München. Schalke-Kapitän Höwedes machte bei der 1:5-Niederlage seiner Mannschaft bei Bayern München “Schiss“ bei seiner Mannschaft aus, Torhüter Fährmann vermisste Power und Aggressivität und Trainer Keller sah Schalke in sich zusammenbrechen - hatte aber mit defensiver Aufstellung seinen Teil beigetragen.
Fast schon gebetsmühlenartig hatte Jens Keller, der Trainer des FC Schalke 04, gepredigt, dass Real Madrid die zweitbeste, aber der FC Bayern München sogar die beste Mannschaft Europas sei. Das hatte seine Mannschaft am Samstagabend in der ausverkauften Allianz-Arena beim 1:5 (0:4) so sehr verinnerlicht, dass sie in Ehrfurcht erstarrte und sich überdies schreckliche Patzer in Serie erlaubte. „Wir haben individuelle Fehler gemacht“, sagte auch Kapitän Benedikt Höwedes. „Aber unser Hauptproblem war, dass wir viel zu viel Respekt hatten, vielleicht sogar Schiss.“
Das gilt für die ersten 45 Minuten – die zweiten können getrost ausgeklammert werden, da die Partie nach der 4:0-Führung der Bayern sowieso schon entschieden war. Nichts hatte geklappt in diesem ersten Abschnitt, gar nichts. „Das war eine unterirdische, eine katastrophale Leistung“, versuchte Trainer Jens Keller auch gar nicht erst, etwas schönzureden. „Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“
Schalke mit äußerst defensiver Aufstellung
Allerdings hatten sie auch nichts versucht, und die Aufstellung mit ihrer taktischen Ausrichtung hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, mal anzunehmen, die Schalker wollten in München etwas erreichen. Eine Dreier-Sechs war schon Teil einer sehr defensiven Einstellung. Aber letztlich war es meistens so, dass vor der Viererkette eine Fünferkette stand. Neun Defensive also – und vorne nur Klaas-Jan Huntelaar.
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Die arme Sau, das darf an dieser Stelle ruhig mal so formuliert werden, war Ralf Fährmann. Der Mann also, der nach der Madrid-Pleite einen anderen Schalker Auftritt versprochen, dabei aber offensichtlich einsam einen Monolog geführt hatte. Der Torwart hatte sich als Einziger seiner Mannschaft ernsthaft gegen den Untergang gewehrt, er hatte trotz der fünf Gegentreffer eine herausragende Leistung gezeigt. Den Schiss-Gedanken seines Kapitäns wollte er jedoch nicht teilen. „Ich glaube nicht, dass es Angst war. Aber wenn wir das Boot nicht mit Power und Aggressivität füllen, kann das Boot auch nicht fahren“, sagte der 25-Jährige, den die Fans mit Sprechchören und einer Forderung gefeiert hatten: „Fährmann für Deutschland!“
Höwedes und Keller entschuldigen sich bei Fans
Der einzige Schalker, der nicht enttäuscht hatte, war ob des Auftritts seiner Vorderleute fassungslos. „Ich bin total sauer“, sagte Ralf Fährmann. „Wir nehmen uns immer so viel vor. Aber wenn du die Zweikämpfe nicht annimmst, kannst du auch nicht erfolgreich sein.“ Und: „Wir müssen Männer werden, mehr dazwischenhauen.“ Von dem Gedanken des Dazwischenhauens hatten sich die Königsblauen in München aber schon nach drei Minuten verabschiedet. „Da bekommen wir ein unglückliches Freistoß-Tor, und danach war zu sehen, dass das Madrid-Spiel noch in den Köpfen war“, erklärte Trainer Jens Keller. „Die Mannschaft ist in sich zusammengebrochen, hatte keine Körpersprache mehr.“
Der Kapitän formulierte es etwas anders. „Was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben, war hochgradig peinlich. Es tut mir leid für die Schalker Fans“, sagte Benedikt Höwedes. Auch Jens Keller entschuldigte sich am Samstagabend bei den Anhängern des Klubs, die während des Spiels nicht mehr als „Wir wolln euch kämpfen sehn!“ gefordert hatten.