Bochum. Stürmer Sebastian Polter wird beim VfL Bochum für seine Mentalität geschätzt. Vor dem Kellerduell mit Fürth übt er Selbstkritik.
Die Saison ist gerade mal sieben Spieltage alt. Sebastian Polter aber hat sich schon in seinen neuen Klub verguckt. „Ich muss als Charakter zum Verein passen. Und ich passe hier zum VfL Bochum, weil jeder einzelne Mitarbeiter diesen Verein liebt. Genau mit so etwas kann ich mich identifizieren“, sagt der Stürmer im Interview mit dieser Redaktion. Liebe auf den ersten Blick praktisch. Wäre da nicht der Alltag.
Sebastian Polter und der VfL Bochum stehen in ihrer noch jungen Beziehung schon vor der ersten großen Herausforderung. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) kommt es bei Greuther Fürth zum Keller-Duell: Aufsteiger gegen Aufsteiger, Letzter gegen Vorletzter. Oder: Torflaute gegen Torflaute.
VfL Bochum erst mit vier Treffern
Gerade mal viel Treffer hat der VfL bislang geschossen. Die Statistik wird noch drückender, wenn man bedenkt, dass alle vier Treffer mit Simon Zoller zusammenhängen: Zwei Tore hat der aktuell verletzte Stürmer geschossen, zwei vorbereitet. „Er fehlt nicht nur sportlich auf dem Platz, sondern auch menschlich in der Kabine. Simon hatte sehr großen Anteil daran, dass die Jungs aufgestiegen sind“, sagt der 30 Jahre alte Polter über den Angreifer, den er in der Spitze vertreten soll. Aber: „Es bringt nichts, sich darauf auszuruhen, dass Spieler verletzt sind, die letzte Saison Stammkräfte waren. Jeder einzelne sollte in seine Rolle reinwachsen und diese Chance in der Bundesliga nutzen. Wir dürfen nicht darauf warten, dass jemand zurückkommt, sondern müssen unsere Leistung bringen.“
Hinter der Leistung von Sebastian Polter steht momentan ein Fragezeichen. Sein Debüt gegen Mainz sei „nahezu perfekt“ gewesen, sagt er selbst. „Das erste Heimspiel gegen Mainz und direkt gewonnen und getroffen. Ich konnte der Mannschaft gleich helfen.“ Doch seitdem wartet der frühere Union-Profi auf ein Erfolgserlebnis. Seit seinem Debüt kam er in jedem Spiel zum Einsatz. Was dem VfL momentan zu schaffen macht, ist neben den Fehlern in der Defensive der Mangel an Toren. Neben Zoller und Polter konnte sich nur Gerrit Holtmann mit seinem Solo in die Liste der Torschützen eintragen.
Bochum-Stürmer Sebastian Polter gibt sich selbstkritisch
„Ich bin natürlich zufrieden mit der Einsatzzeit, aber wenn ich meine eigene Qualität sehe, bin ich nicht zufrieden. Ich hätte schon das eine oder andere Tor mehr machen können“, sagt Polter selbstkritisch. „Ich kann ganz klar sagen: Was ich momentan auf den Platz bringe, ist nicht das, was ich kann.“
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An fehlenden Pässen in die Spitze will er das aber nicht festmachen. Für ihn sind Stürmer nicht nur Torlieferanten, seine Kritik betrifft mehrere Bereiche: „Ich habe in meiner Karriere immer gesagt: Ich bin der erste Verteidiger. Und ich bin dafür da, Bälle festzusetzen, damit die Mannschaft nachrücken kann. Genauso gehört es zu meiner Pflicht zu coachen. An all dem muss ich mich messen.“ Gemessen am Coaching ist Polter schon mal eine Bereicherung für den VfL. „Er stellt sich unheimlich in den Dienst der Mannschaft“, lobt Trainer Thomas Reis den Neuzugang, der vom niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard kam. Eine Eigenschaft, die in Bochum gut ankommt.
Kommunikation ist für VfL-Profi Polter wichtig: "Ist mein Naturell"
Polter ist niemand, der sich wegduckt, was er allein wegen seiner Größe von 1,90 Metern schon gar nicht kann. Bei Union Berlin kam es einst zum Bruch, weil er den Gehaltsverzicht nicht mittrug. Er hat darüber schon ausführlich gesprochen, wie er über fast alles ausführlich spricht. Kommunikation sei bei ihm „von Anfang an drin. Das ist in meinem Naturell, dafür braucht mich niemand anzutreiben. Ich coache gerne, treibe gerne an, kritisiere auch mal. Genauso erwarte ich das von meinen Mitspielern. Sie sollen mir sagen, was ich falsch mache. Ich brauche das genauso“.
Kommunikation, findet der erfahrene Bundesliga-Profi, ist heutzutage im Fußball sehr wichtig. Dadurch könnten schon viele Themen im Vorfeld geklärt werden. Es bräuchte Gespräche, um zu verstehen, wie die Mitspieler denken. In schlechten Zeiten noch mehr als sonst. „Oft ist es so, dass wenn man in einer Misere ist, man noch mehr Gespräche führen muss, auch abseits des Platzes.“ Polter hat Erfahrung mit Beziehungen. Die in Bochum beginnt gerade erst.