Bochum/Gais. Für VfL-Chef Villis ist der VfL in der Bundesliga da, wo er hingehört. Damit er da bleibt, gibt es einiges zu tun – mit Blick auf die VfL-DNA.
Ein paar Dutzend Fans des VfL Bochum sind mit nach Südtirol gereist, um die Vorbereitung des VfL auf die Fußball-Bundesliga aus nächster Nähe zu betrachten. Haupt-Gesprächsthema ist, neben den üblichen Personalfragen und der Hoffnung auf die Rückkehr ins Stadion nach all den Geisterspielen, die Vorfreude auf die Bundesliga-Saison.
Einen Gesprächspartner am Rande des Trainingsplatzes finden sie oft im Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Villis. „Die Fans freuen sich, ihren Verein nicht nur über Video und über Medien zu erleben, sondern vor Ort unterstützen zu können. Letztlich sind alle stolz und freuen sich auf die erste Liga“, sagte Villis am Mittwochvormittag im WAZ-Live-Talk mit WAZ-Reporter Ralf Ritter, der ebenfalls seit Sonntag vor Ort ist, und Moderator Chris Kremer.
VfL Bochum: Die wirtschaftliche Entwicklung als Voraussetzung für Erfolg
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2010, nach dem sechsten Abstieg aus der ersten Liga, wurde Villis in den Aufsichtsrat gewählt, 2012 dessen Vorsitzender und nach der Ausgliederung der Profiabteilung 2017 Vorstandsvorsitzender. Angetreten sei er, um den VfL zurück dahin zu führen, wo er hingehört. „Sorry, hat länger gedauert“, stand auf den Aufstiegs-Shirts. Jetzt geht es darum, den VfL dauerhaft bundesliga-fit zu machen: die Infrastruktur, die wirtschaftliche Basis, die sportliche Organisation, den Kader.
Millionentransfers wie der FC Augsburg, der Niklas Dorsch für sieben Millionen Euro Ablöse holte, seien nicht möglich – aber Spielraum für ein, zwei, vielleicht auch drei neue Spieler sei noch vorhanden, so der Vereinschef. „Wir sind in intensiven Gesprächen“, sagte Villis. Man habe zwar kaufmännisch solide geplant, habe aber noch Platz für Neuverpflichtungen. Der Etat liegt bei rund 23 Millionen Euro und damit „im unteren Bereich“ der Liga.
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Die wirtschaftliche Entwicklung als Voraussetzung für sportlichen Erfolg: Das betrifft die Zusammenarbeit mit Sponsoren wie dem neuen Hauptsponsor Vonovia, aber auch die Suche nach einem Investor, die die Mitgliederversammlung 2017 mit der auch von Villis vorangetriebenen Ausgliederung des Profibetriebs möglich machte.
Gespräche mit potenziellen Investoren laufen
20 Prozent der Anteile an der Kapitalgesellschaft würde der VfL verkaufen, mit 20 bis 25 Millionen Euro könnte der Kader über drei bis vier Jahre gestreckt gestärkt werden. „Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass wir, wenn der Investor zu uns passt, diesen Weg gehen müssen, um wettbewerbsfähiger zu werden“, sagte Villis. Es habe „viele, viele Anfragen“ gegeben, aber: „Diese Investoren, die sich für den VfL Bochum interessiert haben, hätten zu unserer DNA nicht gepasst.“
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Die Suche geht also weiter, Gespräche würden laufen, auch konkrete. „Es ist natürlich auch immer eine Preisfrage“, betont Villis. „Wir wissen, was wir wert sind.“ Auch ohne Investor, selbst bei weiteren Geisterspielen aber sei die Existenz des Vereins in keinem Fall bedroht, betonte Villis nachdrücklich.
Auch am Stadion tut sich einiges: Für die Bundesliga-Lizenz brauchte es mehr Kamerapositionen. Aus dem Fantreff „8ZEHN48“ wird ein VIP-Treff. Der war vorher im „Morrizz“, die für einen VIP-Treff sanierungsbedürftigen Räumlichkeiten sind nun die Medienzone. Für die Fans, die sonst ins „8ZEHN48“ gegangen sind, sucht der VfL einen neuen Anlaufpunkt – am liebsten auf dem Parkplatz hinter der Ostkurve, bestätigte Villis nach der Frage eines Lesers: „Wir untersuchen das, es ist aber noch nicht final entschieden.“
VfL arbeitet am Stadion – aber will keine neue Arena bauen
Auch die Stadionkapazität war ein Thema für unsere Leserinnen und Leser. „Wir müssen schauen, wie wir das Stadion und die Rahmenbedingungen entwickeln können. Es ist kein Problem, dass wir kurzfristig lösen müssen, aber es gehört zu den Themen, die wir uns für die Zukunft vorgenommen haben.“
Dass das Gelände an der Castroper für den VfL bald zu klein wird glaubt Villis aber nicht. Ganz entschieden sagt er: „Wir wollen keine Arena!“ Eine mögliche Teilaufstockung der Stadion-Kapazität sei eine Frage der Statik und des Preises, aber aktuell sei man auch so zufrieden: „Das Stadion ist mitten in seiner Stadt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der VfL weggeht von der Castroper. Stand heute würde ich einen Stadion-Neubau absolut ausschließen.“
Die Heimat an der Castroper Straße, das Ruhrstadion, das gehört für Villis zur von ihm oft angeführten „DNA des VfL“. Ebenso wie Ruhe im Tagesgeschäft, wirtschaftlich und sportlich. Das soll auch heißen, dass Trainer Thomas Reis nicht bei der ersten Niederlagenserie um seinen Job bangen muss. „Natürlich werden wir in der ersten Liga nicht so viele Siege und Punkte holen können wie zuletzt in der zweiten Liga. Wir haben aber alle gelernt, wie wichtig Zusammenhalt ist. Das gilt nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern im ganzen Verein, das zeichnet uns aus.“
Das gebe auch Hoffnung für sportlich schwerere Zeiten. „Wir haben großes Vertrauen in Thomas Reis und die Geschäftsführung. Wir haben gemerkt, wie lange es gedauert hat, wieder in der ersten Bundesliga zu spielen und werden keine Kurzschlusshandlungen machen.“
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Wenn es nach Villis geht, wird sich die Frage zunächst gar nicht stellen. „Wir werden nach den ersten drei, vier Spieltagen im Mittelfeld liegen“, ist der gebürtige Castrop-Rauxeler, von Kleinauf ein VfL-Fan, überzeugt. Ähnlichen Optimismus erlebt Villis auch in Südtirol in Gesprächen mit den Fans. Die Sorge um die sportliche Konkurrenzfähigkeit sei noch nicht das große Thema, es überwiege das Gefühl: „Wir sind wieder da, wo wir hingehören und sind alle fest davon überzeugt, dass wir da bleiben, wo wir sind.“