Bochum. Der VfL Bochum verpatzt den Bundesliga-Auftakt gegen Mainz 05. Nach der 1:2-Niederlage am Samstag äußern sich Trainer und Spieler selbstkritisch.

Kevin Stöger hätte gerne über die 39. Minute gesprochen. Darüber, wie ein verunglückter Freistoß plötzlich den Eindruck eines Geniestreichs machte. Eigentlich wollte er auf Simon Zoller flanken, den er mit einem schnellen Blick am zweiten Pfosten erhascht hatte. Doch der Mittelfeldstratege des VfL Bochum erwischte den Ball nicht richtig. In der Fußballersprache nennt sich das: „Über den Spann rutschen.“ Also nahm die Kugel nicht den angedachten Bogen Richtung Zoller, sondern flog über den überraschten Mainzer Torwart Robin Zentner ins Netz.

Große Enttäuschung beim VfL Bochum

„Ich habe mich gefreut, aber jetzt ist die Enttäuschung viel größer, weil wir dieses Spiel sinnlos verloren haben“, sagte der Torschütze zum 1:1, das dem VfL letztlich aber nicht für einen Punktgewinn gegen Mainz 05 reichte. „Man wird bei uns heute nur hängende Köpfe sehen.“

Verständlicherweise. Denn beim 1:2 (1:1) am ersten Spieltag im Ruhrstadion erlaubten sich die Bochumer gleich mehrere „Fahrlässigkeiten“, wie Thomas Reis die Fehler nannte, die zu den beiden Kopfball-Gegentoren durch Karim Onisiwo (26./77.) führten. Der Trainer reihte sich auf der Pressekonferenz in die Riege der von Stöger angekündigten frustrierten Menschen in blau-weißer Vereinskleidung ein. „Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin maßlos sauer, dass wir durch ein Standardtor, wo wir eine klare Zuteilung haben, das Spiel verlierst“, ärgerte sich der 48-Jährige.

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Der Mainzer Mittelstürmer Onisiwo durfte in der 77. Minute völlig allein quer durch den Bochumer Strafraum laufen und zum 2:1 einköpfen – mit dem gleichen Körperteil hatte er bereits in der 26. Minute für die erste Führung der Rheinhessen gesorgt. Da allerdings nicht nach einer Ecke von Anton Stach, sondern nach einem missratenen Abschlag von VfL-Torwart Manuel Riemann in die Füße des Mainzers Edimilson Fernandes. Der flankte postwendend auf Onisiwo, der wiederum Bochums Innenverteidiger Erhan Masovic entwischt war. „Du hast eine gute Besetzung in der Box, tauchst aber unter den Ball durch“, so Reis. Über den zweiten Treffer schimpfte er: „Wir müssen eine gute Kompaktheit und Stabilität haben, die habe ich phasenweise gesehen, und wir müssen uns aufeinander verlassen können. Das sind klare Aufgaben, die zu bewerkstelligen sind - und gerade bei Standards, da Mainz auch gute Kopfballspieler hat.“

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Dabei hatte es für Bochum am Samstagnachmittag vor 24.000 Zuschauern im Ruhrstadion gut angefangen. Der VfL presste die Mainzer hoch an, gerade Mittelstürmer Philipp Hofmann, der von Zweitligist Karlsruher SC gekommen war, ackerte bei seinem Bundesliga-Debüt eine Menge. Echte Torchancen aber spielte sich der Revierklub nur selten heraus. „Wir haben zu viel quer-quer gespielt. Das sind nicht wir“, meinte Gerrit Holtmann, der Bochums beste Gelegenheit im ersten Durchgang hatte. Zoller hatte sich über die linke Seite durchgesetzt und den früheren Mainzer gefunden, der auf der anderen Seite mitgelaufen war. Holtmann drosch die Hereingabe per Volleyschuss aufs Tor, doch der Mainzer Torwart Robin Zentner zeigte einen starken Reflex (13.).

Dann aber kam kaum mehr etwas von der VfL-Offensive. „Mainz stand sehr, sehr tief und dafür haben wir keine Lösungen gehabt“, gestand Holtmann. Nur einmal wurde es noch turbulent im Strafraum der 05er, als der frühere Bochumer Maxim Leitsch, der im Sommer für 3,5 Millionen Euro nach Mainz gewechselt ist, den Ball erst an die Brust und dann an die Hand bekam. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied zunächst auf Eckball, schaute sich aber auf Hinweis des Videoassistenten noch einmal die Szene am TV-Bildschirm an – und blieb bei seiner Entscheidung.

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Nach dem Mainzer Führungstor sechs Minuten später verlor Bochum völlig den Faden. Masovic und sein Nebenmann Ivan Ordets, der sein Bundesliga-Debüt gab, fielen vor allem durch Abstimmungsfehler auf. „Da sind wir noch in der Findungsphase“, sagte Reis. Andererseits: Nach dem Ausgleich durch Stögers Freistoß gewann die Mannschaft wieder ihr Selbstvertrauen zurück, das sie auch in die zweite Halbzeit rettete – ohne jedoch zu klaren Chancen zu kommen. „In einer Phase, in der wir am Drücker waren, kassieren wir das 1:2. Das tut einfach weh“, meinte Kapitän Anthony Losilla. „Es gab viele Sachen, die wir ordentlich gemacht haben.“

Reis sah das ähnlich: „Die Mannschaft hat alles investiert, sie hat Intensität an den Tag gelegt.“ Nur eben nach 77 Minuten nicht aufgepasst, als Onisiwo zum Sieg einköpfte.