München. Schalke-Manager Horst Heldt war geladen: 1:5 hatte seine Mannschaft gegen Tabellenführer Bayern München verloren, es war die zweite massive Klatsche innerhalb weniger Tage. Unter anderem ärgerte den Manager, dass ein Spieler die Niederlage recht locker zu nehmen schien.
Es sind diese Gute-Laune-Fußballer, die den Unterschied ausmachen können. Die Spaß-Fußballer. Der FC Bayern hat gleich mehrere davon, der FC Schalke 04 hat vor allem einen: Jefferson Farfán. Der 29-Jährige war zwar am Samstag bei der überragenden Vorstellung von Münchens Arjen Robbens auch nur Teil eines Ensembles, bei dem sich Unvermögen und Lustlosigkeit schrecklich gepaart hatten. Aber er hatte nach der Klatsche beim Tabellenführer eines nicht: schlechte Laune. Er scherzte auf dem Rasen – mit zwei 5:1-Siegern, mit Claudio Pizarro und Rafinha, der für das Ehrentor der Königsblauen gesorgt hatte.
Das war eine Szene, die der Ansatz sein könnte, wenn es gilt, das Schalker Problem zu suchen. „Wenn ich 1:5 verliere, will ich eigentlich mit niemandem reden“, erklärte Horst Heldt, dem es nicht die Sprache, jedoch die gute Laune reichlich verschlagen hatte. Aber was dachte er sich, als er das gesehen hatte? „Das behalte ich lieber für mich“, antwortete der Manager, ohne zu wissen, dass sein peruanischer Star auch am Vormittag nach dem 1:6 gegen Real Madrid quietschvergnügt aufs Trainingsgelände gefahren war.
Schalke in einem sehr gewöhnungsbedürftigen 4-5-1-System
Nach 2:11 Toren innerhalb von vier Tagen fühlt Jefferson Farfán anscheinend anders als Horst Heldt. „Das tut weh“, meinte der 44-Jährige. „Peinlich“, nannte er den Auftritt in München. Aber hatte Trainer Jens Keller diese Heldt-Schmerzen nicht sogar programmiert, indem er mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen 4-5-1-System starten ließ, das dem FC Bayern auf dem Weg zum Bundesliga-Rekord – 65 Punkte aus 23 Spielen – in der ersten Hälfte vier Treffer durch David Alaba, Mario Mandzukic und Arjen Robben (2) ermöglichte?
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„Wir haben eine neue Formation probiert. Das war die Entscheidung des Trainers“, sagte Kevin-Prince Boateng. „Wir haben versucht, es auszuführen, es aber nicht zu 100, nicht einmal zu zehn Prozent hinbekommen.“ Und es war nicht zu übersehen, dass Jefferson Farfán die ständigen Aufenthalte in der eigenen Hälfte die gute Laune ein bisschen verdarben. Vorübergehend zumindest.
"Eine unterirdische, eine katastrophale Leistung"
Jens Keller wollte sein System, das nicht auf Erfolg, sondern auf Verhinderung des Misserfolges ausgerichtet war, aber nicht in Frage stellen. „Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte der Schalker Trainer und fasste die erste Halbzeit so zusammen: „Das war eine unterirdische, eine katastrophale Leistung.“
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Das war so schlecht, dass sich auch der einzige Schalker, der nicht enttäuscht hatte, kein bisschen freuen konnte. Wie auch bei fünf Gegentreffern? Dennoch: Ralf Fährmann hatte eine Klasse-Leistung gezeigt und verhindert, dass beim Ergebnis vor dem Doppelpunkt eine zweistellige Zahl stand. Der 25-Jährige hatte nach der Madrid-Pleite einen anderen Auftritt der Mannschaft versprochen, dabei aber offensichtlich einsam einen Monolog geführt.
Ralf Fährmann war bester Schalker - und stinksauer
Er wollte den Gedanken seines Kapitäns – „vielleicht hatten wir sogar Schiss“, hatte Benedikt Höwedes gesagt – allerdings nicht teilen. „Ich glaube nicht, dass es Angst war. Aber wenn wir das Boot nicht mit Power und Aggressivität füllen, kann das Boot auch nicht fahren“, sagte Ralf Fährmann, den die Fans mit Sprechchören und einer Forderung gefeiert hatten: „Fährmann für Deutschland!“
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Der Schalker Schlussmann war nicht der Einzige, der ratlos war. „Ich bin total sauer“, sagte er. „Wir nehmen uns immer so viel vor. Aber wenn du die Zweikämpfe nicht annimmst, kannst du auch nicht erfolgreich sein.“ Und: „Wir müssen Männer werden, mehr dazwischenhauen.“ Von dem Gedanken des Dazwischenhauens hatten sich die Königsblauen in München aber schon nach drei Minuten verabschiedet. „Da bekommen wir ein unglückliches Freistoß-Tor, und danach war zu sehen, dass das Madrid-Spiel noch in den Köpfen war“, erklärte Trainer Jens Keller. „Die Mannschaft ist in sich zusammengebrochen, hatte keine Körpersprache mehr.“
Höwedes und Keller entschuldigen sich
Der Kapitän formulierte es etwas anders. „Was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben, war hochgradig peinlich. Es tut mir leid für die Schalker Fans“, sagte Benedikt Höwedes. Auch Jens Keller entschuldigte sich bei den Anhängern des Klubs, die während des Spiels nicht mehr als „Wir wolln euch kämpfen sehn!“ gefordert hatten.
Ob Jefferson Farfán dies auch gehört hat? Ihm wird es wohl egal sein. Er ist jetzt eh erst einmal weg. Peru spielt am Mittwoch in Panama.