Bochum. Manuel Riemann bleibt im Tor des VfL Bochum beim Spiel in Köln. Trainer Letsch erwartet, dass sich die Spieler in die Bälle „reinschmeißen“.

37 Jahre alt wird Anthony Losilla an diesem Freitag. Es spricht gegen seine Kollegen, aber auch für den defensiven Mittelfeldmann, dass die Hoffnungen auf Besserung beim VfL Bochum auf seinen routinierten Schultern ruhen. An seinem Geburtstag will der zentrale Mittelfeldmann Köln mit dem VfL Bochum „weh tun“.

Losilla schmerzten selbst die letzten Niederlagen arg. Gegen Bremen sah er ein leidenschaftsloses 0:3 beim SV Werder am heimischen Fernseher. Gegen Schalke (0:2) sah er auf der Tribüne im Ruhrstadion eine kraftlose zweite Halbzeit. In Köln kehrt er nach zwei Spielen Sperre als Kapitän zurück. „Wir wussten schon immer, dass Toto extrem wichtig für uns ist“, sagte Trainer Thomas Letsch. In den Spielen, als er fehlte, habe man es dann „noch deutlicher“ gesehen. Der Coach vergibt ungern öffentlich Stammplätze, aber bei der Pressekonferenz vor dem Spiel des Schlusslichts VfL beim 1. FC Köln am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky) legte er sich – natürlich wenig überraschend – fest: Losilla wird spielen. Und Manuel Riemann auch.

Michael Esser ist krank: Manuel Riemann bleibt im Tor des VfL Bochum

Letsch konnte die Frage, ob er vielleicht einen Torwartwechsel vollzogen hätte in Köln, als „hypothetisch“ zurückweisen. Denn die Nummer zwei Michael Esser kann in Köln nicht dabei sein. Der Routinier fehlte am Mittwoch wegen Magen-Darm-Problemen und musste auch die Einheit am Donnerstag abbrechen, erklärte der Trainer. Marko Johansson, vom Hamburger SV ausgeliehen, rückt auf die Bank. Als Verdränger vom jahrelangen Stammtorwart Riemann kommt die Nummer drei nicht infrage.

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Festgelegt hat sich der Trainer auch bei Gerrit Holtmann. 16 Tage fehlte der Außenstürmer nach einer Meniskus-OP, in dieser Woche hat er dann drei Mal komplett mit der Mannschaft trainiert. Er habe einen guten Eindruck hinterlassen und zähle daher „auf jeden Fall zum Kader. Ein Einsatz von Beginn an käme aber zu früh“, so Letsch. Ausfallen werden neben Esser noch Rechtsverteidiger Cristian Gamboa und Angreifer Simon Zoller. Beide werden „im Normalfall“, so Letsch, erst nach dem Heimspiel gegen Leipzig (18. März) und damit nach der Länderspielpause in Frankfurt (31. März) wieder eine Option sein.

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Bochums Trainer Letsch richtet „klare Ansagen“ an die Spieler

Der Trainer erkannte eine „Reaktion“ seiner Mannschaft im in dieser Woche fast komplett nicht-öffentlichen Training, alle seien konzentriert und engagiert gewesen, auch „kritisch mit sich“ und der Situation umgegangen nach vier Niederlagen, dem Sturz auf Rang 18. „Wir brauchen Punkte und werden sicher nicht sagen, es kommen noch zehn weitere Spiele“, so Letsch.

Dabei machte er deutlich, dass er als Coach die „klaren Ansagen“ machte nach dem 0:2 gegen Schalke samt einer „sehr schlechten zweiten Halbzeit“. Ein Austausch mit den Spielern sei auch ein Mittel, in dieser Woche aber nicht das Mittel der Wahl gewesen. Und: Gute Trainingsleistungen reichen nicht. Letsch: „In Köln muss man eine Reaktion auf dem Platz sehen.“ Aussichtslos ist die Lage ja keineswegs: Schon ein Punkt würde reichen, um zumindest über Nacht auf einen Nicht-Abstiegsplatz zu klettern.

Die Devise: Alle sollen sich mit allem Reinschmeißen

Um Willen, Ehrgeiz, Leidenschaft, das betonte Letsch immer wieder, ging es ihm vor allem in dieser Woche. „Wir haben uns eine gute Ausgangslage in den letzten Wochen selbst kaputtgemacht, da dürfen wir uns nicht die Hand in die Tasche lügen“, sagte er. Er vermisste etwa gegen Schalke den letzten Biss, den sein Team in etlichen Partien zuvor noch ausgezeichnet hatte. Zum Beispiel beim Eckball, den Marius Bülter nach einer von Schalke erstmals durchgeführten und für den VfL entsprechend überraschenden Flach-Pass-Variante verwandelte.

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Mit etwas Wohlwollen hätte es auch Foul für Bochum geben können, weil Simon Terodde den Richtung Bülter ziehenden Moritz Broschinski klammerte. Für Letsch kein Thema. Mehrere Spieler standen zwischen Bülter und Tor, „da muss ich mich mit dem letzten Willen reinschmeißen.“ Grundsätzlich müsse man „früher agieren statt nur zu reagieren“.

Startelf: Ordets kehrt wohl zurück – Osterhage bleibt wohl im Team

Dieses „Reinschmeißen“, das geschlossene Wegverteidigen mit der Überzeugung, „dass es Spaß macht, die Tore zu verhindern“, erwartet er von allen in Köln. Wer in der Startelf sein wird, ist auf der einen oder anderen Position offen. Mit der Rückkehr von Abwehrchef Ivan Ordets ist zu rechnen, in der Vorwoche fehlte er noch wegen Trainingsrückstandes nach Krankheit. „Er ist absolut eine Option“, sagte Letsch.

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Erhan Masovic oder Keven Schlotterbeck könnten neben ihm beginnen. Links hinten ist Danilo Soares, der weiterhin unter den Top 30 der besten Zweikämpfer der Liga zu finden ist, gesetzt. Hinten rechts spricht die Mentalität für Konstantinos Stafylidis – normalerweise. Zuletzt ließ er seine aggressive Zweikampfführung aber auch vermissen. Saidy Janko könnte im Team bleiben.

Neben Losilla dürfte im Zentrum Patrick Osterhage nach seinem ordentlichen Eindruck gegen Schalke erneut beginnen, weiter vorne mutmaßlich Kevin Stöger. Der Österreicher ist zwar im Formtief, kämpferisch und läuferisch aber weiterhin einer, der vorangeht beim VfL Bochum – und der eben doch den Unterschied machen kann. Pierre Kunde und Philipp Förster haben zuletzt auch nicht überzeugt. Auf den Flügeln gibt es zu Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano mit Jordi Osei-Tutu nur eine Alternative. Philipp Hofmann ist ohnehin konkurrenzlos im Angriffszentrum.

Kölner Angriffsspiel könnte Bochumer Konterspiel entgegen kommen

Letsch erwartet jedenfalls ein „anderes Spiel“ als zuletzt gegen Freiburg, Bremen und Schalke, als der VfL es mit recht tief stehenden Gegnern zu tun bekam und offensiv keine Lösungen fand. Kölns forsche Gangart kann Bochum entgegen kommen. Das Kölner Spiel ist geprägt von „Wucht und Intensität“, die es erst einmal „mit der gleichen Intensität“ zu verteidigen gelte, sagt Letsch.

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Köln attackiert früh, schiebt hoch, spielt offensiv. Das ist der Stil von Kölns Trainer Steffen Baumgart, den Thomas Letsch „als echte Type“ schätzt und am Freitag erstmals persönlich kennenlernt – erst nach dem Spiel in Köln hat der nach dem 1:1 im Hinspiel beim VfL gestartete Letsch gegen alle Konkurrenten einmal gespielt.

Aus dem Kölner Sturm und Drang können sich Räume ergeben im Umschaltspiel. Die schnellen Außen könnten – und sollen – in Köln „besser hinter die Kette kommen“, sagt Letsch, man müsse dann „im Abschluss konsequenter“ sein. Er erwartet Kölner vor gewohnt euphorischen Fans, „die zuhause loslegen wie die Feuerwehr“. Und Bochumer, „die genau so loslegen. Wir müssen von der ersten Minute an mit allem, was wir haben, dagegen halten.“

Teams und Fakten: So könnten sie spielen

1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Chabot, Hector - Martel, Skhiri - Ljubicic, Kainz - Maina, Tigges

Alternativen: T. Horn, Soldo, Huseinbasic, Lemperle, Limnios, Olesen, Ki. Schindler, Adamyan, Diehl, Downs, Selke

Es fehlen: Andersson, F. Dietz, Kilian, Pedersen, Thielmann, Uth (alle verletzt/Aufbautraining)

Sperre droht: Skhiri (4 Gelbe Karten)

VfL Bochum: Riemann - Janko (Stafylidis), Ordets, Masovic (Schlotterbeck), Soares - Losilla, Osterhage, Stöger - Asano, Hofmann, Antwi-Adjei

Alternativen: Johansson, Heintz, Lampropoulos, Schlotterbeck (Masovic), Stafylidis (Janko), Förster, Goralski, Kunde, Osei-Tutu, Broschinski, Ganvoula, Holtmann

Es fehlen: Gamboa (Innenbandriss), Zoller (muskuläre Probleme), Grave (Trainingsrückstand), Esser (krank)

Sperre droht: Danilo Soares (4 Gelbe Karten)