Bochum. Gegen Mainz 05 wackelt der VfL Bochum mehrmals bedenklich. Das 1:2 zum Saisonauftakt wirft große Fragen auf. Der Ruf nach Transfers wird lauter.

Ab und zu hilft ja eine Nacht Schlaf, um sich von belastenden Ereignissen des Vortages zu erholen. Bei Thomas Reis aber half das Rezept diesmal nicht. „Die Enttäuschung ist noch immer sehr groß“, gestand der Trainer des VfL Bochum am Sonntag.

Zu frustrierend war das, was sich der 48-Jährige am Samstagnachmittag mitanschauen musste. Zu chaotisch ging es im Bochumer Strafraum in der 77. Minute zu, als Karim Onisiwo völlig unbedrängt eine Ecke von Anton Stach ins Tor köpfen durfte. „Ein Standardtor, wo wir eine klare Zuteilung hatten – das war mir zu billig“, schimpfte Reis nach der 1:2 (1:1)-Niederlage am ersten Spieltag gegen Mainz 05, bei der Onisiwo schon zur Führung der Gäste traf (26.), die Kevin Stöger mit einer missglückten Flanke für den VfL ausglich (39.).

VfL Bochum: Masovic und Ordets kommen völlig aus dem Tritt

Ein Fehlstart in die Saison, der aller Euphorie, die durch Bochum vor dem zweiten Jahr Bundesliga in Folge schwebte, einen erheblichen Dämpfer verpasste – und die Frage auf den Tisch brachte, ob wirklich jeder Teil der Bochumer Mannschaft schon bundesligareif ist.

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Denn bereits beim ersten Tor hatte Bochums Verteidiger Erhan Masovic den Doppeltorschützen Onisiwo aus den Augen verloren. Überhaupt unter Druck geriet die VfL-Defensive allerdings nur, weil Torwart Manuel Riemann zuvor genau zum Mainzer Edimilson Fernandes abschlug, der schließlich Onisiwo bediente.

Trainer Thomas Reis war nach dem 1:2 seines VfL Bochum gegen Mainz 05 mächtig geladen.
Trainer Thomas Reis war nach dem 1:2 seines VfL Bochum gegen Mainz 05 mächtig geladen. © firo

Besorgniserregend war nach dem Rückstand eher, dass Masovic gemeinsam mit seinem Nebenmann Ivan Ordets völlig aus dem Tritt kam. Das Duo fiel durch Abstimmungsprobleme und fehlendes Tempo auf. „Da sind wir noch in der Findungsphase“, meinte Reis.

Bella Kotchap und Leitsch werden beim VfL Bochum vermisst

Und die wird wohl noch eine Zeit lang andauern. Bochums Trainer hatte in dieser Sommerpause ja eine Mammutaufgabe zu bewältigen. Armel Bella Kotchap, der teuerste Abgang der Bochumer Vereins-Geschichte, spielt nun für den FC Southampton in der englischen Premier League. Maxim Leitsch hat am Samstag ein ansehnliches Liga-Debüt im Trikot der 05er gegeben – beide bildeten in der vergangenen Saison noch die Innenverteidigung des VfL. Stolze 13,5 Millionen Euro kassierte der Ruhrgebiets-Klub zwar für die Absolventen des eigenen Talentwerkes, er erlitt jedoch auch einen herben Qualitätsverlust. Leitsch und Bella Kotchap hatten das Bochumer Spielsystem mit dem weiten Vorschieben der Defensivreihe verinnerlicht, gehörten zudem zu den schnellsten Verteidigern der Liga, die so auch mal eigene Fehler ausbügeln konnten. Zwei Eigenschaften, die ihren Nachfolgern (noch) fehlen.

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Der serbische Neu-Nationalspieler Masovic spielte zwar keine überzeugende Vorbereitung, hatte Leitsch in der Vorsaison während dessen Verletzungspausen jedoch mehr als ordentlich vertreten. In die Startelf rückte der 23-Jährige am Samstag nur, weil Vasilios Lampropoulos (32) beim Erstrundensieg im DFB-Pokal bei Regionalligist Viktoria Berlin (3:0) schwächelte. Ordets, im Juli von Dynamo Moskau verpflichtet, stieß mit einem gewaltigen Trainingsrückstand zum VfL. In den ersten Minuten seines Bundesliga-Debüts zeigte der 30 Jahre alte Ukrainer noch gute Ansätze, grätschte das eine oder andere Mal kompromisslos dazwischen. Nach dem 0:1 wackelte aber auch der designierte Abwehrchef erheblich.

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Trainer Reis wünscht sich daher dringend einen neuen Innenverteidiger. Noch immer kursiert im Klub der Name von Rick van Drongelen (23/Union Berlin), der helfen könnte, die Abwehr zu stabilisieren.

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Was die Eingewöhnung erschwert: Auch auf den Außenpositionen hat der VfL zum Saisonstart Probleme. Danilo Soares (30), einer der Leistungsträger in der vergangenen Saison, fällt mit Hüftproblemen noch einige Wochen aus. Neuzugang Jannes Horn (25) muss einen Muskelfaserriss auskurieren. Und Konstantinos Stafylidis (28) wurde nach einer Verletzung gegen Mainz ins kalte Wasser geworfen – auch er ist noch nicht in Bestform und muss sich zum Duell am Samstag bei seinem Ex-Klub TSG Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky) steigern.