Fürth. Die Partie des VfL Bochum in Fürth war auch ein Spiel der Taktik. Thomas Reis erläuterte ausführlich seinen Plan. Stimmen zum Spiel.

Manuel Riemann hat vor laufender Sky-Kamera deutlich gemacht, dass man als Tabellenführer zehn Spiele vor Schluss nicht Vierter werden will. „Natürlich will ich aufsteigen“, sagte der Torwart, der bis auf das Gegentor und eine Rettungstat in der Schluss-Sekunde gar nicht viel parieren musste. Beim 1:1 sah er nicht gut aus, das räumte auch Riemann ein. „Ehrlich gesagt, ich dachte der Ball geht am Tor vorbei“, sagte er. Der 17-Meter-Schuss von Anton Stach in sein Torwarteck habe allerdings viel Effet gehabt, „ich mache einen Schritt nach links, und dann komme ich nicht mehr weg. Das sieht natürlich schlecht aus. Am Ende bin ich froh, dass die Jungs zwei Tore gemacht haben.“

VfL Bochum: Große Leistungssteigerung nach der Pause

Und damit verdient gewannen aufgrund der zweiten Halbzeit, das war der Tenor. Denn in Durchgang zwei verteidigte Bochum derart konzentriert und griffig und setzte selbst immer wieder Nadelstiche, dass Fürth bis zur Schluss-Minute keine Torchance mehr hatte. So analysierte auch Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz die Partie: „In der ersten Halbzeit hatten die Fürther leichte Vorteile. Wir sind zwar früh in Führung gegangen, dann aber doch unter Druck geraten. Wir haben trotzdem ordentlich verteidigt. Aber in der zweiten Halbzeit hatten wir nochmal eine große Leistungssteigerung. Wir haben stabil verteidigt, waren immer wieder gefährlich in der Tiefe. Wir sind froh, dass das Spiel so ausgegangen ist.“

Dazu trug auch Trainer Thomas Reis seinen Teil bei. Er setzte für den verletzten Simon Zoller auf Thomas Eisfeld in der Startelf, stärkte das Mittelfeld, um die Fürther nicht ins Spiel kommen zu lassen und verzichtete auf einen echten Stoßstürmer. Dafür aber spielte Topscorer Robert Zulj weiter vorne, als eine Art hängende Neun. Bochum sollte ja auch ohne Zoller mutig auftreten, früh anlaufen. Das Rezept ging gegen einen taktisch ebenfalls neu formierten, mit einer Dreierkette aufwartenden Gegner auf. Thomas Reis erklärte seinen Plan auf der Pressekonferenz:

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„Wir sind sehr gut in die Partie reingekommen, gehen in Führung. Danach haben wir es ein bisschen verpasst, weiter frühzeitig Druck auszuüben. Wir hatten die Fürther mit einer Raute erwartet, weil sie dieses System die ganze Saison gespielt haben, was sie auch auszeichnet. Aufgrund der Aufstellung war uns dann vor dem Anpfiff schon bewusst, dass sie mit einer Dreierketten auflaufen. Von der Positionierung in der Offensive bei uns hat sich dadurch nicht viel verändert, wir hatten einen klaren Plan, wie wir anlaufen wollen. Das einzige, was wir etwas verpasst haben: Wir hatten den Plan, dass auch die Innenverteidiger die Fürther Stürmer Havard Nielsen und Branimir Hrgota immer wieder verfolgen, auch wenn sie in die eigene Hälfte laufen. Das haben wir nicht gut gemacht. So kam unser Außenverteidiger Cristian Gamboa immer wieder in Schwierigkeiten, weil er viele 2:1-Situationen gegen sich hatte. Dann kriegt man das Gegentor und hat Glück bei einer 100-prozentigen Chance von Fürth.“

Der Coach reagierte. Thomas Reis: „Wir haben in der zweiten Halbzeit versucht, ein paar Dinge zu korrigieren, auch, dass die Innenverteidiger aktiver sind. Wir wurden in der ersten Halbzeit gezwungen, viele lange Bälle zu spielen, hatten keine gute Positionierung. Auch das haben wir dann umgestellt. So sind wir sehr gut in die 2. Halbzeit gestartet, hatten vier, fünf Hochkaräter. Mit dem Elfmeter gehen wir 2:1 in Führung. Zum Schluss hält Riemann den Ball gut. Aufgrund der zweiten Halbzeit geht der Sieg in Ordnung. Es war schon sensationell, wie wir die zweite Halbzeit gespielt haben.“

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Auch seine Maßnahme, auf Robert Zulj und Thomas Eisfeld zu setzen, erklärte der Coach auf Nachfrage dieser Redaktion: „Wir haben im Training darauf hingearbeitet. Wir wollten dem Gegner weniger Raum geben als den Würzburgern beim letzten Spiel, zumal Fürth nochmal eine andere Qualität hat. Ich habe mich gegen einen klaren Stoßstürmer entschieden, wir wollten aber trotzdem einen offensiven Mittelfeldspieler mit reinbekommen, und Robbie Zulj sollte auch immer wieder Anspielstation sein. Das Hinspiel habe ich mit auf meine Kappe genommen, weil wir zu passiv waren. Heute wollten wir die Partie aktiver gestalten, das ist ganz gut aufgegangen.“

So sahen es auch die jubelnden Sieger - weitere Stimmen zum Spiel:

Anthony Losilla, Kapitän: „Heute war das ein sehr intensives Spiel. Das können beide Seiten gewinnen. Wir haben hart gekämpft gegen eine sehr gute Mannschaft. Wir sind glücklich, dass wir die drei Punkte geholt haben. (zum Thema Aufstieg) Es ist eine Riesenchance für uns aufzusteigen, wir haben uns als Mannschaft entwickelt. Jetzt sind wir da oben und wollen um diesen Platz kämpfen. Das wäre überragend für die Mannschaft, die Fans, die ganze Stadt. Aber es ist noch ein sehr langer Weg. Wir müssen weiter von Spiel zu Spiel gucken.“

Robert Zulj, VfL-Torschütze: „Wir haben eine unglaublich gute zweite Halbzeit gespielt. In der ersten Halbzeit haben wir 15 Minuten gut gespielt, danach waren wir sehr schlecht, sehr passiv, haben keine zweiten Bälle geholt. Was wir dann in der zweiten Halbzeit gemacht haben, war sehr gut. Da waren wir sehr gut in den Zweikämpfen, haben nach vorne gespielt, hatten positive Power. Diese zweite Halbzeit werden wir auch gegen den HSV brauchen.“

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Gerrit Holtmann, VfL-Stürmer: „Es war ein sehr intensives, sehr geiles Spiel. Fürth hat nach dem 1:1 Oberwasser bekommen. Wir haben in der Pause gesagt, wir müssen noch mehr Gas geben, noch mehr Druck machen. Wir haben Fürth dann wenig Raum zur Entfaltung geboten und am Ende verdient gewonnen.“

Stefan Leitl, Trainer Fürth: „Man hat Mentalität und Siegeswille gesehen, aber es hat heute leider nicht gereicht gegen eine sehr starke Mannschaft auf Bochum. Insgesamt haben wir ein sehr gutes, intensives Topspiel der 2. Liga gesehen. Ein Elfmeter entscheidet dann das Spiel. Mit ein bisschen Glück können wir noch den Ausgleich erzielen. Ich denke, wir hätten es verdient gehabt, weil es ein ausgeglichenes Topspiel war.“