Bochum. Am Sonntag jährt sich die erste Bundesliga-Aufstiegsfeier des VfL Bochum zum 50. Mal. Hans Walitza, die VfL-Stürmerlegende, erinnert sich bestens.

„Ja, endlich!“, sagte der junge Hans Walitza. Der 25-Jährige lachte in die Fernsehkamera der ARD, als er am 20. Juni 1971 zum Aufstiegs-Interview antrat. „Endlich.“ Der 4:2-Sieg des VfL bei Tasmania Berlin machte den erstmaligen Aufstieg des VfL Bochum in die Bundesliga perfekt.

Schon in Berlin feierten „2000 Schlachtenbummler aus Bochum“, wie die WAZ damals schrieb. In der Stadt daheim war der Jubel schier grenzenlos, und die Mannschaft hat nach ihrer Rückkehr aus Berlin „im Haus Frein ordentlich gefeiert“, erinnert sich Hans Walitza heute noch bestens und lacht: „Da waren schon ein paar wilde Jungs dabei.“

„Endlich“ ist auch das erste Wort, das der VfL-Legende im Gespräch mit dieser Redaktion einfällt – zur ersehnten Rückkehr des VfL Bochum in die Bundesliga in diesem Sommer, 50 Jahre nach dem ersten Aufstieg des Traditionsvereins in die Beletage des deutschen Fußballs.

Die Unabsteigbaren halten sich 22 Jahre lang in der Bundesliga

Ein Meilenstein der Vereinsgeschichte: „Die Unabsteigbaren“ hielten sich 22 Jahre lang am Stück in der 1. Bundesliga. Bis 2010 folgten insgesamt weitere zwölf Jahre in der 1. und fünf in der 2. Bundesliga, und nach nun elf Jahren 2. Liga freut sich ganz Bochum wieder auf die große Bühne. In der ewigen Bundesliga-Tabelle rangiert der VfL immer noch auf Rang 13.

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Eine bemerkenswerte Leistung, und Hans Walitza zählte zu den Vätern dieses Erfolges. Unter Präsident Ottokar Wüst und Trainer Hermann Eppenhoff legte der VfL die Basis für diese Hartnäckigkeit, sich trotz finanziell bescheidener Möglichkeiten immer wieder zu behaupten. In der Aufstiegsrunde 1969/70 scheiterte Bochum noch ganz knapp an Kickers Offenbach, eine Saison später aber fuhr er den hart erkämpften Lohn ein.

112 Tore in der Regionalliga und Bundesliga: Walitza ist Bochums Rekordschütze

„Wir hatten eine feine Mannschaft und einen wunderbaren Trainer, sportlich und menschlich“, schwärmt Walitza. 166 Spiele bestritt der im vergangenen November 75 Jahre alt gewordene Stürmer für den VfL Bochum, 112 Tore erzielte er und ist damit unangefochtener Rekordschütze der Bochumer. Walitza spielte fünf Jahre, von 1969 bis 1974, für den VfL, zwei Jahre in der Regionalliga West, der damals zweithöchsten Liga (59 Tore), und drei Jahre in der Bundesliga (53 Tore).

Zuvor war der gebürtige Mülheimer beim VfB Speldorf und bei Regionalligist Schwarz-Weiß Essen am Ball, danach - von viel Verletzungspech begleitet - beim 1. FC Nürnberg. Bochum musste seinen begehrtesten Mann aus finanzieller Not verkaufen im Sommer 1974, für die damals zweithöchste Ablösesumme der Bundesliga (666.000 D-Mark).

Erfolgscoach und „ein wunderbarer Mensch“, wie Hans Walitza sagt: Bochums Trainer Hermann Eppenhoff (Mitte) mit Masseur Willi Birresborn (l.) und Obmann Paul Kortmann (r.) im Lohrheidestadion beim 1:1 des VfL in der Regionalliga-Saison 1969/70 gegen die SG Wattenscheid 09.
Erfolgscoach und „ein wunderbarer Mensch“, wie Hans Walitza sagt: Bochums Trainer Hermann Eppenhoff (Mitte) mit Masseur Willi Birresborn (l.) und Obmann Paul Kortmann (r.) im Lohrheidestadion beim 1:1 des VfL in der Regionalliga-Saison 1969/70 gegen die SG Wattenscheid 09. © picture alliance / united archives | Werner OTTO

In Essen, blickt Hans Walitza zurück, habe er eine schöne Zeit gehabt. „Aber Bochum war mit Abstand die schönste Zeit in meiner Laufbahn. Der Verein, die Fans, die Mannschaft, das war alles fantastisch. Und wir hatten so eine töfte Kameradschaft, die es heute so nicht mehr gibt.“ Bis heute treffen sich die VfL-Legenden der späten 60-er und 70-er Jahre wie Ata Lameck, Hermann Gerland, Lothar Woelk oder eben Walitza einmal im Jahr, immer ein paar Tage vor Heiligabend.

Walitza erzielt gegen den Karlsruher SC ein Traumtor

Hunderte Fakten, Geschichten und Anekdoten könnte Hans Walitza auflisten und erzählen, stundenlang. Über sein Treffen mit Manager-Legende Robert Schwan vom FC Bayern München oder das Angebot von Real Madrid zum Beispiel. Oder sein Traumtor gegen den Karlsruher SC in der entscheidenden Aufstiegsrunde. Seinen Distanzschuss in den Winkel zum 1:0-Heimsieg am 30. Mai 1971 nannte KSC-Trainer Heinz Baas hinterher einen Glückstreffer. Hermann Eppenhoff konterte sofort: „Hermann hat gesagt: Den macht er bei uns jede Woche. Das hat mich sehr gefreut“, erzählt Walitza.

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In der regulären Saison der Regionalliga West hatte sich der VfL Bochum nach 34 Spieltagen die Meisterschaft gesichert, dank der besseren Tordifferenz (81:27) vor der punktgleichen Fortuna Düsseldorf (beide 56:12), die sich als Vize ebenfalls für die Aufstiegsrunde qualifizierte und sich in ihrer Gruppe ebenfalls durchsetzte.

Der VfL Bochum marschiert souverän durch die Aufstiegsrunde

Der VfL legte dabei einen Ritt in die Bundesliga hin: Bochum gewann sieben der acht Partien seiner Aufstiegsrunde gegen den VfL Osnabrück, den Karlsruher SC, Tasmania Berlin und FK Pirmasens. In Berlin, am 20. Juni 1971, erzielten Hans-Werner Hartl und Werner Balte die Treffer zum 4:2 und damit zum Aufstieg. Walitza glänzte – wie so oft – auch als Vorbereiter. Das abschließende Heimspiel gegen Pirmasens (5:2) mit drei Buden von Walitza, der in dieser Aufstiegsrunde sieben Mal traf, war nur noch das Sahnehäubchen. Und ein ganz großes Stück Vereinsgeschichte.

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Der Kader des VfL Bochum in der Aufstiegsrunde 1970/71 (Quelle: Datenbank dfb.de):

Tor: Hans-Jürgen Bradler, Theo Diegelmann

Abwehr: Dieter Versen, Harry Fechner, Erwin Galeski, Heinz-Jürgen Blome, Werner Jablonski, Manfred Rüsing, Gerd Wiesemes

Mittelfeld: Hans-Jürgen Köper, Werner Balte, Hans-Günter Etterich

Sturm: Hans Walitza, Werner Krämer, Hans-Werner Hartl, Dieter Fern, Erich Schiller, Jürgen Jansen, Hans Grieger.

Trainer: Hermann Eppenhoff