Bochum. Beim 0:2 gegen Werder Bremen ärgert sich der VfL Bochum über wichtige Entscheidungen. Derzeit fehlt auch das Glück. Eine Analyse.

Sie waren frustriert, die Spieler des VfL Bochum. Tief frustriert. „Ich bin sprachlos“, sagte Kevin Stöger in der Interviewzone des Ruhrstadions nach dem 0:2 (0:0) gegen Werder Bremen; nach der fünften Niederlage im fünften Saisonspiel durch späte Tore von Niclas Füllkrug (86./90.+2). „Jetzt stehen wir hier wieder mit leeren Händen, und man frag sich: Warum?“, seufzte Stöger.

Mehrere Szenen in einem hektischen, von vielen Fehlern und viel Einsatz geprägten, kurzum einem „turbulenten Spiel“, so Bremens Trainer Ole Werner, sorgten für Diskussionen vor 25.800 Fans. In der besten VfL-Phase erzielte Bochum das 1:0 (80.). Niklas Stark hatte Torschütze Philipp Hofmann aus kürzester Distanz bei seiner Rettungsaktion auf der Linie den Ball an den Arm geschossen, von dort ging er ins Tor. Nach VAR-Check galt der Treffer nicht.

VfL Bochum wieder im Pech

„Die Regel sieht das vor“, meinte Stöger, stellte die Regel aber in Frage: „Hoffi kann sich den Arm ja nicht abschneiden.“ Hofmann meinte: „Der Ball springt mir gegen den Ellbogen. Es ist kleinlich. So ein Tor hätten wir heute wohl gebraucht.“ Vor dem späten 1:2 von Erhan Masovic (90.5) stand Passgeber Hofmann „wohl im Abseits“, sagte der Stürmer.

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Auch Reis akzeptierte die Regel und ärgerte sich doch. „Hoffi wird aus 30 Zentimetern angeschossen.“ Und: In der Vorwoche hatte ein Handspiel von Freiburgs Roland Sallai als nicht strafbar gegolten, weil er nicht direkt ein Tor erzielt hatte. Die Szene führte aber zum entscheidenden Elfmeter für Freiburg, zur 0:1-Niederlage für Bochum. Reis: „Wir müssen uns das Glück, das uns zurzeit auch fehlt, weiter hart erarbeiten.“

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Zweite, entscheidende Szene war die Entstehung des 0:1. Torschütze Niclas Füllkrug, der per Flugkopfball nach Mitchell Weisers Flanke traf zum 0:1 (86.), hatte Vasileios Lampropoulos geklammert und sich dann gelöst, meinten die wild protestierenden Bochumer Spieler. Es gab aber keinen Video-Check.

„Vasi wurde mit dem Ellbogen am Hals getroffen“, meinte Stöger. „Es hilft aber nichts, die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen.“ Hofmann kritisierte, „dass wir beim 1:0 zu weit weg waren von den Gegenspielern, das darf uns nicht passieren. Wir lassen uns kurz ablenken, ob es Foul war oder nicht. Es ist auch Pech, aber man muss kurz vor Schluss so ein Spiel auch mal mit einem 0:0 zu Ende bringen.“ Füllkrug legte per Strafstoß nach einem unumstrittenen Foul von Lampropoulos an Oliver Burke noch nach zum 2:0 für den Aufsteiger.

Trainer Thomas Reis lobt VfL Bochum

Trainer Reis wertete diesen einen von vielen „intensiven Zweikämpfen“ zwischen Lampropoulos und Füllkrug sinngemäß als hart, aber vertretbar. „Mir wurde gesagt, dass beide am Ärmel gezogen hätten“, sagte Reis. Letztlich sah er wieder individuelle Fehler, die den VfL wie schon gegen Mainz (1:2), Hoffenheim (2:3) und Freiburg (0:1) wenigstens einen Punkt kosteten. „Wir hätten es besser verteidigen müssen. Wir haben die Flanke zugelassen, hatten die Möglichkeit, mit dem Torschützen mitzulaufen. Es passieren uns einfach zu viele individuelle Fehler.“

Treibt sein Team an der Seitenlinie nach vorne: Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum.
Treibt sein Team an der Seitenlinie nach vorne: Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum. © dpa

Lob gab er seinem Team, dass es als „Einheit“ aufgetreten sei, „viel Intensität gezeigt“ und „die Zweikämpfe angenommen“ habe. Und Lob gab es für die Fans: Vor dem Anpfiff begrüßten sie den Trainer mit einem lauten „Reis!“ auf die entsprechende Vorlage („Thomas“) vom Stadionsprecher. Während der Partie unterstützten sie ihr Team bis nach dem Schlusspfiff lautstark, mitreißend. Ein klares Bekenntnis fürs Team, auch für Trainer Reis. „Die Zuschauer standen ganz hinter uns“, freute sich Reis. „Die Mannschaft braucht diese Unterstützung der Fans auch. Wenn sie weiter diese Intensität zeigt, muss das so weitergehen.“

VfL Bochum im Derby nicht nur wegen Schalke-Gerüchten unter Druck

Das Trainer-Thema um die öffentlich gewordenen Verhandlungen von Reis mit Schalke 04 im Sommer war also während der Partie bei den Fans und die ganze Woche lang bei den Profis „kein Thema“, wie sowohl Stöger als auch Hofmann und Patrick Osterhage versicherten. „Da sprechen wir nicht drüber“, sagte Hofmann etwa. Wichtig sei, dass man eine Einheit sei in der Kabine, „das sind wir“. Stöger sagte: „Wir haben uns die ganze Woche auf das Spiel vorbereitet, fokussiert auf unsere Aufgabe konzentriert. Der Trainer hat uns so gut eingestellt wie immer.“

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In einer Woche steigt das nun noch brisanter gewordene Derby auf Schalke (10. September, 18.30 Uhr). Schalke hat drei Punkte, Bochum gar keinen. Hofmann: „Die Fans haben uns heute schon gepusht am Zaun. Wir gehen wieder fokussiert in die neue Woche, wollen wieder ein gutes Spiel machen. Es wäre ein guter Zeitpunkt für die Wende.“

Dabei könnten die gegen Bremen fehlenden Dominique Heintz und Saidy Janko (beide muskuläre Probleme) wieder zurückkehren. Dagegen rechnet Reis beim ebenfalls verletzten Jacek Goralski (muskuläre Probleme) mit vielleicht rund 14 Tagen Ausfallzeit. Danilo Soares soll wieder komplett ins Mannschaftstraining zurückkehren.