Köln. Geburtstagsmann Anthony Losilla ragt beim VfL Bochum beim Sieg in Köln heraus. Sein Trainer Thomas Letsch gerät deshalb ins Schwärmen.
Anthony Losilla wusste gar nicht, zu wem er als erstes gehen sollte, nachdem er am späten Freitagabend endlich in den Katakomben der Westtribüne im Müngersdorfer Stadion angelangt war. Also stützte er sich mit den Händen auf den Knien ab und atmete kräftig durch. Dann ging es los: Abklatschen hier, Umarmen dort. Und jeder, der mit einem Mikrofon gekommen war, hielt dieses dem Franzosen vor den Mund.
VfL-Trainer Letsch über Losilla: „Er hat es überragend gemacht“
Losilla beantwortete alle mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Es gab auch genügend Gründe für die gute Laune. Glückwünsche gab es nicht nur zum Geburtstag, sondern auch für drei Punkte im Bundesliga-Spiel beim 1. FC Köln und eine im wahrsten Sinne reife Leistung. 37 Jahre alt ist Losilla gestern geworden, wer den Kapitän des VfL Bochum aber spielen sah, wie er rannte, grätschte, sich in die Zweikämpfe schmiss, glaubte eher, dass er es hier mit einem 27-Jährigen zu tun hatte. „Er hat es überragend gemacht“, lobte Trainer Thomas Letsch.
Das „Herzstück“ der Mannschaft
Beim 2:0 (1:0) bewies Losilla einmal mehr, warum er das „Herzstück“ dieser Mannschaft ist, wie es Coach Letsch formulierte. In den vergangenen zwei Wochen musste Losilla aufgrund einer Rot-Sperre passen – der VfL verlor beide Partien, in Bremen und gegen Schalke. „Es war sehr schwierig für mich, weil ich im Training weiterarbeiten konnte, aber bei den Spielen keinen Einfluss hatte“, sagte Losilla nach dem ersten Sieg seit vier Partien, der durch Tore von Kevin Stöger (9.) und Erhan Masovic (76.) zustande gekommen war. „Heute konnte ich wieder Gas geben, laufen – es war ein geiles Gefühl.“
Es gab einige Bochumer Profis, die zum richtigen Zeitpunkt, in diesem wegweisenden Spiel im Abstiegskampf, in Bestform auftraten: Torwart Manuel Riemann, der in der vergangenen Woche doch massiv in der Kritik stand und den Sieg in Köln nach einer hervorragenden Leistung mit Tränen in den Augen feierte. Die beiden Innenverteidiger Ivan Ordets, nach Krankheit zurückgekehrt, und Erhan Masovic, die kompromisslos die wenigen Kölner Angriffsbemühungen wegverteidigten. Oder Aushilfslinksverteidiger Dominique Heintz, der zur Pause Danilo Soares (Magen-Darm) ersetzte, und so spielte, als mache er dies bereits seit einigen Wochen.
Losilla erüllt seine Sonderaufgabe gegen Köln "bravourös"
Aber Losilla ragte dann doch noch ein Stück heraus. Der Bochumer Abräumer hatte eine Sonderaufgabe: Er sollte Ellyes Skhiri bewachen, in dieser Saison einer der stärksten Bundesliga-Profis – und tat das „bravourös“, schwärmte Letsch. „Er bringt immer irgendwie den Fuß dazwischen. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen und Spaß, mit ihm zu arbeiten.“ 12,16 Kilometer spulte Losilla wieder ab, nur Torschütze Stöger schaffte noch knapp 200 Meter mehr.
Nicht nur sportlichen Gründen habe Losilla, der Anfang des Jahres seinen auslaufenden Vertrag bis 2024 verlängert hat, bewiesen, wie eminent wichtig er für diese Mannschaft sei. „Was mich noch mehr gefreut hat: Toto ist grundsätzlich ein ruhiger Kapitän, aber er war deutlich präsenter in dieser Woche, geht vorweg.“
Mehr News zum VfL Bochum:
- VfL: Geburtstagsmann Losilla - "Ein geiler Sieg"
- VfL Bochum: Bärenstarke Defensive, zwei Mal Note 1,5
- 2:0 in Köln! VfL Bochum verlässt vorerst die Abstiegsränge
- 1. FC Köln - VfL Bochum: Steffen Baumgart schwärmt von Grönemeyer-Hymne
- Torkrise beim VfL Bochum: So soll der Knoten in Köln platzen
- VfL Bochum: Holtmann kehrt zurück – Riemann bleibt im Tor
Letsch hatte Losilla auch gebeten, vor dem Spiel ein paar Worte ans Team zu richten. Offenbar traf er dabei den richtigen Ton. Nach Abpfiff versammelte Losilla seine Mitspieler erneut, diesmal zu einem Kreis auf dem Rasen. „Ich habe den Jungs zur tollen Leistung gratuliert“, erklärte er. „Mir war wichtig, dass wir zusammen feiern können, weil die letzten Wochen nicht einfach waren.“ Der Sieg sei daher eine Erleichterung, „aber das Ende ist noch nicht erreicht. Wir können ein paar Tage feiern, aber dann geht es weiter.“
Auch für diese zurückhaltende Art wie Losilla im Klub und dessen Umfeld geschätzt. „Er steht eigentlich sinnbildlich für das, was wir im Abstiegskampf brauchen“, befand Trainer Letsch. Genau dort schöpfte der VfL Bochum am Freitagabend neue Hoffnung – auch dank des nimmermüden Anthony Losilla.