Bochum/München. Nach vier Niederlagen gab Thomas Reis am Sonntag im Sport1-Doppelpass ein gutes Bild ab - und äußerte sich zu seiner Vertragssituation.

Thomas Reis blieb cool. Im geöffneten blauen Hemd und weißem Shirt darunter nahm er auf dem roten Sessel im Münchener Studio Platz bei der Live-Sendung „Sport1-Doppelpass“ am Sonntagvormittag. Und der Trainer des VfL Bochum ließ sich bei den Fragen und Diskussionen um seine bisher ausgebliebene Vertrags-Verlängerung nicht aus der Reserve locken. Er moderierte sie souverän ab.

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VfL-Trainer Thomas Reis lenkt vom Vertragsthema ab

Peter Neururer machte das Thema im Einspieler gleich heiß auf seine typische Art. „Ganz Bochum zittert. Du musst den Vertrag verlängern“, sagte er. Mit Neururer, seinem Ex-Trainer, sei er häufig in Kontakt, „aber da kann ich ihm nicht helfen“, sagte Reis trocken. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir jetzt den Fokus ganz auf den Sport legen. Ich habe einen Vertrag bis 2023, darüber mache ich mir keinen Kopf. Wir sind in einer schwierigen Situation, weil wir null Punkte haben. Meine Aufgabe ist es, mit der Mannschaft den richtigen Weg einzuschlagen“, ging der offenbar gut vorbereitete Reis gleich weg vom Vertrags-Thema.

Für Effenberg ist das Verschieben der Verhandlungen normal

Natürlich gab es Nachfragen, Diskussionen, Meinungen. Für Stefan Effenberg etwa ist das Verschieben der Verhandlungen in die WM-Pause „kein Problem“, sondern „ganz normal“. Alle wüssten doch, dass sich die Lage im Fußball in zwei, drei Monaten schnell ändern könnte.

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Reis war im Interview mit dieser Redaktion vor dem Bayern-Spiel vorgeprescht und hatte erklärt, dass die Verhandlungen auf Eis liegen. Der Verein zog Tage später nach. Reis bestätigte dann in einer Pressemitteilung des Klubs, dass es Angebote gab. Er lehnte sie bisher ab. Warum?

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Bleibt offen. „Das kann jeder so interpretieren, wie er meint“, sagte der 48-Jährige. „Ich habe einmal was zu meinem Vertrag gesagt, das wurde aufgebauscht. Es muss sich niemand um mich Sorgen machen, ich kann mir auch nächstes Jahr noch ein Stück Fleisch leisten. Ich fühle mich auf dem Trainingsplatz und beim Spiel wohl, darauf konzentriere ich mich. Es hieß ja auch, der Verein würde mit mir auch in die 2. Liga gehen. Aber ich tue mich schwer damit, jetzt von der 2. Liga zu reden, so weit ist es nicht.“

Reis setzt auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Sportchef Fabian

Reis verwies zudem darauf, dass mit Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz der auch für ihn zuständige und entscheidende Mann den VfL nun auf eigenen Wunsch verlässt. Sein Nachfolger, der zuletzt als Schindzielorz-Assistent und Team-Manager längst in alle Planungen involvierte Patrick Fabian, wurde am vergangenen Mittwoch offiziell als Nachfolger benannt. Am 1. September übernimmt er das Amt des neuen Sportchefs.

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Reis dazu: „Es ist ja nicht egal, wer da kommt. Jetzt steht Sesis Nachfolger mit Patrick Fabian fest. Ich bin ein Typ, der geradeaus ist, genau wie Patti. Wir wollen beide, dass der VfL in der Liga bleibt. Deshalb haben wir die Gespräche in den Winter vertagt. Meine Aufgabe ist es, dass die Mannschaft an Stabilität gewinnt.“ Einfluss auf die Ergebnisse hätte seine Vertragssituation nicht: „Das wäre eine billige Ausrede, dann könnten wir hier sofort Schluss machen. Wenn ich als Spieler auf dem Platz stehe, vergesse ich alles drumherum, da geht es nur um das Spiel.“

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Reis wirbt um Geduld: Kriegen beim VfL Bochum keine fertigen Spieler

In der WM-Pause sollen dann die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, bis dahin will Reis den VfL wieder auf Kurs gebracht haben. „Wir wollen das dritte Wunder schaffen. Außer gegen Bayern haben wir in den drei anderen Spielen auch schon gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagte Reis. „Aber wir sind noch nicht zu 100 Prozent eine Einheit, gegen Bayern wollte der eine Teil aktiv pressen, der andere noch nicht. Wir müssen auf dem Platz eine Einheit werden.“

Er warb dabei erneut um Geduld. „Ich habe gezeigt, dass ich Mannschaften entwickeln kann. Jetzt dauert es etwas länger. Ich habe immer gesagt, dass es auch mal eine Delle geben wird, da musst Du auch als Trainer gestärkt rauskommen, gemeinsam mit den Führungsspielern, alleine schaffst du das nicht.“

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Reis erläuterte, warum sein Team bisher noch keine perfekte Einheit sein kann. „Als VfL Bochum wirst du nie fertige Topspieler bekommen, sondern Spieler, die du entwickeln kannst. Wir haben Spieler dazu bekommen, die wenig Spielpraxis hatten, bei ihren Vereinen eine Delle hatten. Es bilden sich neue Hierarchien, die muss ich entwickeln. Die Aufgabe ist nicht einfach, aber das macht es ja auch so interessant beim VfL Bochum.“

Leistung in Freiburg soll das Startsignal sein

Immer wieder gab es Applaus von den Zuschauern im Studio. Zum Beispiel, als Reis die Außenseiterrolle betonte. „Wir sind der Underdog, werden uns dagegen stimmen. Ich bin fest davon überzeugt, den richtigen Weg zu gehen, dass sich das bald auch in Punkte niederschlägt.“

Die Leistung in Freiburg, beim 0:1 am Freitagabend, stimmte ihn positiv. „Wir haben uns auswärts noch nie so viele Torchancen erarbeitet“, sagte Reis. Ausgiebig und kontrovers diskutiert wurde auch der Eingriff des Kölner Kellers beim Elfmeter. Reis blieb bei seiner Meinung, „dass es keine klare Fehlentscheidung gab“ und der Keller nicht hätte eingreifen müssen. Letztlich aber, betonte der Coach, „fassen wir uns zuerst an unsere eigene Nase.“

Freiburg soll der Anfang sein. „Wichtig ist, dass die Jungs Vertrauen in mich haben, dass diese Dinge funktionieren. Ich habe den ersten Schritt gesehen. Das ist hoffentlich das Startsignal.“

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Reis setzt auch auf die „gigantischen Fans“ des VfL Bochum

Bereits am Samstag soll dann nicht nur die Leistung, sondern auch das Ergebnis stimmen beim Heimspiel gegen Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky). Auf seine „gigantischen Fans“, so Thomas Reis, könne sich der VfL Bochum verlassen, sie hatten ihr Team nach dem 0:7 gefeiert. Reis: „Die Mannschaft hat sich diesen Kredit über die letzten Jahre erarbeitet. Wir wissen aber auch, dass du nicht nach jeder Niederlage gefeiert wirst. Aber wenn du alles investiert, werden dir auch Niederlagen verziehen“, sagte der Trainer und holte schonmal die üblichen drei Euro fürs Phrasenschwein raus: „Du musst Gras fressen.“