Bochum. Mit 35 Jahren blüht der Kapitän des VfL Bochum auf. Er bleibt bescheiden, auch weil er noch viel Arbeit vor seiner Mannschaft sieht.
Anthony Losilla ist weit davon entfernt, ein Kazuyoshi Miura zu sein. Den Kapitän des VfL Bochum und den ältesten aktiven Profifußballer trennen 19 Jahre. Und doch sorgt Losilla für Erstaunen: Mit 35 Jahren debütierte der Mittelfeldstratege in der Fußball-Bundesliga, er ist der zweitälteste eingesetzte Profi in dieser Saison. Und am Wochenende trug er sich mit seinem Siegtor in Fürth in die nächste Liste ein. Nur acht Spieler feierten in der Bundesliga später ihr erstes Torglück als Losilla mit seinen 35 Jahren und 220 Tagen. Eine Erklärung für seine ewige Jugend hat der bescheidene Kapitän nicht.
„Ich bin der Einzige aus meiner Familie, der noch Sport macht“, sagt Losilla und lacht. Die Gene sind es also nicht. Vielmehr sind es seine Verletzungsfreiheit und der Verein, dem er seit 2014 die Treue hält. „Heutzutage sieht man nur selten Spieler, die so spät noch in die Bundesliga kommen. Entweder waren die Spieler vorher da oder sie haben keine Chance. Ich habe wirklich Glück gehabt, dass ich mit dem Verein noch aufgestiegen bin. Der Klub gibt mir einfach viel Vertrauen und ich versuche das zurückzuzahlen. Dass ich auch noch mein erstes Bundesliga-Tor erzielen kann, ist einfach überragend. Das werde ich mein Leben nicht vergessen.“
Anthony Losilla: "Gedanke geht immer an die Mannschaft"
Man sagt, mit dem Alter kommt die Demut. Die Einordnung seines besonderen Treffers hätte der Franzose aber wohl so auch in früheren Jahren getroffen. Losilla scheut auf dem Platz keinen Zweikampf und keinen Sprint, daneben tritt er allerdings ruhig und zurückhaltend auf. Sein Premierentor in der Bundesliga sei ein schöner Moment gewesen, er habe sich diesen am nächsten Tag auch noch einmal angeschaut, doch dann folgt dieser klassische Losilla-Satz: „Aber mein erster Gedanke geht immer an die Mannschaft. Und wenn ich mit einem Tor in der 80. Minute meiner Mannschaft helfen kann, ist das wunderbar.“
Bei Anthony Losilla darf man diesen Satz für bare Münze nehmen. Keiner läuft im Team so viel wie er. Und das, obwohl er nach dem Frankfurter Makoto Hasebe der älteste eingesetzte Spieler in dieser Saison ist. Auch ligaweit belegt er nach dem Aufstieg in die Beletage immer noch einen vorderen Platz. Mit einer durchschnittlichen Laufleistung von 11,18 Kilometern liegt er auf Rang 14. Bisher hat er noch kein Bundesliga-Spiel verpasst, stand immer in der Startelf. Losilla, der Name steht für harte Arbeit. Auch im hohen Alter.
VfL Bochum fehlt noch der "finale Pass"
Mit harter Arbeit allein lassen sich Spiele jedoch nicht gewinnen. In der Zweiten Liga haben Wille und Einsatz noch einen höheren Stellenwert als in der Bundesliga. Fehler in der Defensive und mangelnde Chancenauswertung führten dazu, dass der VfL Bochum nach acht Spieltagen auf Platz 15 steht. „Wir arbeiten jede Woche daran, unsere Schwächen zu minimieren“, beteuert Losilla. „Wir haben viele Gegentore kassiert, deswegen lag der Schwerpunkt zuletzt auf unserer Defensivarbeit. Aber wir müssen auch mehr Tore machen. Wir sind oft im letzten Drittel, aber es fehlt der finale Pass, um richtig gefährlich zu sein. Wir arbeiten daran. Ich bin überzeugt, dass wir dann auch dafür belohnt werden.“
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Losilla ärgert sich vor allem noch über die Niederlage gegen Hertha BSC und das Unentschieden gegen Stuttgart. In beiden Partien war für den VfL Bochum mehr drin. „Wir sind in einem Lernprozess. Defensiv sind wir besser geworden, gegen Stuttgart zu Null und in Leipzig auch lange stabil, obwohl wir noch zum Ende hin drei Tore kassiert haben“, sagt Losilla. Sowohl beim Champions-League-Teilnehmer Leipzig (0:3) als auch beim deutschen Rekordmeister Bayern München (0:7) könne man verlieren, findet er. Losilla zieht ein positives Fazit: „Momentan sieht es nicht schlecht aus. Auswärts haben wir bislang nicht so gut gespielt, aber jetzt gegen Fürth haben wir ein anderes Gesicht gezeigt. Jetzt müssen wir das behalten.“
Eintracht Frankfurt steckt in der Krise
Beim kommenden Gegner Eintracht Frankfurt (Sonntag, 19.30 Uhr) läuft im Moment nichts nach Plan. Zwar gewann der Bundesligist mit seinem neuen Trainer Oliver Glasner gegen die Bayern, doch der Überraschungserfolg blieb der einzige Coup. Nach dem 1:2 gegen Hertha BSC platzte Glasner der Kragen. Der Haussegen hängt schief bei der Eintracht, das weiß auch Losilla, der die drei Punkte gegen Fürth nun „vergolden“ möchte. „Das ist das Ziel, hier zuhause gegen einen starken Gegner nachzulegen, der aber auch nicht optimal gestartet ist. Das können wir vielleicht ausnutzen. Dennoch hat Frankfurt eine Mannschaft mit sehr viel Qualität, die jederzeit zuschlagen kann. Deshalb brauchen wir die Stabilität, die wir gegen Fürth gezeigt haben und müssen offensiv nochmal ein Stück besser werden.“
Zur Not springt Anthony Losilla als Torjäger ein. Aus einer anderen Perspektive, der des Japanaers Miura, ist Losilla schließlich im besten Fußballeralter.