Bochum. Der VfL Bochum setzt seinen Aufstiegstrainer Thomas Reis vor die Tür. Damit wächst der Druck auf die Entscheidungsträger. Ein Kommentar.
Patrick Fabian beweist Mut. Der 34-jährige Neuling als Geschäftsführer Sport beim VfL Bochum hat Trainer Thomas Reis freigestellt. Den Mann, der den VfL von den elf Jahre lang fest verknoteten Fesseln der 2. Liga befreite. Den Mann, der den FC Bayern und Dortmund besiegte und mit Bochum auf wundersame Art den Klassenerhalt feierte.
VfL Bochum: Führung war nicht mehr von Thomas Reis überzeugt
Der für die Trainerstelle zuständige Fabian handelte, nach langer Analyse im Einklang mit seinen Geschäftsführer-Kollegen Ilja Kaenzig und Vereinschef Hans-Peter Villis, nach den üblichen Gesetzen der Branche. Sechs Niederlagen zum Saisonstart waren für die Vereinsführung mindestens eine zu viel.
Die Pro-Reis-Argumente wie Match- und Verletzungspech, wie XXL-Umbruch nach dem Verlust zahlreicher Leistungsträger der Vorsaison, aber auch der Einsatz der Mannschaft und die Unterstützung der Fans, sie überzeugten sie nicht.
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Dabei ist der Kader schwächer als in der Vorsaison, den wiederum Fabians Vorgänger Sebastian Schindzielorz zu verantworten hat. Dazu das Theater um die Reis-Vertragsverhandlungen mit Bochum ebenso wie mit Schalke, der Bruch in der Beziehung Reis/VfL-Führung.
Eine schwierige Gemengelage.
Die Mannschaft ist im aktuellen Zustand auf Strecke nicht bundesliga-tauglich. Diesen Zustand kreidet man auch und offenbar vor allem Thomas Reis an, der sich stets an Ergebnissen messen lassen will. Das ist legitim.
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Interimsweise übernimmt Heiko Butscher, der U19-Trainer. Wie lange, ist offen. Vielleicht ja doch bis zur Winterpause. Derzeit muss sich ein neuer Trainer jedenfalls sehr gut überlegen, ob er beim VfL Bochum eine gewinnbringende Perspektive sieht.
Die Trennung von Reis ist auch eine Chance für Fabian, sich mit seinen Ideen und seinem Trainerteam zu profilieren. Zugleich ist sie ein Risiko mit großer Fallhöhe. Reis hat bei vielen Fans seinen Helden-Status behalten, auch wenn sein Image Kratzer abbekommen hat.
Reis selbst hat mit seiner in den Vertragsverhandlungen mit Bochum zur Verlängerung des Kontraktes geforderten Ausstiegsklausel und seiner Liaison mit Schalke samt öffentlichem Dementi die von vielen erträumte Denkmal-Geschichte zu einem Märchen umgeschrieben. Die Gräben waren nicht mehr zuzuschütten. Mit Sicherheit war auch das ein Trennungsgrund, auch wenn es keiner so deutlich sagen will.
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An der Spitze des Vereins steht Hans-Peter Villis. Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz hat seinen Vertrag im Mai freiwillig gekündigt. Ob aus innerem Antrieb oder wegen fehlender Wertschätzung, kann man nur spekulieren. Villis bestellte Fabian zu seinem Nachfolger.
VfL Bochum: Villis will wiedergewählt werden
Jetzt steht der VfL Bochum binnen zwölf Tagen ohne die beiden Typen da, die Bochum in den vergangenen drei Jahren zurück in den nationalen Fokus geführt haben. Ohne Schindzielorz und ohne Reis. Einzig Ilja Kaenzig, der Sprecher der Geschäftsführung und auch ein Architekt des Erfolges, ist noch da.
Und Hans-Peter Villis. Er ist seit 2012 Vereinsboss, er will bei der Mitgliederversammlung im Spät-Herbst wiedergewählt werden. Auch für ihn birgt die Reis-Trennung eine große Gefahr. Bleiben die Ergebnisse in den nächsten Wochen weiter aus, wird aus dem bereits jetzt wieder kühler aufziehenden Gegenwind ein eisiger.