Bochum. Die Innenverteidigung war eine Problemzone des VfL Bochum. Inzwischen trumpft Ivan Ordets dort auf - und bringt seinen Trainer ins Schwärmen.

Ivan Ordets schlenderte mit einem breiten Grinsen und einem Ziel vor Augen über den Rasen des Ruhrstadion. Auf der Nordtribüne sitzen bei Heimspielen des VfL Bochum meist die Angehörigen der Profis; und Ordets entdeckte seine gleich nach Abpfiff der Partie gegen Hertha BSC (3:1), er winkte ihnen zu.

So gelöst hatte man den 30-Jährigen selten gesehen. „Man darf nicht vergessen, in welch einer speziellen Situation er im Sommer zu uns gekommen ist“, erinnert Trainer Thomas Letsch. Der Ukrainer wechselte im Juli von Dynamo Moskau nach Bochum, aus der Hauptstadt jenes Staates also, das einen Angriffskrieg gegen sein Heimatland führt. Sein letztes Spiel für Moskau bestritt Ordets im Dezember 2021. Ins Ruhrgebiet kam der Innenverteidiger zunächst allein, ohne Familie. „Er hat gebraucht, bis er angekommen ist – spielerisch und als Typ“, meint Letsch.

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Das hat Ordets inzwischen geschafft. Seit dem Trainerwechsel Ende September zählt der frühere ukrainische Nationalspieler zum Stammpersonal. Im Spiel gegen Hertha gab es für mehrere Grätschen Szenenapplaus von den Rängen. „Er strahlt inzwischen ein ganz anderes Selbstvertrauen aus, lacht deutlich mehr, ist viel offener und ein wichtiger Part in der Mannschaft“, freut sich Letsch. Selbst öffentlich sprechen aber möchte Ordets darüber nicht.

Bochums Keven Schlotterbeck feiert mit Ivan Ordets.
Bochums Keven Schlotterbeck feiert mit Ivan Ordets. © Getty

Der Trainer dafür umso mehr. Letsch sieht in der 1,95-Meter-Kante seinen Abwehrchef – eine Rolle, die Ordets immer mehr ausfüllt. Letsch: „Er übernimmt viel mehr Verantwortung, das will ich auch von ihm sehen.“

VfL Bochum: Tim Oermann wird verliehen

Im Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen heute Abend (20.30 Uhr/Sky) steht für Bochums Chefverteidiger eine Reifeprüfung bevor. Gegen die pfeilschnellen Angreifer der Werkself und das genesene Supertalent Florian Wirtz (19) müsse sein Team „früh in die Restverteidigung gehen, um diese Konter zu unterbinden“, so Letsch. Tim Oermann wird dabei keine Rolle spielen. Weil der 19-Jährige in der Innenverteidigung keine Chance auf Einsatzzeit hat, wird er für ein halbes Jahr auf Leihbasis beim österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC spielen.

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Auch Ordets wird nach jetzigem Stand seine Zelte in Bochum bald abbrechen. Der VfL hatte den Ukrainer dank einer Sonderregelung für ausländische Profis in Russland verpflichtet. Ordets müsste demnach, sofern die Regel nicht verlängert wird, nach Moskau zurückkehren – so surreal das klingt. Die Fifa ließ eine Anfrage zu diesem Thema unbeantwortet. Damit ein Verbleib von Ordets auch über den Sommer hinaus in Bochum realistisch ist, müsste zunächst ohnehin die Klasse gesichert werden.