipp Förster überzeugte gegen Stuttgart nach seiner Einwechslung. Weil der offensive zentrale Mittelfeldmann wegen Problemen an der Achillesferse aber zwei Einheiten verpasst hatte, kam er in Berlin nicht in Frage für die Startelf, erklärte der Trainer. Förster wurde nicht einmal eingewechselt. Auch Gerrit Holtmann und Simon Zoller kamen erst in Minute 88 ins Spiel für Takuma Asano und Antwi-Adjei. „Die beiden sind gerade drin, machen es gut.“ Vor allem Antwi-Adjei habe „in der zweiten Halbzeit aufgedreht, daher haben wir erst spät gewechselt“, erklärte Letsch.

Aber es sei auch klar, dass Spieler mit Startelf-Potenzial als Dauerersatz nicht zufrieden seien. Letsch: „Wir brauchen alle Spieler, auch wenn einige jetzt stinkig im Bus sitzen. Aber das gehört dazu.“