Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 steht vor einem richtungweisenden Spiel: Beim FSV Mainz 05 muss die Mannschaft die Wende herbeiführen. Mit einem arg ramponierten Aufgebot, in dem eine kreative Lösung gesucht wird, um Klaas-Jan Huntelaar ersetzen zu können. Der Notfall-Plan: Ein Sturm ohne gelernten Angreifer.

Weil sie seit Wochen nichts mehr zu lachen haben, flüchten einige Fans des FC Schalke 04 in Galgenhumor. Im Internet kursiert „Das große Schalker Krisen-Bullshit-Bingo“, eine Ansammlung von Phrasen, die zuletzt bis zur Unerträglichkeit wiederholt wurden. „Müssen jetzt Gas geben“. „Als Team noch enger zusammenrücken“. „Alles in die Waagschale werfen“. „Unruhe wird nur von außen reingetragen“. „Stehen jetzt in der Pflicht“. „Müssen weiter hart an uns arbeiten“. Fußballer-Blabla, in dieser Häufung entlarvend.

Auch interessant

Wer am Donnerstag im Vorfeld der richtungweisenden Bundesligapartie am Samstag beim FSV Mainz 05 den Schalker Verantwortlichen zuhörte, der konnte die Liste direkt erweitern. „Die Jungs sind konzentriert“, versicherte Trainer Jens Keller erneut. „Die Mannschaft muss sich zerreißen“, forderte Manager Horst Heldt.

Schalke-Manager Heldt will seinen Spielern Vertrauen schenken

Zu deren Ehrenrettung: Was sollen sie zurzeit auch anderes sagen? Woche für Woche wurden sie von einer Mannschaft im Stich gelassen, die mit Druck nicht umgehen kann. Und der Druck potenziert sich noch erheblich vor dem Spiel in Mainz. Nachdem sich die Schalker gegen Fürth blamiert und in München ergeben haben, können sie nur noch mit einem Erfolg in Mainz eine Wende erzwingen.

Aber wie?

Auch interessant

Jens Keller hat das Videostudium intensiviert. Er hat den nach wie vor verunsicherten Profis die krassen Fehler beim 0:4 in München aufgezeigt und ihnen dabei zu verstehen gegeben, dass es nicht ausreicht, Gegenspieler nur zu begleiten, anstatt die Balleroberung anzustreben. Horst Heldt hat während der Analyse in die Gesichter der Spieler geschaut und festgestellt, dass sie „interessiert und einsichtig“ waren. Seine Konsequenz: „Wir nehmen sie in die Pflicht, aber wir müssen ihnen auch Vertrauen schenken, weil wir in einer Situation sind, die wir nur gemeinsam lösen können.“

Personell hat sich die Situation zudem nicht gerade entspannt. Kyriakos Papadopoulos, Ibrahim Afellay, Christoph Moritz, Ciprian Marica, Atsuto Uchida und Klaas-Jan Huntelaar fallen definitiv aus. Zwar kehren Christian Fuchs nach abgesessener Gelbsperre und Julian Draxler nach überstandener Krankheit zurück, doch jetzt sind zwei andere Spieler nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte. Jefferson Farfan und Marco Höger leiden an grippalen Infekten, beide konnten nur eingeschränkt trainieren.

Huntelaar-Einsatz selbst bei Galatasaray Istanbul noch fraglich

Klaas-Jan Huntelaar drehte am Donnerstag immerhin erstmals wieder seine Runden, nachdem er sich zuvor tagelang wegen eines Blutgerinnsels im Auge kaum bewegen durfte. Die Blutung hat sich um 50 Prozent reduziert, die Sehkraft ist immer noch eingeschränkt. Am Montag wird ein Spezialist den Stürmer erneut untersuchen und dann festlegen, ob ein Einsatz von Huntelaar am Mittwoch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Galatasaray Istanbul infrage kommt.

Da Huntelaars Vertreter Teemu Pukki im Bayern-Spiel so gefährlich wie ein zum Schwergewichtskampf gezwungener Leichtgewichtsboxer auftrat, befasst sich Trainer Jens Keller mit einer kreativen Lösung des Angriffsproblems. Seine Alternative sieht eine Kopie des Auftritts der deutschen Nationalmannschaft in der Schlussphase beim 2:1-Sieg in Frankreich vor: mit einem vorgeschobenen offensiven Mittelfeldspieler, ohne gelernten zentralen Angreifer. Für diese Rolle wäre am ehesten Julian Draxler geeignet, der dabei von Raffael direkt unterstützt werden müsste.

Auch interessant

Gegner Mainz 05 übrigens ist gerade mal wieder aufgeschreckt, weil in diesen Tagen beharrlich darüber spekuliert wird, dass Thomas Tuchel künftig Trainer auf Schalke sein könnte. Tuchel reagierte darauf mit einem seltsamen Treueschwur: „Stand jetzt: Ein glasklares Ja, dass ich im nächsten Jahr noch Trainer in Mainz bin.“ Was heißt das genau? Stand morgen könnte ein neuer sein?