Bochum. Der VfL Bochum bezwingt Borussia Mönchengladbach mit 2:1. Anschließend findet Trainer Letsch lobende Worte - und kann Gladbachs Ärger verstehen.
Wie eine Szene zwei Klubs in gegensätzliche Gefühlswelten katapultieren kann, ließ sich am Dienstagabend studieren, als Kevin Stöger und Christoph Kramer zur 82. Minute befragt wurden.
„Ich habe die Szene noch gar nicht gesehen“, gestand Stöger. Mit der Gewissheit, durch den 2:1 (2:0)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach gerade drei immens wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt eingesammelt zu haben, ließ der Spielmacher des VfL Bochum noch einen süffisanten Satz folgen: „Aber klar, das war klar Abseits.“
VfL Bochum gegen Gladbach: Alle News
- Gladbachs Ärger ist verständlich: VAR verkommt zur Willkür
- VfL Bochum: Wie Antwi-Adjei zum Gewinner unter Letsch wurde
- Kramer schimpft nach Pleite gegen VfL: "Geklautes Tor"
- VfL Bochum: "Erste Halbzeit war top, die zweite geil"
- VfL Bochum: Standing Ovations für Lampropoulos - Note 2
Wenig später war Christoph Kramer indes überhaupt nicht zu Späßen aufgelegt. Der 31-Jährige hatte die Hände tief in seinen Jackentaschen vergraben, die Miene war für kramersche Verhältnisse finster. Einerseits hatte das mit dem aus seiner Sicht „mutlosen“ Auftritt der Borussia zu tun. Andererseits, und das versetzte den ehemaligen Bochumer noch viel mehr in Rage, mit dem vermeintlichen Gladbacher Ausgleichstreffer kurz vor Schluss.
„Wenn ich die Gladbach-Brille ablege und mir die VfL-Bochum-Brille aufsetze, dann ist es immer noch ein geklautes Tor. Da gibt es keine zwei Meinungen“, motzte Kramer.
VfL Bochum gegen Gladbach: DFB gibt Schiedsrichter Schlager recht
Jene 82. Minute erforderte mal wieder ein tiefes Graben im Fußball-Regelwerk. Gladbachs Jonas Hofmann hatte den Ball von der rechten Seite in den Strafraum geflankt, Ramy Bensebaini ihn ins Tor geköpft. So weit, so gut – dachte auch Schiedsrichter Daniel Schlager und zeigte Richtung Mittelkreis. Im Kölner Keller aber meldete Videoreferee Johann Pfeiffer eine Abseitsposition von Hofmann, obwohl der Ball zuvor von Bochums starkem Innenverteidiger Vasileios Lampropoulos zu Borussias Flügelspieler geklärt worden war.
„Aufgrund der neuen Regelauslegung handelt es sich nicht um ein kontrolliertes Spielen, da er (Lampropoulos, Anm. d. Red.) sich im Zweikampf befindet“, schilderte Schlager. „Daher war für uns die Entscheidung Abseits die Konsequenz.“ Eine kontrollierte Aktion wäre es aus Sicht des 32-Jährigen gewesen, wenn Lampropoulos „Richtung Mittelkreis“ gespielt hätte. Kramer hielt dagegen: „In der Situation war es nicht unkontrolliert, sondern Unvermögen, weil er den Ball klar spielen kann und ihn einfach nicht richtig trifft.“ Der Deutsche Fußball-Bund gab Schlager am Mittwoch in der Bewertung der Szene recht.
Mehr News zum VfL Bochum
- Alle Nachrichten zum VfL direkt in Ihr Postfach: Hier für den kostenlosen Newsletter anmelden
- Interviews, Berichte, Hintergründe – alles auf einen Blick: Jederzeit auf waz.de/VfL
- VfL Bochum – gefällt mir! Hier geht es zu unserer Facebook-Seite für VfL-Bochum-Fans
Die Diskussion um den Videobeweis, der für 25.900 Zuschauer im Ruhrstadion und auch alle Beteiligten auf dem Rasen wie aus dem Nichts nach Bensebainis Kopfball zum Einsatz kam, änderte aber nichts daran, dass der Bochumer Sieg durch die Tore des quirligen Christopher Antwi-Adjei (7.) und von Philipp Hofmann (12.) verdient war. Und daher richtete Gladbachs Trainer Daniel Farke auch deutliche Worte an seine Mannschaft. „Ich war mit unserer ersten Halbzeit – insbesondere den ersten 25 Minuten – überhaupt nicht einverstanden“, beklagte er. „All das, was wir uns hier vorgenommen haben, haben wir nicht an den Tag gelegt. Ich fand uns mutlos, ich fand uns lauffaul, ich fand uns gedanklich überhaupt nicht schnell.“
Auch interessant
Der VfL zeigte eine enorme Kompaktheit gegen den Ball, störte Gladbachs Aufbauspiel früh, kam immer wieder in gefährliche Räume hinter der Viererkette. Auch der Anschlusstreffer durch Alassane Pléa (62.) warf die Bochumer nicht aus der Bahn. „Es hat sich immer wieder einer dazwischengeworfen, auch in Situationen, in denen wir keinen Zugriff hatten – das war schon große Klasse,“ lobte VfL-Trainer Thomas Letsch.
VfL Bochum: Trainer Letsch versteht Ärger von Farke
Den Ärger seines Kollegen Farke („eine unterirdische Schiedsrichterleistung“) konnte Letsch verstehen. „Ich glaube, es ist eine Situation, die man sich einmal oder 20-mal anschauen und immer wieder zu einer unterschiedlichen Meinung kommen kann“, meinte er.
Auch interessant
In einer anderen Sache aber waren sich alle Bochumer an diesem Abend einig. „Ich glaube, dass wir auf einem super Weg sind“, freute sich Letsch. Im letzten Spiel des Jahres am Samstag beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky) „wird es Zeit, für die ersten drei Punkte auswärts“, kündigte Spielmacher Stöger an. Die Zuversicht wächst.