Bochum. Der VfL Bochum hat den ersten Punktgewinn dieser Saison verpasst. Ein später Doppelschlag bringt Werder auf die Siegerstraße.
Der VfL Bochum hat nicht gut gespielt, aber gegen Werder Bremen alles investiert mit der Unterstützung seiner nonstop und lautstark hinter Team und Trainer stehenden Fans. Doch nach einem Treffer von Niclas Füllkrug in die beste Phase der Bochumer hinein ging Werder spät mit 1:0 in Führung (86.). Ein Elfmeter-Tor von Füllkrug in der Nachspielzeit sorgte für das 0:2. Dem VfL wurden zwei Treffer nach Videobeweis zu Recht aberkannt.
Nach der fünften Pleite im fünften Spiel bleibt Bochum eine Woche vor dem Derby beim FC Schalke 04 Schlusslicht.
Die Fans des VfL Bochum im mit 25.800 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Ruhrstadion zeigten schon vor der Partie ganz klare Kante: für ihren Verein, ihr Team und Trainer Thomas Reis, dessen von ihm dementierten Vertragsgespräche mit Schalke 04 im Sommer in dieser Woche publik geworden waren. Nach der Vorstellung der Startelf-Spieler heizte Stadionsprecher Michael Wurst ein. „Das ist unser Verein, in dieser Konstellation sind wir aufgestiegen und haben den Klassenerhalt geschafft“, rief er ins Rund. „Und das ist unser Trainer: Tho-mas“ – „Reis!“, dröhnte es zurück.
VfL Bochum: Torwart Manuel Riemann wieder stark
Der Coach musste mehrere Nackenschläge verkraften personell. Neben Konstantinos Stafylidis fielen von der Freiburger Startelf auch Innenverteidiger Dominique Heintz und Sechser Jacek Goralski aus. Zudem fehlte Saidy Janko, alle klagten über muskuläre Probleme, hieß es vom Verein. Jordi Osei-Tutu statt des erwarteten Jannes Horn begann hinten links, Vasileios Lampropoulos statt des Neuzugangs Ivan Ordets rückte neben Erhan Masovic in die Innenverteidigung, und Philipp Förster spielte neben Anthony Losilla auf der Sechs.
Der VfL nahm die während der Partie komplett anhaltende, famose Unterstützung der Fans auf, setzte sie in der starken Anfangsphase in Energie auf dem Rasen um. Nach 40 Sekunden prüfte Takuma Asano Torwart Jiri Pavlenka, nach 96 Sekunden strich ein Schlenzer von Kevin Stöger knapp am rechten Pfosten vorbei.
Zehn Minuten drückte Bochum, dann kam Werder besser in die heiß umkämpfte, aber vor allem überaus zerfahrene Partie auf niedrigem Bundesliga-Niveau. Förster hatte im Zentrum große Probleme, Losilla zeigte ganz viel Herz, kam aber zu oft zu spät, Masovic kämpfte gegen Ducksch und mit sich, Osei-Tutu hatte so seine Auszeiten auf der für ihn ungewohnten Position. Und nach vorne hatte Kevin Stöger einen schwachen Tag erwischt, von Asano kam erst in der zweiten Halbzeit mehr, Simon Zoller war nur als Anläufer zu sehen. Gerrit Einzig Holtmann sorgte ab und an für ein Zeichen.
Und gottlob durften die Fans mehrmals Manuel Riemann feiern. Nach Förster-Fehler klärte er gegen Niclas Füllkrug weit vor dem Sechzehner per Grätsche, wobei Schiedsrichter Robert Schröder nach der Riemann-Rettungstat ohnehin auf Abseits entschied (18.).
VfL Bochum hat Glück bei Schmidts Pfostentreffer Glück
Werder war nun drauf und dran, in Führung zu gehen. Ducksch, Masovic einfach entwischt, scheiterte frei vor Riemann an Riemann (23.). Im Anschluss verdribbelte (!) sich Osei-Tutu am eigenen Strafraumrand (!!), irgendwie klatschte der Ball aber nur von den Bauch von Masovic. Trainer Reis, impulsiv in seiner Coaching Zone unterwegs während der ganzen Partie, tobte.
Ducksch fand dann von halblinks wieder in Riemann seinen Meister, ehe der Bochumer Torwart Glück hatte: Ein 23-Meter-Freistoß von Niklas Schmidt prallte vom rechten Innenpfosten zurück ins Feld (41.).
Und Bochum meldete sich offensiv zurück: Nach feinem Doppelpass mit Holtmann forderte Förster mit seiner besten Aktion Pavlenka heraus, den Nachschuss verpasste Asano knapp. 0:0 zur Pause im Spiel mit viel Einsatz, vielen Fehlern, offenbar auch viel Nervosität.
Nach der Pause ging es personell unverändert weiter, und die Fans standen weiter wie ein echter zwölfter Mann hinter ihrer Mannschaft. Der VfL mühte sich, aber in der Defensivarbeit gab es unheimlich viele Lücken, als hätte Werder einen Mann mehr in dieser Phase. Während Osei-Tutu, hinten zusehends überfordert oder auch alleingelassen, am Werder-Strafraum den Ball nicht traf bei einer guten Schusschance, versäumte Ducksch den Querpass auf den Kollegen – das Schüsschen aus elf Metern hielt Riemann locker fest (52.).
VfL Bochum: Lys Mousset im Kader, aber nicht eingewechselt
Keine Minute später passte der ansonsten ordentliche Lampropoulos nicht auf, Schmidt hatte freie Bahn, wollte den freien Ducksch am langen Pfosten bedienen. Doch Gamboa, einer der besseren Bochumer, bekam noch so gerade seinen Fuß dazwischen (54.).
Panne am Rande: Lys Mousset durfte sich laut „Sky“ nicht mit den anderen Reservisten hinterm Werder-Tor warmmachen, weil er sein Aufwärm-Shirt vergessen habe.
Erneut musste Riemann klasse parieren, nach einem kapitalen Bock von Losilla, der wie so viele Bochumer jetzt den Ball nicht traf, scheiterte Romano Schmid aus der Distanz. 41 Prozent Zweikampfquote Bochum, 59 Prozent Werder, das passte zum Bild.
Erstklassig waren weiterhin die Fans, und Reis reagierte mit dem ersten Wechsel: Der große Stoßstürmer Philipp Hofmann kam nach 65 Minuten, überraschend für Holtmann. Hofmann ging ins Zentrum, Zoller nach linksaußen, und Losilla köpfte knapp übers Tordreieck (65.). Bochum war wieder besser im Spiel. Losilla, der einfach nie aufgibt, hatte dann sogar die Riesenchance zur Führung, traf den Ball per Kopf aus kurzer Distanz aber nicht richtig (70.).
Reis wechselte doppelt, Christopher Antwi-Adjei und Patrick Osterhage kamen für Zoller und Förster. Nach langem Ball von Riemann enteilte Asano, die Ballannahme war weder schlecht noch gut genug, letztlich prallte Keeper Pavlenka mit Asanos Hüfte zusammen und musste behandelt werden.
VfL Bochum: VAR nimmt Tor zurück
Dann kochten die Emotionen über: Nach feiner Hackenvorlage von Osterhage brach Stöger fast bis zur Grundlinie durch und brachte den Ball an Pavlenka vorbei. Auf der Linie klärte Niklas Stark und schoss Hofmann an den Unteram. Tor. Das Stadion, die Spieler feierten. Doch der Kölner Keller schaltete sich ein, entschied zu Recht auf Handspiel. Kein Tor nach Videobeweis. 0:0 (83.).
Der VfL blieb dran, es war Feuer drin bei den Bochumer. Der im zweiten Durchgang aufdrehende Asano trieb den Ball nach vorne, sein Pass fand nur ein Bremer Bein.
Dann der Schock: Bremen brach wieder über rechts durch, die genaue Flanke von Mitchell Weiser hechtete Niclas Füllkrug per Flugkopfball unhaltbar ins rechte Eck. Minutenlang protestierten die Bochumer bei Schiedsrichter Schröder, weil Füllkrug Verteidiger Lampropoulos gehalten hatte, bevor er sich löste. Eine Aktion, die im Profifußball meistens wohl nicht gepfiffen wird. Es blieb beim Tor. 0:1. Ganz bitter für Bochum.
Und schon in der Nachspielzeit konnte dann Lampropoulos, der Unglücksrabe der letzten Minuten, Oliver Burke nur per Foul halten. Füllkrug erhöhte per Strafstoß auf 2:0 für die Gäste. Erhan Masovic verkürzte auf 1:2 nach Hofmanns Querpass aus kurzer Distanz (90.+6), doch erneut gab es einen VAR-Check: Hofmann stand im Abseits. Kein Tor. 0:2. Bochum bleibt am Boden.