Bochum. Beim VfL Bochum gab es nach dem 2:0 in Köln viele Gewinner. Auch der Trainer meisterte seine erste Krise mit Bravour. Ein Kommentar.
Seltsame Tore hat der VfL Bochum in dieser Saison reichlich kassiert. Sinnbildlich dafür stand das Eigentor von Manuel Riemann zum 0:1 gegen den FC Schalke 04. Nicht wirklich zwingende Treffer hat der VfL nun in Köln erzielt. Kevin Stöger hatte bei seinem Elfmeter Glück, dass der Ball unter Torwart Marvin Schwäbe durchrutschte. Die Freistoß-Variante vor dem 2:0 misslang. Und war am Ende trotzdem erfolgreich, weil der Ball bei Erhan Masovic landete. Und der Verteidiger entschlossen einnetzte.
Glück muss man sich mit Leidenschaft verdienen
Der Fußball. Viel Zufall, mal hier, mal dort? Jein. Glück gehört dazu, wenn eine Mannschaft einen zwar ebenfalls nicht spielerisch auftrumpfenden, aber ebenfalls intensiv kämpfenden Gegner nicht dominieren kann. Aber Glück, so abgedroschen diese Binse ist, muss man sich verdienen. Gegen Schalke 04 verdiente sich Bochum das Glück im zweiten Durchgang nicht. Ganz anders in Köln. Mit viel Leidenschaft verteidigten die Bochumer ihr Tor. Schmissen sich in die Bälle, verhinderten den möglichen Rückstand, Ausgleich, Anschlusstreffer. Den Rest erledigte Manuel Riemann. Nur so kann Abstiegskampf gelingen: mit Geschlossenheit und einer starken Nummer eins. Mehr als 118 Kilometer rannte Bochum als Team in Köln, so viel wie noch nie in dieser Spielzeit. Man ist geneigt zu sagen: Das ist die Pflicht, das muss in jedem Fall die Basis sein, Woche für Woche.
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Manuel Riemann und Anthony Losilla gehen voran
Die Spieler jedenfalls haben nach vier Niederlagen eine Reaktion gezeigt. Das lag auch an der Stärke der Führungskräfte. Manuel Riemann zeigte nach einer schwierigen Woche, als er öffentlich viel, in sozialen Medien mitunter auch persönliche Kritik einstecken musste, wie er der Mannschaft helfen kann. Dass ihn sein Eigentor und die Debatten um ihn nicht ganz kalt ließen, zeigten die Bilder mit Tränen in Riemanns Augen nach dem Schlusspfiff. Da fiel ganz viel Druck ab.
Anthony Losilla bewies erneut, dass er mit 37 immer noch dazu lernt. Der Kapitän ging deutlich sichtbarer als bisher auch verbal voran, nicht nur als omnipräsent kämpfender Mittelfeldspieler. Er hielt die Ansprachen vor dem Spiel, nach dem Spiel. Man glaubt es kaum angesichts seiner zahlreichen famosen Jahre in Bochum: Aber tatsächlich war Losilla für den VfL, für das Team noch nie so wertvoll wie jetzt.
17 Spiele unter Trainer Letsch - 21 Punkte
Aber auch der Trainer hat einen persönlich ganz wichtigen Sieg errungen. Thomas Letsch ist in der Vereinsführung, bei den Spielern hoch geschätzt, unumstritten, man würde mit ihm auch in die 2. Liga gehen. Die breite Masse bewertet ihn aber wie alle Trainer nach Leistung. Sie misst sich bei den distanzierteren Beobachtern nur im Ergebnis und bei den differenzierter wertenden Beobachtern auch in der Art und Weise, wie ein Ergebnis zustande kommt. Letsch hat eine Runde hinter sich, er holte 21 Punkte aus 17 Spielen. Ergebnis-Wertung: passt.
Vor allem aber hat er seine erste sportliche Krise beim VfL gemeistert. Er blieb nach außen ruhig, sachlich und optimistisch, ohne etwas schönzureden. Intern hat er den Ton verschärft, die Zügel angezogen, Zeichen gesetzt – und die Mannschaft, die die Trainingsarbeit im Spiel umsetzen soll, erreicht.
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Der Trainer greift durch: Niemand darf sich einen Tick zurücknehmen
Letsch ließ dafür sogar einen Kaderplatz frei, obwohl vier daheimgebliebene Spieler einsatzbereit waren. Wer nicht komplett mitzieht, hat im Abstiegskampf nichts zu suchen, das ist die klare Botschaft. Und wer Letsch zuhörte nach dem Erfolg in Köln, der weiß: Jeder kann sich in dieser Woche wieder empfehlen. Niemand aber darf sich auch nur einen Tick zurücknehmen. Halten Trainer und Team diese Spannung über die nächsten zehn Wochen so hoch wie in der vergangenen Woche, steht am Ende eine positive Wertung – mindestens in der Art und Weise.