Bochum. Zahlreiche Stammkräfte fehlten Bochum gegen Bremen. Gegen Schalke könnten einige zurückkehren, andere fehlen noch länger. Der Stand.

Das Stadion explodierte vor lauter Glück. Nach feiner Hackenvorlage von Patrick Osterhage spitzelte Kevin Stöger den Ball Richtung Tor, den Einschlag verhinderte Niklas Stark mit einer spektakulären Rettungsaktion auf der Linie. Er schoss Philipp Hofmann an den Ellbogen. Eine gefühlte Ewigkeit später stand fest: Kein Tor nach Videobeweis. Eine korrekte Entscheidung laut Regelwerk. Aber doch irgendwie auch symptomatisch für Bochums Lage. „Wir müssen uns das Glück, das uns zurzeit fehlt, weiterhin hart erarbeiten“, stellte Trainer Thomas Reist fest.

0:2 gegen den erst einmal auch tabellarisch enteilten Aufsteiger Werder Bremen. Wieder kein Punkt. Bochum will und muss nun beim nur drei Punkte entfernten, auch noch sieglosen FC Schalke 04 am Samstag (18.30 Uhr/Sky) die Wende einläuten.

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Kevin Stöger fordert noch mehr Arbeit im Training

„Noch mehr arbeiten im Training“, meinte Kevin Stöger, müsse man dafür. Noch galliger darauf sein, keine Gegentore zu kassieren. Denn bei allen Unzulänglichkeiten im eigenen Angriffsspiel: Ein Punkt war ja bis kurz vor Schluss möglich gegen Bremen. Auch laut Werder-Coach Ole Werner wäre er aufgrund der Leistungssteigerung des VfL in der letzten halben Stunde verdient gewesen.

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Doch „wieder stehen wir mit leeren Händen da“, seufzte Stöger, „und man fragt sich: warum?“ Weil Vasileios Lampropoulos einen seiner vielen intensiven Zweikämpfe mit Werders starkem Stürmer Niclas Füllkrug verlor und Füllkrug ziehen ließ. Weil Jordi Osei-Tutu die Flanke von Mitchell Weiser nicht verhinderte. Der späte Schock (86.). „Das darf uns nicht passieren, da müssen wir so ein Spiel auch mal mit einem 0:0 ins Ziel bringen“, meinte Stürmer Hofmann.

Muskelfaseriss: Goralski fällt einige Wochen aus

Haben sie aber nicht, und der Ausfall von gleich drei Spielern, die in Freiburg noch erste Wahl waren, trug seinen Anteil dazu bei. Jacek Goralski hat sich nach Informationen dieser Redaktion bei einem Sprint im Training am Donnerstag einen Muskelfaserriss zugezogen. Er fällt mindestens zwei Wochen lang aus, nachdem der Pole bei seinem ersten Startelf-Einsatz nach seiner Augen-Operation in Freiburg eine stabilisierende Wirkung erzeugt hatte als Sechser.

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Philipp Förster ersetzte ihn, er enttäuschte gegen Bremen, ebenso wie Anthony Losilla. Dem Kapitän unterliefen gefühlt in den ersten Partien dieser Saison so viele Fehler wie in der kompletten Rückrunde der Vorsaison.

Osterhage ist eine Alternative auch als Achter

Als Alternative bietet sich noch der offensivstarke, vor allem schnellere Patrick Osterhage an. Möglich, dass der ebenfalls aus einer Verletzung zurückgekehrte 22-Jährige, der nach seiner Einwechslung einen guten Eindruck hinterließ, auf Schalke loslegen wird. Womöglich als Achter neben Kevin Stöger, der gegen Bremen erstmals auch zu viele Fehler machte.

Darum spielte Osei-Tutu hinten links

Hinten links bleibt eine Problemzone. Konstantinos Stafylidis wird laut Trainer Reis auch beim Spiel auf Schalke nicht dabei sein können (muskuläre Probleme). Danilo Soares soll ab Montag das komplette Mannschaftstraining absolvieren. Nach rund drei Monaten ohne Mannschaftstraining aber wird die Schalke-Partie für den Leistungsträger noch zu früh kommen.

Jannes Horn könnte dann soweit sein. Gegen Bremen verzichtete Reis auf den Neuzugang, weil er nach auskuriertem Muskelfaserriss noch nicht bei 100 Prozent angekommen ist. Da auch Saidy Janko ausfiel – er soll am Montag wieder mittrainieren – spielte Jordi Osei-Tutu Linksverteidiger. Der Engländer hat seine Stärken klar im Offensivspiel. Für die ungewohnte Position erledigte er seinen Job „ordentlich“, urteilte Reis – aber für Bundesliga-Maßstäbe, das darf man hinzufügen, nicht gut genug.

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Ordets nicht in Form: Darum spielte Lampropoulos

In der Innenverteidigung fehlte Dominique Heintz. Er hatte ein Ziehen in einem Muskel verspürt, soll aber am Montag wieder ins Training zurückkehren. Für ihn spielte Lampropoulos. Auch, weil er die Abläufe besser kennt als Neuzugang Ivan Ordets, erklärte Reis auf Nachfrage. Lampropoulos verteidigte stärker als der oft zu unaufmerksame Erhan Masovic – dann unterliefen ihm zwei Fehler. Sie führten zum 0:1 und 0:2.

Ordets ist aktuell (noch) nicht in bester Form. Das soll sich, so die Hoffnung, ändern im Saisonverlauf. Der international erprobte Ukrainer, der monatelang ja keine Spielpraxis hatte, ist eigentlich als feste Abwehrgröße vorgesehen.

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Offensiv fehlt der Lucky Punch - 0:13 Tore in Reihe

Offensiv ist Bochum personell besser aufgestellt – auf dem Platz aber passiert zu wenig. Seit dem frühen 2:0 von Simon Zoller in Hoffenheim, seit 374 Minuten plus Nachspielzeit, wartet der VfL auf einen Treffer. 0:13 Tore lautet die Bilanz seit diesem 2:0-Zwischenstand am zweiten Spieltag.

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Was macht Mut? Die eingewechselten Osterhage im Zentrum, Christopher Antwi-Adjei auf dem Flügel nach dreiwöchiger Verletzungspause und Philipp Hofmann im Sturmzentrum sorgten mit dafür, dass Bochum bis zum 0:1 die Schlussphase gehörte. Takuma Asano hatte im zweiten Durchgang gute Aktionen, Gerrit Holtmann im ersten. Simon Zoller gefiel als Anläufer, als Kämpfer, zum Abschluss allerdings kam er nicht. Lys Mousset könnte eine weitere Trainingswoche dazu nutzen, seine Fitness auf Erstliga-Niveau zu bringen. Gegen Bremen verzichtete Reis freiwillig auf seinen Joker-Einsatz.

Trainer Reis will der Mannschaft Mut machen

Auf Schalke zählt es. „Aufgeben gibt es bei uns nicht“, sagt Reis. Positiv denken ist ein Mittel zum Zweck. Bei Siegen auf Schalke und im kommenden Heimspiel gegen Köln hätte Bochum zwei Punkte mehr als nach dem siebten Spieltag in der Vorsaison. Reis sagt: „Wir haben noch die Chance, nach sieben Spieltagen genauso viele Punkte oder sogar mehr zu haben wie in der Vorsaison. Das muss rein in die Köpfe. Das Derby auf Schalke wäre ein guter Zeitpunkt, uns erstmals auch mal zu belohnen.“