Bochum. Nach der Trennung von Thomas Reis ist der VfL Bochum auf Trainersuche. Gerüchte gibt es viele, manche sind wild. Zum Stand und Fahrplan.

Der VfL Bochum hat sich von Trainer Thomas Reis getrennt, der Blick geht voraus. Die Trainersuche läuft seit Montag intensiv an. In der Länderspielpause, also nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln am kommenden Sonntag (17.30 Uhr/Sky), soll möglichst ein neuer Cheftrainer übernehmen. Das ist nach Informationen dieser Redaktion der Fahrplan. Ob er eingehalten werden kann, ist aber offen.

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Gegen Köln wird Heiko Butscher, der U19-Trainer, in seinem dritten Spiel als Interimstrainer des VfL versuchen, das Ruder herumzureißen mit seinem Team. Läuft es nach Plan, soll in den Tagen danach der Reis-Nachfolger feststehen. Der hätte dann mit dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig am 1. Oktober (15.30 Uhr/Sky) gleich eine Herkules-Aufgabe vor sich.

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Mit Butscher bis zur Winterpause ist nicht der Plan des VfL Bochum

Die Variante mit Fußball-Lehrer Butscher (42/seit zehn Jahren im Verein) bis zur Winter-Pause, um dann zu beurteilen, ob es passt oder nicht, spielt in den Überlegungen der VfL-Verantwortlichen um den für den Trainerjob zuständigen neuen Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian keine Rolle. Butscher soll zurück zu den A-Junioren kehren, sobald ein neuer Chefcoach gefunden ist.

Natürlich tauchen in den sozialen Foren und in verschiedenen Medien schnell Gerüchte auf, wer Reis folgen könnte. Manche sind naheliegend, manche kreativ, manche einfach nur wild. Von Patrick Fabian werden Gerüchte jetzt und in Zukunft nicht kommentiert. Nach dem teils öffentlichen Theater um Reis und seine Verträge und Wechsel-Ambitionen im Sommer wird die VfL-Spitze wohl alles dafür tun, dass keine Interna nach außen dringen, keine Wasserstandsmeldungen für Unruhe sorgen.

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Alles andere würde dem Verein jedenfalls nach dem Neustart – Patrick Fabian folgte zum 1. September Sportchef Sebastian Schindzielorz, Mister X folgt Trainer Thomas Reis und seinem ebenfalls freigestellten Co-Trainer Markus Gellhaus – weiteren erheblichen Schaden zufügen nach dem Null-Punkte-Start samt lauter „Nebengeräusche“ und dem Reis-Aus.

Mark Fotheringham? Der Schotte ist keinen Gedanken wert beim VfL Bochum

Dass von anderer Seite, Beratern und Trainer-Kandidaten oder auch konkurrierenden Vereinen, Gerüchte oder auch Handfestes forciert wird hier und dort, gehört zum Geschäft. Das britische Boulevard-Blatt „Sun“ wirft den Schotten Mark Fotheringham ins Rennen. Der erste Schotten-Trainer in der Bundesliga, „historisch!“

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Der Ex-Profi und ehemalige Co-Trainer in Karlsruhe, Ingolstadt und zuletzt bei Hertha BSC habe Kontakt zum VfL. Vielleicht hat er Bochum tatsächlich selbst kontaktieren lassen. Nach Informationen dieser Redaktion ist der 38-Jährige Ex-Spieler von zig Vereinen (u.a. Celtic Glasgow) keinen Gedanken wert beim VfL Bochum. Er passt ja gar nicht ins Profil.

Fabian ist von der Qualität des Kaders überzeugt

Das hat Fabian bei der Pressekonferenz zusammengefasst so umrissen: Kein Feuerwehrmann soll er sein. Einer, der nicht komplett unerfahren ist (Fotheringham wäre als Cheftrainer ein Neuling). Einer mit klarer Linie sowohl in der Ansprache als auch taktisch auf dem Feld (was wohl jeder Trainer für sich in Anspruch nimmt). Einer, der eine Gruppe führen kann (was man im Profibereich bewiesen haben sollte).

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Zu teuer darf er natürlich auch nicht sein. Und er muss vor allem einer sein, so Fabian, der davon überzeugt ist, mit dieser Mannschaft den Klassenerhalt schaffen zu können und dies auch entsprechend vermittelt, intern wie extern.

Letzteres ist die wohl größte Hürde: Hat die Mannschaft genug Qualität? Fabian sagt ja. Er betont, dass diese (Nicht-)Qualitätsdebatte der Mannschaft nicht irgendwann als Ausrede dienen darf. Der neue Trainer muss das auch erstmal so sehen.

Fabian: Gibt Trainer, „die sehr gut zum VfL passen“

Dass der eine oder andere mögliche Kandidat lieber nein sagen wird, auch aufgrund des schweren Erbes vom bei vielen Fans verehrten Reis, räumte Fabian bereits ein. Die Trainersuche ist daher eine äußerst schwierige Aufgabe für ihn. Eine, die der 34-jährige Neuling auf dieser Position allerdings selbst so gewollt hat mit seiner gemeinsam mit Finanz-Geschäftsführer Ilja Kaenzig, mit Vorstandschef Hans-Peter Villis und dessen Präsidium getroffenen Entscheidung gegen Reis. „Es gibt Trainer, die sehr gut zum VfL passen“, sagte Fabian am Montag, „auch wenn die Lage sehr kompliziert ist.“

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Uwe Neuhaus würde auf den ersten Blick ins Profi passen

Weitere im Netz gehandelte Kandidaten sind unter anderem wie berichtet Dimitrios Grammozis (44/freigestellt bis Juni 2023 vom FC Schalke 04) oder auch Uwe Neuhaus. Der Hattinger würde auf den ersten Blick gut ins Profil passen. Der 64-jährige ehemalige Spieler von RW Essen und der SG Wattenscheid 09 trainierte von 2007 bis 2014 Union Berlin. Von 2015 bis 2018 Dynamo Dresden. Von 2018 bis 2021 Arminia Bielefeld.

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Mit Bielefeld wurde er Zweitliga-Meister, nach schwachem Rückrunden-Start trennte man sich im März 2021 von ihm, seitdem ist er ohne Trainerjob. Die Arminia schaffte noch den Klassenerhalt. Neuhaus ist kein Feuerwehrmann, einer mit klarer Linie und mit Erfahrung in der Bundesliga und 2. Liga, die man in Bochum ja auch zwingend im Blick haben muss. Einer mit Charisma. Allerdings war bei seinem Abschied aus Bielefeld auch von einem Zerwürfnis mit den Klub-Chefs die Rede und davon, er stünde nicht hinter der Vereins-Strategie als Ausbildungsverein.

Es bleibt spannend beim VfL Bochum.