Freiburg. In einem Endspiel im Breisgau geht es darum, die Chance auf die Champions League zu erhalten. Aus sportlichen und finanziellen Gründen ist diese Partie deshalb für Schalke von allerhöchster Bedeutung. “Für jeden Spieler ist die Champions League wichtig“, sagte Julian Draxler und ergänzt: “Ich werde mir den Allerwertesten aufreißen.“

In diesen Tagen ist auf Schalke oft von Marcelo Bordon die Rede. Der unerschrockene Brasilianer war mit seiner Art viele Jahre lang das Synonym für unbeugsamen Willen der Schalker Mannschaft, und einen seiner unvergessenen Tage hatte Bordon vor fast genau acht Jahren: Am 21. Mai 2005 erzwang er mit zwei Kopfballtoren den 3:2-Sieg beim SC Freiburg und sicherte Schalke damit am letzten Spieltag den Einzug in die Champions League. Obwohl die Freiburger damals schon als Absteiger feststanden, tat sich Schalke schwer: Das Siegtor erzielte Bordon erst in der 89. Minute.

Schalke darf nicht verlieren

An diesem Samstag nun muss Schalke zum Saisonabschluss wieder in Freiburg antreten, und diesmal ist die Ausgangslage noch kniffeliger: Denn Schalke darf unter keinen Umständen verlieren – sonst würde Freiburg vorbeiziehen und die ambitionierten Gäste vom Qualifikationsrang zur Champions League verdrängen. Für Freiburg wäre dies der größte Erfolg der Vereinsgeschichte – für Schalke würde die Saison irgendwo zwischen grenzenloser Enttäuschung und mittlerem Fiasko enden. Denn die Königsblauen müssten dann in der minderwertigen Europa League spielen, was für die Weiterentwicklung des Vereins ein fatales Signal wäre.

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Der finanzielle Schaden, das behaupten sie wenigstens auf Schalke, wäre noch aufzufangen: Auf einen „zweistelligen Millionenbetrag“ beziffert Manager Horst Heldt den Unterschied zwischen Champions League und Europa League. Da der Klub einen Kurs der Konsolidierung eingeschlagen hat, wähnt man sich abgesichert. Gleichwohl hängt vieles von der Champions League mit ihren garantierten Einnahmen von 20 Millionen Euro ab – nicht zuletzt, in welchem Umfang der Umbau der Mannschaft stattfinden kann. Ein Königstransfer wie zum Beispiel die Rückkehr von Bayern-Verteidiger Rafinha wäre, wenn überhaupt, nur mit dem Geld aus der Champions League zu stemmen. Und auch bei Frankfurts Kapitän Pirmin Schwegler oder beim Kölner Zweitliga-Talent Christian Clemens hätte Schalke dann bessere Argumente.

Nie zweimal in Serie Königsklasse

Manager Heldt spricht vor dem Duell in Freiburg nicht darüber – dies würde der Wertigkeit des Spiels nicht gerecht. Er sagt: „Geld ist immer wichtig, gerade auf Schalke. Aber im Vordergrund steht für uns der sportliche Aspekt: Wir wollen einfach wieder in der Champions League spielen.“ Denn dies wäre ein wichtiges Zeichen, dass Schalke dran bleibt. Gerade jetzt, da nach Bayern München auch Borussia Dortmund zu enteilen droht und Schalke in der dritten Saison nacheinander weit distanziert hat. Auch Leistungsträger wie Julian Draxler oder Klaas-Jan Huntelaar dürstet es nach der Königsklasse. „Für jeden Spieler ist die Champions League wichtig für seine Entwicklung“, beschreibt Draxler und verspricht für Freiburg: „Ich werde mir den Allerwertesten aufreißen.“

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Noch nie haben die Schalker zweimal in Serie in der Champions League gespielt – um diesen Knoten zu durchschlagen, haben sie in dieser Woche den Ton gegenüber der Mannschaft verschärft. Die Rolle des Antreibers hat Vereinschef Clemens Tönnies übernommen: „Die Spieler müssen sich ihrer Verantwortung dem Verein und den Fans gegenüber langsam mal bewusst werden. Wir registrieren schon länger, dass es hier Defizite gibt.“ Für Freiburg verlangt er „komplette Hingabe, Einsatz und den unbedingten Willen“, um die Chance zu nutzen. Es ist Endspiel-Anspannung. Schalke braucht Männer ohne Nerven. Männer wie Marcelo Bordon.