Bochum. Der VfL Bochum überrascht die Bundesliga. Der Aufsteiger hat nach 14 Spielen einen Punkt mehr als Leipzig. Ein Grund dafür ist ein guter PH-Wert.

Der VfL Bochum hat sein zweites Auswärtsspiel in dieser Saison gewonnen. Mit 3:2 – nach einer 3.0-Führung zur Halbzeit – setzte sich das Team von Trainer Thomas Reis am 14. Spieltag beim FC Augsburg durch und hat nun bereits 19 Punkte gesammelt. Wurde der VfL Bochum in der vergangenen Zweitliga-Saison durch ZZ-Top, das Offensivduo Simon Zoller/Robert Zulj zum Aufstieg getragen, macht jetzt Bochums PH-Wert, der Polter/Holtmann-Wert, den Gegnern zu schaffen. Er könnte beim Aufsteiger zum Klassenerhalt beitragen. Sebastian Polter und Gerrit Holtmann teilten sich die drei Tore gegen Augsburg.

Das Tor zum 1:0 gegen Augsburg fiel dabei im Grunde baugleich wie das zwischenzeitliche 1:1 eine Woche zuvor beim 2:1-Sieg gegen Freiburg. Holtmann kommt in der gegnerischen Hälfte an den Ball, Polter wartet zwischen zwei Abwehrspielern auf den Pass. Holtmanns Pass und Polters Lauf in die Tiefe kommen beide zum richtigen Zeitpunkt. Dass Polter nach Freiburgs Torwart Mark Flekken auch Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz den Ball durch die Beine schob, machte beide Tore noch einmal schöner.

14 Tore hat Polter nun in 77 Spielen in der Bundesliga für Nürnberg, Wolfsburg, Union Berlin und dem VfL Bochum erzielt. Seine Saisontore vier und fünf waren sein erster Doppelpack in der Bundesliga. Fünf Tore nach 14 Spielen bedeuten hochgerechnet eine zweistellige Trefferanzahl. Das wäre für einen Angreifer des VfL Bochum, einem Aufsteiger, eine richtig gute Quote.

Trainer Thomas Reis lobt Co-Trainer Markus Gellhaus

Dass Polter doppelt treffen konnte, lag zunächst an Holtmann und dann an Eduard Löwen, beziehungsweise: Markus Gellhaus. Das ist einer der Co-Trainer von Cheftrainer Thomas Reis. Das Spezialgebiet von Gellhaus sind die Situationen, die im Fußball Spiele entscheiden können: die Standards. Also Freistöße und Ecken.

Dass Reis in der Pressekonferenz zum Spiel Gellhaus – mal wieder – besonders erwähnte, war da nur zu verständlich „Er macht da wirklich einen guten Job“, sagte Reis. „Heute haben zwei Standards zu unserem Sieg beigetragen.“

Das 2:0 war nach einer Ecke von links gefallen. Löwen hatte sie reingebracht, Anthony Losilla sprang über den Ball, alle Augsburger verpassten, Holtmann schoss den Ball mit links hoch ins Tor. Auch das 3:0 war nach einer Ecke gefallen. Diesmal brachte Löwen den Ball von rechts herein. Polter löste sich von seinen Gegenspielern, köpfte aus der Nahdistanz ein.

Augsburg lässt Chancen aus und scheitert an Esser

„Am Ende des Tages sind wir alle einfach nur froh“, sagte Polter, „dass wir die drei Punkte geholt haben. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft heute mit zwei Toren helfen konnte. Es hat endlich mal nach Standards geklappt. Eduard Löwen tritt richtig geile Standards. Wir müssen mit Überzeugung da rein laufen, heute hat es endlich mal geklappt.“

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Im DFB-Pokal hatte Augsburg einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt. Diesmal war es nach der ersten Hälfte und gegen fast schon überraschend gnadenlos effektiv agierende Bochumer beim 0:3 zur Pause das eine Tor Rückstand zu hoch. Die Augsburger kamen durch Michael Gregoritsch und Daniel Galigiuri nur noch zum 2:3.

Chancen auf weitere Tore waren durchaus da. Aber wenn die Augsburger selber, teilweise aus nächster Nähe, nicht trafen, war da entweder ein Bochumer Verteidiger oder: Torwart Michael Esser.

Der VfL Bochum hat zwei Torhüter mit Bundesliga-Niveau

Ab Donnerstag wusste er, dass er sein erstes Spiel für den VfL Bochum in der Bundesliga machen würde. Stammtorwart Manuel Riemann hatte zwar mittrainiert, musste dann aber absagen. Er soll seine Probleme mit der hinteren Oberschenkelmuskulatur erst komplett überwinden. Im nächsten Spiel gegen Borussia Dortmund am nächsten Samstag, 11. Dezember, wird Riemann aber wohl wieder im Tor stehen.

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Riemanns Fehlen und Essers Einsatz in Augsburg bestätigten, dass der VfL ein Torwartproblem hat. Es ist ein Problem, das jeder Trainer gerne in Kauf nimmt. Der VfL Bochum hat, und so war ja der Gedanke, als der Aufsteiger Esser verpflichtete, zwei Torhüter, die Bundesliga-Niveau haben.

Riemann ist gesetzt und gehört in der Bundesliga schon in die Top-Ten der Torhüter. Mehr Erfahrung in der Bundesliga aber hat Esser. Er absolvierte gegen Augsburg zwar sein erstes Spiel für den VfL Bochum in der Bundesliga. In Summe aber war es sein bereits 64. Spiel in der Bundesliga.

VfL Bochum hofft auf Zuschauer im Ruhrstadion

Er erledigte in Augsburg daher gleich doppelt sehr routiniert seinen Job. Erst auf dem Platz, dann bei der Einordnung des Spiels. „Wir haben uns den Sieg heute redlich verdient“, sagte er. „In der ersten Hälfte haben wir das Spiel für uns entschieden. Hintenraus wurde es noch einmal eng, aber wir spielen Fußball, um solche Spiele zu gewinnen. Zurzeit macht es einfach extrem viel Spaß. Wir wollten mindestens einen Punkt hier holen. Dass es drei werden, ist umso schöner. Wir würden natürlich gerne mit Zuschauern spielen. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage war es aber erwartbar, dass es so kommt. Heute haben wir die Situation gut angenommen.“

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Sie wird sich im nächsten Heimspiel ändern. In Bochum werden gegen Borussia Dortmund einige Tausend Zuschauer zugelassen werden. Danach sieht es zumindest Stand jetzt aus. „Wir müssen das noch intensiv diskutieren“, sagte VfL-Chef Hans-Peter Villis dazu. „Normalerweise wäre jetzt bei einem Spiel gegen Dortmund die Hütte voll. Aber wir sind happy, dass wir überhaupt Fußball spielen dürfen – und das in der Bundesliga.“

Sebastian Schindzielorz, Geschäftsführer Sport beim VfL, äußerte sich ähnlich. „Es ist bislang eine sehr gute Runde für uns. Wir sind etwas schwer in die Saison gekommen, aber die letzten Wochen lief es richtig gut. Intensität und Mentalität stimmen, das Quäntchen Glück ist auch da. Die erste Hälfte heute war gnadenlos. Hintenraus war es dann ein wildes Spiel. Zum Glück haben wir es über die Linie gebracht. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass wir bei 19 Punkten stehen. Wir sind stolz darauf, arbeiten aber natürlich weiter hart an uns.“