Bochum. Zugegeben, man muss ein bisschen suchen. Aber es gibt gefühlte und messbare Kategorien, in denen der VfL Bochum besser ist als der FC Bayern.

Tabellenführer sind die Bayern gerade nicht. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann aber hat bisher die meisten Sprints aller Bundesligisten gemacht und die meisten gelaufenen Kilometer absolviert. Im Vergleich mit dem VfL Bochum liegen sie in vielen Kategorien vorne. Es gibt aber durchaus Kategorien, in denen die Bochumer die Nase vorne haben. Elfmeter spielen da eine Rolle. Musik. Und Tradition.

1: Schnell gegen schnell: Holtmann war in der Vorsaison schneller als Davies

Vielleicht gibt es ja am Samstag den Vergleich, das direkte Duell: Bochums schnellster Spieler gegen Bayerns schnellsten Spieler. Gerrit Holtmann gegen Alphonso Davies.

So schnell wie Holtmann war in der vergangenen Saison der 2. Bundesliga noch keiner: Er stellte beim 2:1-Auswärtssieg des VfL bei der SpVgg Greuther Fürth einen Tempo-Rekord auf. Der Offensivmann beschleunigte zwischenzeitlich auf 36,43 km/h. Er ist der erste Spieler der 2. Bundesliga, der seit Beginn der Datenerfassung 2011/12 diesen Wert erreichen konnte.

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Holtmann war damit sogar der mit Abstand schnellste Spieler der Saison, bezogen auf Bundesliga und 2. Bundesliga. Während in der 2. Bundesliga der Fürther Robin Kehr auf dem zweiten Platz mehr als einen Kilometer pro Stunde langsamer war (35,33 km/h) als Holtmann, kam Alphonso Davies als schnellster Spieler der Bundesliga „nur“ auf einen Top-Speed von 35,95 km/h.

Davies ist allerdings der schnellste Bundesliga-Spieler aller Zeiten

Holtmanns Tempo reichte allerdings nicht ganz aus, um den historischen Geschwindigkeitsrekord des Kanadiers vom FC Bayern aus der Saison zuvor zu knacken. Da lief Davies sogar 36,51 km/h. Schneller war seit Beginn der Datenerfassung kein anderer Spieler.

Aktuell ist Davies zusammen mit dem Bielefelder Bryan Lasme wieder schnellster Spieler der Bundesliga. Beide wurden zuletzt mit 36,08 km/h gemessen. Auf die Vorsaison bezogen, diese Krücke sei ausnahmsweise einmal erlaubt: Punkt für Bochum.

2: Manu gegen Manu: Riemann hat mehr Elfmeter gehalten als Neuer

Ausgeschlossen ist es nicht, dass es am Samstag Elfmeter geben wird. Klar ist dann allerdings auch, dass es für den jeweiligen Schützen schwerer wird als üblich, vom Punkt ein Tor zu erzielen.

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Bayerns Manuel Neuer ist vom Elfmeterpunkt schon schwer zu bezwingen. Er hat von 70 Elfmetern, die es gegen ihn gab, 22 gehalten, 48 nicht.

Bochums Manuel Riemann sah sich schon 72 Mal Elfmeterschützen gegenüber. Genau wie Neuer hat er 48 Elfmeter, die es gegen seine Mannschaften gab, nicht gehalten. 24 Mal aber schaffte er es.

Welttorhüter: Manuel Neuer, hier beim Sieg in Barcelona am vergangenen Dienstag.
Welttorhüter: Manuel Neuer, hier beim Sieg in Barcelona am vergangenen Dienstag. © Getty Images | David Ramos

Darunter sind zwei Elfmeter, die er als Torwart von Wacker Burghausen im DFB-Pokal gegen Bayern München hielt. Dazu verwandelte er seinen Elfmeter im Elfmeterschießen gegen Oliver Kahn. So nämlich.

3: Grönemeyers Bochum bleibt unerreicht

Musik ist im Stadion immer wichtig. Sie läuft vor dem Spiel, nach dem Spiel, in der Pause, nach Toren. Die Stadionhymne bei den Bayern ist: Stern des Südens.

In Bochum läuft „Bochum“ von Herbert Grönemeyer. Mehr muss man dazu nicht sagen.

4: Bochum hat die älteste Mannschaft der Bundesliga

Otto Rehhagel hat es auf den Punkt gebracht. Der langjährige Trainer von Werder Bremen und auch ehemalige Trainer des FC Bayern München sagte dereinst: „Es gibt keine alten oder junge Spieler. Es gibt nur gute oder schlechte.“

Erwähnt sei dennoch, dass der VfL aktuell den ältesten Kader aller Bundesligisten hat. 27,4 Jahre ist im Schnitt ein Spieler des VfL alt. Bei den Bayern beträgt der Altersdurchschnitt derzeit 25,9 Jahre.

5: Thomas Reis hat deutlich mehr Bundesliga-Erfahrung als Julian Nagelsmann

128 Bundesliga-Spiele hat Thomas Reis bestritten, die meisten für den VfL Bochum. Auch in der 2. Bundesliga (87), im DFB-Pokal (19) und im Uefa-Pokal (8 Spiele) hat der Linksverteidiger und linke Mittelfeldspieler Erfahrungen als Profi gesammelt.

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Julian Nagelsmann hatte Verletzungspech: Er spielte - ausgerechnet für den TSV 1860 München - in der A-Jugend-Bundesliga, musste seine Spielerkarriere aber wegen schwerer Verletzungen bereits mit 20 Jahren beenden. Als Trainer freilich ist seine Karriere bisher fast einzigartig: Bereits mit 28 wurde er Cheftrainer der TSG Hoffenheim, war dort ebenso erfolgreich wie später bei RB Leipzig. Mit erst 34 Jahren ist Nagelsmann nun bereits Cheftrainer des Weltklubs FC Bayern. Als Trainer steht der 47-jährige Reis nun vor seinem fünften Bundesliga-Spiel.

6: Lameck vor Maier: Bochums Rekordspieler hat mehr Einsätze als Bayerns Rekordspieler

518 Bundesliga-Spiele hat Michael Ata Lameck für den VfL Bochum bestritten. Er ist der VfL-Rekordspieler und unter allen Bundesliga-Spielern aller Zeiten die Nummer neun. Erster ist Karl-Heinz Körbel/Eintracht Frankfurt (602). Geht es um die Bundesliga-Spiele für nur einen Verein, ist Lameck die Nummer drei hinter Körbel und Manfred Kaltz (Hamburger SV/581).

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Gegen Bayerns Rekordmann hat Lameck oft gespielt: gegen Torwart Sepp Maier. Der Weltmeister kommt aber nur auf 473 Bundesliga-Einsätze für den FCB. Zweiter ist Oliver Kahn, der heutige Vorstandsvorsitzende, der war auch mal Torwart. 429 Bundesliga-Partien bestritt Kahn für die Bayern. Weil er vorher noch für den Karlsruher SC parierte, kommt Kahn Insgesamt auf 557 Einsätze in der 1. Liga (Gesamtrang drei). Aber nun, andere Klubs zählen hier jetzt mal nicht.

7: Die VfL-Bochum-Faber-Trikots sind Kult

Wenn es noch des Beweises bedurfte, dass die Faber-Trikots des VfL Bochum, gerne auch Papageien-Trikots genannt, Kultstatus haben, dann brachte den vergangene Saison die NBA, die National Basketball Association, der Amerikanische Profibasketball. Ein NBA-Spieler postete ein Bild, auf dem er das Torwart-Trikot aus der Faber-Reihe an hatte.

Ähnlich kultig sind vielleicht aus Sicht der Bayern die Trikots, auf denen vorne der Schriftzug „Magirus Deutz“ zu sehen war. Die waren aber ansonsten auch nur: rot.

8: Noch mehr Kult: Das Ruhrstadion strahlt die Fußball-Tradition aus

Auf der „grünen Wiese“ in München-Fröttmaning, gut sichtbar von den nahen Autobahnen, haben die Bayern ihre hochmoderne Allianz-Arena gebaut. Seit August 2005 spielt dort der FC Bayern, seit 2017 der Nur-Noch-Drittligist TSV München 1860 nicht mehr. 75.000 Fans passen hinein, dabei gibt es nur rund 15.800 Stehplätze. Gegen den VfL sind coronabedingt 25.000 Fans, darunter 1250 Bochumer, zugelassen. Alle Tickets sind vergriffen.

Seit 1911 wird an der Castroper Straße Fußball gespielt, seit 2021 im Ruhrstadion. Bis heute.
Seit 1911 wird an der Castroper Straße Fußball gespielt, seit 2021 im Ruhrstadion. Bis heute. © firo Sportphoto | iro Sportphoto/Ralf Ibing

Bochums Ruhrstadion ist kleiner (rund 27.000 Plätze), aber die ökonomische Betrachtung lassen wir hier, genau, mal weg. Es ist vor allem auch: älter. Viel älter. Es ist nicht modern. Es ist eine Kultstätte.

1911 entstand an der Castroper Straße der erste Sportplatz. 1921 wurde dort das neue Ruhrstadion eingeweiht und 1972 kam Borussia Mönchengladbach zum ersten Spiel mit allen vier, damals neuen Flutlichtmasten. Der VfL gewann mit 3:0. Er spielt noch heute im Ruhrstadion. Mit und ohne Flutlicht. An der Castroper Straße. Mitten in der Stadt.

9: Aufsteigen kann nur der VfL Bochum

Okay, die Bayern sind auch schon mal aufgestiegen. 1965 setzten sie sich in der Aufstiegsrunde durch. Seitdem spielen sie Bundesliga.

Der VfL Bochum aber hat den Aufstieg in die Bundesliga sieben Mal geschafft. Häufiger schafften das nur der 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld.