Bochum. Null Punkte, Schlusslicht – jetzt geht es auf Schalke um die nahe Zukunft auch von Reis. Gründe des Fehlstarts: ein Kommentar zum VfL Bochum.

Stadionsprecher Michael Wurst pushte die Fans vor dem Anpfiff, zog sie in eine klare Richtung, sofern er sie überhaupt dort hinziehen musste. Unsere Stadt. Unser Verein. Unser Trainer. „Thomas“, rief er ins Mikro – „Reis!“ dröhnten die meisten der 25.800 Fans im Ruhrstadion zurück.

Die Anhängerinnen und Anhänger gaben damit schon vor dem Anpfiff eine klare Antwort auf die Frage, was sie von dem Wirbel um Trainer Thomas Reis halten. Nichts.

Totale Unterstützung: ein starkes Zeichen der VfL-Bochum-Fans

Der interne und mediale Sturm um Thomas Reis’ Vertragsgespräche mit Schalke 04 im Sommer, die es auch nach unseren Informationen definitiv gab, und sein kommunikativ unglückliches Dementi auf der Spieltagpressekonferenz am Donnerstag hat die lautstarke Fraktion der Fans nicht dazu bewogen, auf Reis zu pfeifen. Auf den Trainer, der Bochum zurück in die Bundesliga, dort zum Klassenerhalt geführt hat, garniert mit Siegen gegen Bayern und beim BVB. Ein ganz starkes Zeichen der Fans. Wieder einmal.

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Trainer Reis hat den Rückhalt der Fans – noch zumindest

Reis hat den Rückhalt der Fans. Noch zumindest. Denn es ist ja ein Satz fürs Phrasenschwein, dass nach zu vielen Niederlagen die Stimmung in der Regel kippt, vor allem nach Niederlagen bei eben jenem FC Schalke 04, der auch noch sieglos ist und mit drei Punkten in Sichtweite.

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Dass die Mannschaft als kämpfende Einheit auftrat beim wieder einmal vermeidbaren 0:2 gegen Bremen, dass die Fans als Einheit auftraten, war und ist gut für den VfL Bochum. Auch dieser Satz wiederholt sich ja längst: Nur gemeinsam kann Bochum den Klassenerhalt schaffen.

Interner Knatsch muss intern ausgefochten werden

Innerbetriebliche Störungen müssen dafür künftig innerbetrieblich abgearbeitet werden, persönliche Interessen hinten anstehen. Die Mannschaft muss weiterhin bei sich bleiben. Bisher ist von Zerrissenheit innerhalb des Teams samt Trainer über das übliche Maß an Frustpotenzial hinaus jedenfalls nichts zu spüren und zu hören.

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Die Mannschaft muss weiterhin Leidenschaft auf den Platz bringen. Die hat Bochum zuletzt in Freiburg und gegen Bremen gezeigt. Wenn sie diese Intensität weiterhin zeigt, werden ihr von den Fans auch Niederlagen, auch haarsträubende Fehler bis zu einem gewissen Grad verziehen. Das war nicht immer so in Bochum.

Das sind die wesentlichen Gründe für den Fehlstart

Die Gründe für die vereinsrekordträchtige Niederlagen-Serie mit fünf Pleiten aus den ersten fünf Bundesliga-Spielen sind ja auch deutlich vielschichtiger, als dass man sie auf Wechselavancen und internen Knatsch zurückführen könnte. Und sie erklären sich auch nicht nur mit fehlendem Matchglück.

Über alle Spiele hinweg gesehen haben Leistungsträger der Vorsaison noch nicht ihre Vorjahres-Form erreicht oder konstant gezeigt. Anthony Losilla zum Beispiel. Oder Manuel Riemann, der gegen Bremen erstmals fehlerfrei blieb. Die einsatzfähigen Neuzugänge haben die Spielart noch nicht verinnerlicht, ihre Integration dauert länger als erhofft, einige kamen auch erst spät zum Kader.

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Und: Viel zu viele Defensiv-Spezialisten fallen mit muskulären Problemen aus. Neben dem unverzichtbaren Danilo Soares und dem zurzeit eigentlich auch unverzichtbaren Konstantinos Stafylidis zählen die Zugänge Jacek Goralski, Jannes Horn und zuletzt auch Dominique Heintz dazu. Woche für Woche muss eine neue Not-Viererkette, der zentral das Tempo fehlt, versuchen, möglichst keine Fehler zu machen. Was ihr bisher nicht gelungen ist. Individuelle Aussetzer erlaubten Mainz, Hoffenheim, Freiburg und nun Bremen den Sieg. Zudem gibt es zu viele Lücken im Defensivverbund der Bochumer.

Bei einem Sieg ist Bochum punktgleich mit Schalke - aber auch Reis-Trennung ist möglich

Und doch ist der VfL trotz des kapitalen Fehlstarts noch nicht hoffnungslos verloren. Es folgt der sechste Spieltag. Das Revierderby. Ein Sieg beim immer noch wuchtigeren, größeren, mächtigeren FC Schalke 04 würde zum einen viele Wunden heilen. Und zum anderen, das ist entscheidend, den VfL wieder auf Kurs Klassenerhalt bringen. Bei einem Sieg wäre Bochum punktgleich mit den Königsblauen.

Es ist Zeit für die Wende. Ansonsten, auch das ist im Leistungssport normal, verliert auch der mental stärkste Spieler irgendwann zumindest ein Stück weit den Glauben ans Team, an sich selbst. Dann greifen in der Regel die üblichen Gesetze der Branche. Dann soll ein „neuer Impuls“ von der Trainerbank kommen.

Das aufgebauschte, millionenschwere Fußballgeschäft ist eben immer noch ein ziemlich einfaches Spiel.