München. Mit 1:5 hat Schalke 04 das Auswärtsspiel bei Bayern München verloren, schon zur Halbzeit stand es 0:4 – es war die nächste klare Niederlage nach dem 1:6 gegen Real Madrid. Nur Ralf Fähmann zeigte eine starke Leistung für Königsblau - und zu allem Überfluss sah Kyriakos Papadopoulos die Rote Karte.
Es waren zwar ein Tor weniger, aber es war genauso deprimierend: Drei Tage nach der 1:6-Pleite gegen Real Madrid im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League holte sich der FC Schalke 04 im Spiel der bis dahin einzigen in der Bundesliga-Rückrunde ungeschlagenen Mannschaften eine 1:5 (0:4)-Klatsche beim FC Bayern München ab – und war damit sehr gut bedient. Damit hat der Spitzenreiter seinen Bundesliga-Rekord aus dem Jahr 2005 gelöscht: Es war der 15. Sieg in Serie.
Im Vergleich zum Mittwoch hatte Trainer Jens Keller seine Startelf auf zwei Positionen verändert: Kyriakos Papadopoulos, der seit dem 27. November 2012 erstmals wieder in der Anfangsformation stand, rückte für Felipe Santana (Muskelfaserriss im Oberschenkel) in die Innenverteidigung, und Leon Goretzka, der mit Roman Neustädter und Kevin-Prince Boateng die Dreier-Sechs bildete, spielte für Max Meyer. Etwas mehr Sicherheit in der Defensive hatte sich der Schalker Trainer gewünscht und versprochen. Doch von Anfang an wirbelte nur eine Mannschaft: der FC Bayern München.
Und es dauerte auch keine drei Minuten, bis der designierte Deutsche Meister mit 1:0 in Führung ging. Ein Freistoß von David Alaba wurde so von Roman Neustädter abgefälscht, dass Ralf Fährmann im Tor der Königsblauen keine Chance hatte. „Nur noch neun!“, trällerten die Bayern-Fans, während die Schalker in der Folge ehrfürchtig fast mit einer Fünfer- vor der Viererkette agierten. So weit ließen sich Jefferson Farfán rechts und Julian Draxler links nach hinten fallen.
Es spielte nur der FC Bayern
Es spielte nur der FC Bayern, dessen Torwart Manuel Neuer auch auf der Tribüne hätte Platz nehmen können. Obwohl: Gefühlt hatte er immer noch mehr Ballkontakte als Ein-Mann-Sturm Klaas-Jan Huntelaar, was nach 45 Minuten aber nicht ganz stimmte. Diese Bilanz entschied der Schalker mit 11:10 gegen den Bayern-Schlussmann für sich. Zwar war man zwischendurch kurz geneigt zu sagen, die Schalker stünden in der Defensive ganz gut. Aber die Münchner brauchten nur zwölf weitere Minuten, um erneut zuzuschlagen. Nach Vorarbeit von Mario Mandzukic war Arjen Robben schneller als Sead Kolasinac und lupfte den Ball zum 2:0 über den Schalker Schlussmann.
Der Klassen-Unterschied war immens: Die Bayern setzten ihr Traininingsspielchen fort, während die Schalker nur das Ende der anderthalb Lehrstunden herbeisehnten. Die waren aber verdammt schmerzhaft. In der 24. Minute wieder. Nach einer Flanke von David Alaba köpfte Mario Mandzukic das 3:0. Jens Keller reagierte und holte Christian Fuchs zu sich heran. Doch bevor er den Österreicher für den total verunsicherten Leon Goretzka einwechseln konnte, erhöhte Arjen Robben in der 28. Minute auf 4:0. Weltklasse! Es ist klar, was die Bayern-Anhänger sangen: „Nur noch sechs!“ Nun hatten auch die Schalker Fans genug und forderten: „Wir woll'n euch kämpfen sehn!“ Da war es schon eine Wohltat, dass Ralf Fährmann in der 31. Minute einen strammen Schuss von FCB-Kapitän Bastian Schweinsteiger sicher fing und Arjen Robben in der 33. Minute über das Schalker Tor schoss.
Die Devise zur zweiten Halbzeit hieß: Schadensbegrenzung
Spätestens jetzt gab es für Jens Keller nur noch eine Devise: den schon erheblichen Schaden gegen diesen technisch und taktisch imponierenden sowie übermächtigen Gegner zu begrenzen. Dass die Schalker nicht schon nach 38 Minuten mit 0:5 hinten lagen, hatten sie Ralf Fährmann zu verdanken, der mit einer großartigen Fußabwehr den Schuss von Mario Mandzukic parierte. Anschließend hatte der Keeper der Königsblauen dann sogar mal Zeit, um ein bisschen zu verschnaufen. Schalke in der Offensive – ja, das gab es wirklich: Doch sowohl Christian Fuchs mit seinem 26-Meter-Freistoß als auch Kapitän Benedikt Höwedes mit seinem 15-Meter-Schuss scheiterten an Manuel Neuer (43., 44.), dessen zweite Parade riesig war.
Was tun? Hoffen, dass die Bayern einen Gang herunterschalten? Immerhin: Die erste Möglichkeit in der zweiten Hälfte hatten die Schalker, aber Kevin-Prince Boateng köpfte nach einer Flanke von Jefferson Farfán vorbei. In der Folge plätscherte die Partie ein bisschen dahin, weil die Münchner ihren Aufwand vor 71000 Zuschauern reduziert hatten. Sie schienen aber weiterhin alles sicher unter Kontrolle zu haben, obwohl Julian Draxler in der 61. Minute Bastian Schweinsteiger entwischte und auf Klaas-Jan Huntelaar passte, der aber vorbeischoss. Aber dann war der Ball drin: Manuel Neuer musste als Torwart des FC Bayern gegen den FC Schalke 04 erstmals hinter sich greifen. Nach einer Ecke von Jefferson Farfán traf ein ehemaliger Königsblauer: Rafinha. Nur noch 1:4 nach 64 Minuten.
Schalker Fans feierten Fährmann
Im Gegenzug hätten die Münchner den alten Abstand fast wieder hergestellt. Ralf Fährmann reagierte nach einem Kopfball von Mario Mandzukic aber klasse. Nur zwei Minuten später zeigte der Schalker Keeper seine nächste tolle Parade – nach einem Schuss von Bastian Schweinsteiger. Es folgte, wieder nur eine Minute später, eine Doppel-Parade Ralf Fährmanns: erst gegen Mario Götze, dann gegen Mario Mandzukic. Und die Schalker Fans feierten ihren Keeper mit Sprechchören: „Fährmann für Deutschland!“
Es kam für den Torwart aber doch noch schlimmer. Nicht nur für ihn: Nachdem Kyriakos Papadopoulos nach einem Fehler von Kevin-Prince Boateng Münchens Mario Mandzukic im Strafraum gefoult hatte, zückte Schiedsrichter Jochen Drees die Rote Karte gegen den Schalker und zeigte auf den Elfmeterpunkt, Der überragende Arjen Robben verwandelte eiskalt zum 5:1-Endstand (77.).