Bochum. Der VfL Bochum kommt mit dem 3:1 gegen Hertha BSC perfekt aus der Winterpause. Vor dem Leverkusen-Spiel gibt Trainer Thomas Letsch den Mahner.

Thomas Letsch war in den vergangenen Tagen oft mit der Frage konfrontiert worden, wie denn nun eigentlich die lange Wintervorbereitung zu bewerten sei. Der VfL Bochum erzielte ja eindeutig Fortschritte im Zusammenspiel, aber die Testspiele, in denen kein Sieg gelang, wurmten alle Beteiligten dann doch. Am Samstagabend hat der Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten eine präzise Antwort gefunden. „Das interessiert jetzt keinen Menschen mehr“, meinte der 54-Jährige doch sichtlich erleichtert, nachdem seine Mannschaft am Nachmittag durch das 3:1 (2:0) gegen Hertha BSC die Abstiegsplätze verlassen hatte.

Die Bochumer Darbietung beim vierten Erstliga-Heimsieg in Serie – das gab es zuletzt in der Saison 1996/97 unter Trainer Klaus Toppmöller – diente als Signal „nach außen und nach innen“, so Letsch. „Unsere Brust ist sicher nicht schmaler geworden.“ Doch der 54-Jährige gab nach dem wichtigen Erfolg gegen den direkten Konkurrenten im Tabellenkeller gleich den Mahner. „Schon der nächste Spieltag kann plötzlich schlecht für uns laufen. Aber wir sind voll dabei, was nur die Wenigsten vor einiger Zeit gedacht haben.“

VfL Bochum: Keven Schlotterbeck und Philipp Hofmann stark

Gründe für neue Zuversicht ließen sich gegen Berlin in mehreren Zonen auf dem Spielfeld ausmachen. Da war einmal die neuformierte Viererkette um Zugang Keven Schlotterbeck, der sich bei seinem Debüt gleich als Torschütze (45.) auszeichnete. Die Defensive stand deutlich stabiler als bei den meisten Auftritten in 2022. Ivan Ordets gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe und legte einen seiner besten Auftritte seit seiner Ankunft im Sommer hin. „Er wird immer mehr zu unserem Abwehrchef“, lobte Letsch. Hertha-Trainer Sandro Schwarz hob zudem Außenverteidiger Saidy Janko hervor: „Er war sehr griffig.“ Nur das späte Gegentor durch den früheren Schalker Suat Serdar (87.) kränkte die Ehre der Bochumer. „Das ärgert mich, wir wollten es unbedingt zu Null über die Zeit bringen“, klagte Letsch. „Insgesamt war es aber gut.“

Keven Schlotterbeck hat bei seinem Bundesliga-Debüt für den VfL Bochum getroffen.
Keven Schlotterbeck hat bei seinem Bundesliga-Debüt für den VfL Bochum getroffen. © dpa

An der Offensive, die zuletzt ihre Schwierigkeiten hatte, rund um den Strafraum in aussichtsreiche Schusspositionen zu kommen, gab es noch weniger auszusetzen – woran Mittelstürmer Philipp Hofmann großen Anteil hatte. Dem 29-Jährigen gelangen seine Saisontore Nummer fünf (22.) und sechs (56.), das 3:0 dabei im Stil eines klassischen Neuners: einfach mal draufhalten. Hofmann traf nach einem feinen Konter über Christopher Antwi-Adjei zwar nur Berlins Maximilian Mittelstädt. Der Verteidiger aber fälschte den Ball unhaltbar für Oliver Christensen ab. „Sonst haben wir oft noch leider den Extra-Pass gespielt“, sagte Letsch. „Nur wenn du schießt, kannst du ein Tor machen.“ Hofmann habe „diese Qualität, er ist mit seinen gefühlt 2,20 Meter so schwer zu verteidigen“ – und wird auch von seinen Mitspielern immer besser eingesetzt.

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Überraschend bekam Hofmann in der Startelf Unterstützung durch Simon Zoller, dem Letsch aufgrund seiner Qualitäten im Spiel gegen den Ball den Vorzug vor WM-Fahrer Takuma Asano gab. Hofmann hätte sich „gefreut, wenn er auch getroffen hätte. Simon ist ein extrem cleverer Spieler.“ Und dann hatten die Bochumer eben auch noch das Glück der Tüchtigen: Lucas Tousarts vermeintlicher Führungstreffer (11.) wurde nach Ansicht der Videobilder zurückgenommen.

Simon Zoller (vorne) stand überraschend in der Startelf des VfL Bochum.
Simon Zoller (vorne) stand überraschend in der Startelf des VfL Bochum. © ffs | Udo Kreikenbohm

Schon am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) gastiert der VfL Bochum bei Bayer Leverkusen. „Da kommt eine heftige Aufgabe auf uns zu“, befürchtet Trainer Letsch und warnt vor Leichtsinn nach dem Befreiungsschlag: „Wir wissen um die Qualität unserer Mannschaft und um die der anderen und können das ganz gut einschätzen. Wenn wir jetzt anfangen, unsere Einstellung zu verändern, dann haben wir verloren – das wäre das Schlimmste, was passieren kann.“

Das Geschäft ist schnelllebig, in die eine wie in die andere Richtung. Gute Ansätze können rasch so schnell in Vergessenheit geraten wie schlechte Testspielergebnisse.