Gelsenkirchen. . Dem FC Schalke 04 fehlen vor dem Bundesligaspiel am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach acht Profis, drei weitere sind angeschlagen. So ergibt sich die Frage, ob das Aufgebot ausreicht. Auf der Rechtsverteidigerposition wird ein Teenager aus der eigenen Jugend gehandelt.
Jens Keller hätte vielleicht in den 90er-Jahren neben seiner Fußballkarriere Mathematik studieren sollen. Der Trainer des FC Schalke 04 ist auch vor dem Bundesliga-Klassiker an diesem Samstag (18.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach täglich damit beschäftigt, die Spieler zu zählen, die ihm noch zur Verfügung stehen.
Sicher ist: Nachdem es in dieser Woche auch Joel Matip an den Adduktoren erwischt hat, fehlen dem Trainer acht Profis, fünf davon über Wochen oder Monate. Hinzu kommt ein fettes Fragezeichen hinter dem Einsatz von Max Meyer, der wegen eines grippalen Infekts auch am Abschlusstraining am Freitag nicht teilnehmen konnte.
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Julian Draxler hat nach seiner im Länderspiel gegen Argentinien erlittenen Muskelverletzung am Donnerstag erstmals wieder trainiert, wird in Gladbach aber ebenso gebraucht wie Klaas-Jan Huntelaar, den ein grippaler Infekt zwölf Tage lang flachlegte.
Keller will sich eine Startelf-Nominierung der beiden gut überlegen. Denn so wichtig das Spiel in Gladbach für die mit erst einem Punkt aus zwei Spielen gestarteten Schalker auch ist – danach geht es Schlag auf Schlag weiter, schon am Mittwoch steht das Champions-League-Spiel beim FC Chelsea an. „Man muss jeweils abwägen, ob ein Einsatz mit Blick auf die englischen Wochen für eine Verschlechterung des Zustandes sorgen könnte“, betont Manager Horst Heldt.
So schnell geht es manchmal im Fußball: In der Saisonvorbereitung hatte Schalker noch sechs Innenverteidiger, so dass der zu dem Zeitpunkt in der Rangliste hinten stehende Kyriakos Papadopoulos an Bayer Leverkusen verliehen wurde. Jetzt sind nur noch zwei zentrale Abwehrspieler übrig geblieben.
Marvin Friedrich auf dem Sprung
Und weil sich die Rückkehr von Atsuto Uchida hinzieht, muss Kaan Ayhan vielleicht sogar rechts hinten aushelfen. Gut denkbar also, dass in Gladbach wieder die Stunde eines neuen Talentes schlägt: Der im Sommer aus der A-Jugend aufgerückte U-19-Europameister Marvin Friedrich hat im Training nach Auskunft von Jens Keller einen guten Eindruck hinterlassen.
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Und wenn Keller betont, dass er auch diesem Jungen vertraut, dann ist das keinesfalls als Pfeifen im Walde zu werten. Denn auch in der Rückrunde der vergangenen Saison war die Verletztenmisere groß, doch Keller stärkte den Nachwuchs: Mit Max Meyer, Leon Goretzka und Kaan Ayhan zog Schalke in die Champions League ein.
Deshalb sagt Manager Heldt vor dem Spiel in Gladbach: „Wir dürfen uns keine Alibis einreden oder einreden lassen.“ Dennoch sorgen sich die Schalker natürlich, denn Improvisation sollte ja nicht zum Programm werden. „Die Belastungen sind bei mehreren Wettbewerben plus Länderspielen enorm“, sagt Horst Heldt. Der Manager denkt deshalb darüber nach, ob künftig ein größeres Aufgebot nötig sein könnte. Zurzeit hat Schalker 25 Vollprofis unter Vertrag, darunter vier Torhüter. Dazu kommen sechs Perspektivspieler und zwei Vertragsamateure. Doch die Idee, sich wie in England mit 35 bis 40 Profis abzusichern, widerstrebt Heldt: „Das wäre nicht unsere Philosophie. Wir wollen ja weiter auf unsere jungen Spieler setzen.“