Gais/Südtirol. Eine Woche Trainingslager mit einigen ungewollten Vorfällen. Vier Wochen Vorbereitung. Ein Zwischenzeugnis für die Spieler des VfL Bochum.
Nach der Absage des FC Turin für das Testspiel am Samstag hat der VfL Bochum im einwöchigen Trainingslager in Gais/Südtirol nur ein Spiel bestritten. Der VfL gewann gegen Italiens Zweitligisten Parma Calcio mit 1:0. Es war der vierte Sieg im fünften Testspiel der Vorbereitung, darunter ein 3:1 gegen Borussia Dortmund (II).
Eine Zwischenbilanz nach vier Wochen Vorbereitung: Wer Pluspunkte sammelte, wer nicht und wo akuter Bedarf ist.
Vfl Bochum: Im Tor ist Riemann wieder da – Esser und Grave sind verletzt
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Manuel Riemann ist heiß wie eh und je, körperlich wieder fit, geht als klare Nummer eins in die Saison. Michael Esser hofft, schon Ende nächster Woche wieder trainieren zu können. Paul Graves Ausfallzeit ist offen (Schulterverletzung). Tjark Ernst hat sein großes Talent gegen Parma gezeigt – und ist vorerst die Nummer zwei.
Außenverteidiger: Das ist die größte Baustelle beim VfL Bochum
Die größte Problemzone zurzeit. Danilo Soares zeigte bisher Licht (gegen Dortmund) und Schatten (anfangs gegen Parma), ließ auch beim Pyramidenlauf abreißen. In Normalform ist er auch in Liga eins ein starker Linksverteidiger. Ihm und Trainer Reis fehlt aber ein ernsthafter Konkurrent, zumal der eher rechts, aber auch links einsetzbare Herbert Bockhorn, der bis zum Trainingslager einen guten Eindruck machte, vorerst ausfällt (Coronaerkrankung). Gut: Laut Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz ging es ihm am Samstag „gesundheitlich schon besser“. Vorerst ist er aber in häuslicher Quarantäne.
Cristian Gamboa macht nach langer Verletzungspause deutliche Fortschritte, bei 100 Prozent ist der von seiner Kampfkraft und Aggressivität lebende 31-jährige Rechtsverteidiger aber noch nicht.
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Innenverteidiger: Leitsch mit Rückschlägen - Bella-Kotchap patzt
Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz arbeitet an einer Verpflichtung eines Linksverteidigers, der dringend benötigt wird. Er wird wohl diese Woche zum Team stoßen. In den Testspielen gab es außen Experimente mit Tarsis Bonga (ging schief), Armel Bella-Kotchap und Maxim Leitsch. Beide könnten einspringen – werden aber eigentlich innen benötigt.
Leitsch allerdings hat immer wieder Rückschläge. Er verpasste bereits zwei Testspiele daheim und auch in Südtirol zwei Tage Mannschaftstraining wegen muskulärer Probleme. Bella-Kotchap steigerte sich nach zu vielen Aussetzern in den ersten Partien, die von den meisten Bundesligisten wohl gnadenlos bestraft würden.
Vasileios Lampropoulos tut die Vorbereitung gut, die er nach dem Transfertheater mit seinem Ex-Klub in der Vorsaison verpasst hatte. Der Grieche holt auf, könnte innen spielen. Saulo Decarli eher nicht (Vertrag bis 2022), Erhan Masovic (Vertrag bis 2023) trotz Fortschritten auch nicht, weder hinten noch im Zentrum.
Mittelfeld zentral: Löwen fehlt – zwei Neue sollten noch kommen
„Es ist schon schade, dass Edu nicht dabei ist“, sagt Kapitän Anthony Losilla. Der von Hertha BSC ausgeliehene Eduard Löwen zeigte in den ersten zwei Wochen seine Klasse, danach flog er nach Japan zu den OIympischen Spielen. „Er hat viel Qualität und Bundesliga-Erfahrung, das kann nur gut für uns sein“, sagt Losilla.
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Trainer Reis hat das Zentrum neu angeordnet, setzt fortan auf einen defensiveren Spieler mehr. Auf einen Sechser, bisher Robert Tesche, und zwei Achter, idealerweise bisher Anthony Losilla und Eduard Löwen. Allerdings sollen bis zum Transferschluss noch zwei starke Spieler (Sechser/Achter/Zehner) kommen, die der VfL für das Ziel Klassenerhalt auch benötigt. Elvis Rehxjebaj (Wolfsburg) und Kevin Stöger (Mainz) sind, unter andrem, Kandidaten.
Pantovic sammelt Pluspunkte – Osterhage ist noch nicht bundesligareif
Rehxjebaj (23) will sich aber noch Wolfsburgs neuem Trainer Mark van Bommel zeigen, bisher wurde er in den Tests aber nur eingewechselt, zuletzt spät. Stöger (Vertrag bis 2022 bei Mainz) ist derzeit noch zu teuer. Ohnehin kämen bei Spielern dieser Kategorie wohl nur Leihen mit einer nicht zu hoch ausfallenden Leihgebühr in Frage. Ablösesummen zahlen kann der VfL nicht.
Pluspunkte gesammelt hat Milos Pantovic, der erste Löwen-Vertreter seit dessen Abreise auf der Acht. Sein Engagement jedenfalls zeigt er täglich. Neuzugang Patrick Osterhage will Trainer Reis „behutsam“ aufbauen. Der 21-Jährige hat gute Anlagen, taktisch und körperlich aber auch noch zu große Defizite für die Bundesliga.
Das ist der Stand bei Raman Chibsah, Tom Weilandt und Lars Holtkamp
Raman Chibsah wirkt weiterhin nicht erstligareif. Der VfL hofft, dass Chibsah noch einen neuen Verein findet. Ebenso wie Talent Lars Holtkamp, möglicherweise fällt nächste Woche eine Entscheidung. Holtkamp war ebenso daheim geblieben wie Baris Ekincier, der zur Probe bei Waldhof Mannheim trainierte, und Tom Weilandt.
Letzterer hat noch einen Vertrag bis zum Sommer 2022. Möglich, dass er wechselt – möglich aber, dass der VfL dann einen Teil seines Gehaltes weiter übernehmen muss, da dieses das Budget der in Frage kommenden Zweitligisten wie etwa Hansa Rostock wohl übersteigt. Es wäre eine Notlösung.
Außenangreifer: Blum kämpft sich langsam heran - Asano überzeugt
Danny Blum trainierte täglich individuell, er macht weiter gute Fortschritte. Der 30-Jährige wird aber in den ersten Saisonspielen noch keine Option sein. Takuma Asano, der 26-jährige Neuzugang, drängt über rechts in die Startelf, zeigte Tempo, Spielwitz, gute Technik, ist aber auch noch nicht bei 100 Prozent.
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Links dürfte Turbo Gerrit Holtmann die Nase vorn haben. Noch etwas schwer tut sich Christopher Antwi-Adjei, wobei er sein Tempo im Dribbling bereits gezeigt hat.
Luis Hartwig und Tarsis Bonga täte ein Wechsel gut
Bei Luis Hartwig, der über rechts getestet wird als gelernter Mittelstürmer, deutet sich trotz guter Ansätze ein Leihgeschäft an, damit der 18-Jährige sich mit mehr Spielpraxis weiterentwickeln kann. Ihm könnte die Zukunft gehören beim VfL. Gegen Parma kam er neben Bonga als einziger einsatzfähiger Spieler nicht zum Zug.
In der Gegenwart keine größere Rolle spielen wird Tarsis Bonga. Weder defensiv noch offensiv konnte er bisher überzeugen. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre lang. Unterm Strich ist Bochum außen schnell und erstligareif aufgestellt.
Sturmzentrum: Zoller die Nummer eins - Ganvoula und Novothny steigern sich
Sprintmeister Simon Zoller, der sich in Gais topfit präsentiert hat, ist die Nummer eins, Silvere Ganvoula - ein ganz anderer Spielertyp - drängt nach. Der Nationalspieler des Kongo legt sich rein und könnte mit seiner Robustheit dem VfL in der ersten Liga helfen, zunächst wohl eher als Joker als in der Startelf. Seine Torvorlage und sein Tor gegen Dortmund gaben ihm weiteren Auftrieb.
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Pluspunkte sammelte Soma Novothny, der mit seiner Einsatzfreude für frischen Schwung sorgen kann, zumindest als Joker. Sollte, wie zu erwarten ist, kein Stürmer, also Ganvoula oder Novothny, den VfL mehr verlassen, ist Bochum gemessen an den Möglichkeiten ganz vorne ordentlich aufgestellt. Zumal Takuma Asano auch als „falsche Neun“ zentraler spielen kann. Der weit größere Handlungsbedarf besteht hinten links und im Zentrum.