Gelsenkirchen. Polarisiert hat Jermaine Jones schon immer. Als Sündenbock für die Schalker Fehlentwicklungen aber taugt er definitiv nicht. Seine vorläufige Suspendierung ist daher nichts anderes als Aktionismus, der von den wahren Problemen ablenken soll. Ein Kommentar.
„Bundesliga pfui, Champions League hui“: Sollte der FC Schalke 04 am Dienstag sein Gruppenspiel in Basel gewinnen, was ja bei aller Skepsis nicht auszuschließen ist, sind die medialen Reaktionen vorhersehbar. Zutreffend wären sie nicht. Haben doch die Königsblauen in dieser Saison bisher keinesfalls zwei Gesichter gezeigt. Die Spiele gegen Paok Saloniki und Steaua Bukarest – wie der FC Basel (trotz des Sensationssieges in Chelsea) keine ersten Adressen im europäischen Fußball – offenbarten über weite Strecken die gleichen Defizite der Mannschaft wie im Liga-Alltag.
Schief ist auch der Vergleich, den manche Kritiker angesichts der vorläufigen Suspendierung des in Ungnade gefallenen Jermaine Jones ziehen. Wäre diese tatsächlich, wie von vielen vermutet, ein „Bauernopfer“, würde – wie jeder Schachspieler weiß – ein Plan dahinter stecken. Schalke dagegen vermittelt seit geraumer Zeit eher den Eindruck von Planlosigkeit, die im Fall Jones in puren Aktionismus mündete. „Ablenkungsmanöver“ wäre auch eine zulässige Interpretation.
Schalke hat ein Strukturproblem
Der exzentrische Mittelfeldspieler, dessen Leistung selten mit seinem Mundwerk Schritt halten konnte, hatte sich nach seiner Kaltstellung umgehend krank gemeldet, dann aber über Nacht seinen doch angeblich operationsreifen Meniskus offenbar eigenhändig geglättet. Was einer Verhöhnung des Managements und Trainerstabs gleich kommt. Als Sündenbock taugt Jones dennoch nicht. Schalke hat seit geraumer Zeit ein Strukturproblem – sowohl innerhalb der Mannschaft als auch auf der Führungsebene.
Es gehe um Schalke, hat Manager Horst Heldt nach dem Hoffenheim-Spiel eindringlich angemahnt, „da muss man klar bei Sinnen sein“. Wie wahr.