Dresden. . Beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 ist der Frust nach dem DFB-Pokal-Aus bei Dynamo Dresden groß. Anders als der Drittligist haben die Königsblauen ohne Leidenschaft gespielt. Schalke-Trainer Jens Keller bemängelte die Einstellung und sieht eine Menge Redebedarf.
Eine halbe Stunde nach Spielschluss tapsten vier Dresdener Spieler auf Socken durch die Mixed-Zone. Vor der Zwischentür zu Schalkes Kabinentrakt blieben sie stehen. Kein Schalker war weit und breit zu sehen. Was die vier Pokalhelden noch nicht wussten, aber schon ahnten: Manager Horst Heldt und Cheftrainer Jens Keller erklärten ihrer Mannschaft gerade deutlich, was sie vom Auftritt ihrer Mannschaft und vom Aus in der ersten Pokalrunde halten. Die Schalker Profis hatten 90 Minuten lang gute Gründe für viel Gesprächsbedarf geliefert.
Die Dresdener Spieler mussten sich also noch gedulden, bis sich die Schalker Kabinentür wieder öffnete, fast eine Viertelstunde. Ihre versprochenen königsblauen Trikots als Andenken an diesen denkwürdigen Pokalabend bekamen sie aber natürlich noch.
Huntelaar-Trikot für Dresden-Kapitän
Dresdens Innenverteidiger Dennis Erdmann war nicht dabei, er hatte sich das Trikot seines Gegenspielers Klaas-Jan Huntelaar längst gesichert, verschenkte es aber gleich wieder an seinen Mannschaftskapitän Christian Fiel. „Er wollte es unbedingt haben“, sagte Erdmann, der das Stadion um kurz vor Mitternacht Arm in Arm mit seiner Freundin verließ – und auf dem Weg zum Auto noch viele Autogramme schreiben musste. Erdmanns ehrgeiziger Pokalplan lautet jetzt: „Erst arbeiten wir den Ruhrpott ab, dann orientieren wir uns nach Süddeutschland.“
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An dem 23-jährigen Erdmann etwa lässt sich dieser Pokalabend von Dresden ganz gut erklären. Auf Schalke stellte sich Erdmann zwei Jahre lang bei der U23 vor, bei den Profis durfte er ab und zu mittrainieren und in der Bundesliga saß er sogar mal auf der Ersatzbank. Obwohl Erdmann mit einem Profivertrag rechnete, folgte die Absage und der Wechsel nach Dresden.
Für die großen Schalker reichte es also nicht. Dafür umso mehr am Montagabend. Erdmann machte ein riesen Spiel, gewann gegen Klaas-Jan Huntelaar so gut wie jeden Zweikampf und ist jetzt einer der Dresdener Pokalhelden, die das erste Schalker Pokal-Aus in einem Auftaktspiel nach 23 Jahren besiegelten. Erdmanns Trainer Stefan Böger lieferte die simple, aber treffende Begründung für die Sensation: „Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute sehr leidenschaftlich gespielt.“ Genau diese Leidenschaft fehlte Schalke. Von der ersten bis zur letzten Minute. Das Fazit: Leidenschaft schlägt individuelle Klasse.
„Vielleicht haben wir zu lieb gespielt“
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Die Frage nach dem Warum wird Jens Keller beantworten müssen. Trotz aller Vorwarnungen des Trainers war es eben ziemlich offensichtlich, dass Schalke der bedingungslose Wille fehlte. Torwart Ralf Fährmann drückte es so aus: „Vielleicht haben wir zu lieb gespielt.“ Dass das gegen einen Drittligisten nicht funktionieren, hätte Schalke klar sein müssen. Gegen einen wie Dynamo Dresden schon mal gar nicht.
Jens Keller: „Wer so wahnsinnig war, die Mannschaft zu unterschätzen, dem ist nicht zu helfen. Wenn da einer nicht mit der richtigen Einstellung ins Spiel geht, wie das bei dem einen oder anderen den Anschein gemacht hat, dann sind die fehl am Platz und das wird auch deutlich angesprochen.“