Bochum. Dieser Sieg war wichtig. Mit 1:0 gewann der VfL Bochum bei Mitaufsteiger Fürth. Das waren die Schlüssel zum ersten Auswärtssieg der Saison.
Die Länderspielpause nach dem 0:3 bei RB Leipzig hat dem VfL Bochum gut getan. Trainer Thomas Reis hatte zwei Wochen Zeit, um sein Team auf die Auswärtsaufgabe bei Mitaufsteiger Greuther Fürth vorzubereiten. Reis nutzte zusammen mit seinem Trainerteam und der Mannschaft die Zeit. Er nahm einige taktische und personelle Veränderungen vor – und wurde belohnt. Das waren die Schlüssel zum Erfolg, dem 1:0-Sieg, dem zweiten Saison- und ersten Auswärtssieg. Damit hat der VfL Bochum nun sieben Punkte und kletterte zwischenzeitlich über den Strich, also auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
Die Grundordnung: Gegen Fürth verzichtete Reis bewusst auf einen schnellen Außenangreifer, von denen er reichlich im Kader hat. Er nahm dafür Milos Pantovic ins Team und änderte die Grundordnung. Er ließ sein Team mit zwei Spitzen, Sebastian Polter und Gerrit Holtmann, spielen. Dahinter positionierte sich Pantovic. Damit reagierte Reis auf die Fürther Formation mit Raute. Pantovic lief immer wieder den defensiven Mittelfeldspieler der Fürther an, störte damit das Aufbauspiel.
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Es war eine Maßnahme, die funktionierte. Oder wie es Reis formulierte: „Es ist immer gut, wenn Maßnahmen, die man mit dem Team vorbereitet, im Spiel dann auch so eintreffen.“
Die defensive Kompaktheit: Nach zuletzt vielen Gegentoren bei den Auswärtsspielen wollten die Bochumer gegen Fürth defensiv kompakter stehen. Auch das gelang, weil die Angreifer wie gefordert die ersten Verteidiger waren und das Mittelfeld seine defensive Arbeit mit viel Einsatz erledigte. Anthony Losilla wächst mehr und mehr in die Rolle des defensiver denkenden Mittelfeldspielers hinein, er läuft weiter sehr viel, aber deutlich bewusster. Elvis Rexhbecaj ging auch gegen Fürth keinem Zweikampf aus dem Weg. Dazu trug auch mit Eduard Löwen der dritte Mittelfeldspieler viel zur Defensivarbeit bei.
Die Außenverteidiger: Die Südamerika-Connection auf den Außenverteidiger-Positionen beim VfL funktionierte tadellos. Sowohl Cristian Gamboa als auch Danilo Soares ließen in der Defensive nichts anbrennen, setzten dazu in der Offensive Akzente. Dass Gamboa aus einer längeren Pause nach einer Verletzung kam, war ihm (fast) nicht anzumerken.
Der Torwart: Nach dem Spiel gegen RB Leipzig hatte Manuel Riemann seine Vorderleute öffentlich kritisiert. Das kam nicht gut an. In der Länderspielpause war auch das bei Reis und dem Team ein Thema. Riemann hat sich entschieden, vorerst vor kein Mikro mehr zu treten. Die selbst verordnete Medienpause aber scheint ihm gut zu tun. Beschränkte sich gegen Fürth auf seine Arbeit als Torwart und darauf, seine Vorderleute anzuleiten und positiv zu unterstützen.
Die Standards: Sie waren eins der Themen in der Länderspielpause. Reis hatte zwar gesagt, sein Team müsse an den defensiven und den offensiven Standards arbeiten. Viele Gegentore nach Standards hatte Bochum aber bisher nicht bekommen. Die eigenen Standards waren daher eher das Thema. Die Diskussion um ihre Qualität endet nicht mit dem Fürth-Spiel. Dafür resultierte aus den meisten Freistößen und den beiden Ecken zu wenig Torgefahr. Aber ein Standard machte den Unterschied. Löwen, der sich kurz vor der Ausführung noch mit Danny Blum beriet und „einen guten Tipp“ bekam, brachte den Ball scharf vor das Tor und auf Losillas Kopf: 1:0, Sieg.
Die personellen Veränderungen zum Leipzig-Spiel: Cristian Gamboa für Herbert Bockhorn, Eduard Löwen für Robert Tesche. Diese beiden Änderungen musste Reis vornehmen, weil Bockhorn und Tesche verletzt fehlen. Dazu aber entschied sich Reis für weitere drei Änderungen. Die für Sebastian Polter statt Takuma Asano in der Startformation war noch der Tatsache geschuldet, dass Asano erst spät von der Nationalmannschaft zurückkehrte und am Donnerstag nicht trainieren konnte.
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Die Entscheidung für Pantovic hinter den beiden Spitzen statt eines richtig schnellen Außenangreifers und vor allem die Entscheidung für Vasilios Lampropoulos statt Armel Bella-Kotchap in der Innenverteidigung traf Reis bewusst und lag richtig. Bella-Kotchap sei ein junger Spieler mit viel Potenzial, sagte Reis in der PK nach dem Spiel. Aber er sei eben jetzt auch bei der U21-Nationalmannschaft gewesen und nicht in Bochum. Dort konnte sich Lampropoulos an der Seite von Erhan Masovic einspielen und mit dem Team auf Fürth vorbereiten.
Die Einwechselspieler: Gerrit Holtmann und Milos Pantovic raus, dafür Takuma Asano und Danny Blum rein. Dass die Bochumer spät im Spiel zu ihren besten Chancen kamen, lag auch an den offensiven Wechseln, die Reis vornahm, die Reis vornehmen konnte. Einen japanischen Nationalspieler von der Bank bringen zu können, das spricht für die Qualität im Kader und die Möglichkeiten, die Reis hat. Er muss hat nur am entsprechenden Spieltag immer die Akteure finden, die am besten zum Gegner passen und möglichst an dem Tag auch am besten funktionieren.
Der Kapitän: Ist Anthony Losilla eigentlich schon offizieller Markenbotschafter des VfL? In einem Interview nach dem Fürth-Spiel sagte Losilla einen seiner Losilla-Sätze. Der nicht mehr so junge Franzose, 35 ist er nun, hat dabei dann immer ein leichtes Lächeln um die Augen und den Mund. Wenn kein anderer das Tor mache, sagte er, dann müsse er ja vorangehen. Dafür sei er ja schließlich der Kapitän.
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Es gibt nicht viele Akteure, die mit 35 in der Bundesliga spielen, im defensiven Mittelfeld, und die dann auch noch ein Tor köpfen. Es war sein erstes in der Bundesliga. Es soll nicht sein letztes bleiben.