Gelsenkirchen. Schwierige Zeiten für Horst Heldt: In der königsblauen Krisenstimmung versucht sich der Schalke-Manager momentan im Spagat zwischen Vertrauen und Anforderung an seine Profis. Er ist stiller Beobachter bei den Video-Analysen des Trainers - und Ratgeber für alle.
Doch, doch, es gibt sie noch in diesen Tagen, diese Momente, wo ein bisschen Spaß und Leichtigkeit über die Gesichter der Verantwortlichen beim FC Schalke 04 huscht, auch wenn diese Augenblicke rar geworden sind. Am Donnerstag, nach der offiziellen Medienkonferenz, wurde das Podest geräumt für eine weitere Konferenz, in der sich Benedikt Höwedes in den Mittelpunkt einer Anti-Raucher-Kampagne stellte. Weitere Podiumsgäste wurden vorgestellt. „Ich bin nicht dabei“, meinte Horst Heldt und zeigte sein berühmt verschmitztes Gesicht, was ihn in den letzten Monaten zu einem äußerst angenehmen Gesprächspartner gemacht hatte. Dem leidgeprüften Manager der Königsblauen in diesen Tagen noch den Griff zur Zigarette verbieten zu wollen, würde an seelische Grausamkeit grenzen.
Schalke-Manager Heldt lässt Spieler an seinen Erfahrungen teilhaben
Der Berg an Sorgen wächst von Woche zu Woche, da käme eine freiwillige Suchtkur momentan für Horst Heldt sicher ungelegen. Der Sportliche Verantwortliche versucht zur Zeit bei den Profis einen Spagat zwischen Wertschätzung und Verantwortung hinzubekommen, kein leichtes Unterfangen. Bei den Video-Analysen mit Trainer Jens Keller rückt er ganz eng ans Team und sieht sich in der Rolle des stillen Beobachters. „Ich schaue in die Gesichter der Spieler und versuche festzustellen, ob sie gedanklich dabei sind, oder ob sie Däumchen drehen.“
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Bei der Nachbetrachtung des Bayernspiels konnte er eine ehrliche Betroffenheit ausmachen. Aber die Akteure können im Ex-Nationalspieler auch einen Vertrauten sehen, der ihnen in diesen Tagen mit Rat und Tat zur Seite steht. „Aus meiner aktiven Zeit kenne ich die persönlichen Abläufe, was in so einer Situation in einem vorgeht, da kann ich, wenn gewünscht, den Spielern aus meinen Erfahrungen berichten.“ Das sei ein Riesenvorteil, betont Heldt, wenn Spieler spürten, hier berichte einer von dem, was er selbst durchlebt habe. Das Ganze findet natürlich angesichts der immer prekärer werdenden Lage in einem Spannungsfeld zwischen Vertrauen („Es bleiben ja unsere Spieler, egal, wie es läuft“) und Anforderungen („Wir nehmen sie komplett in die Pflicht“) statt. Aber mit dem verbliebenen Rest muss natürlich pfleglich umgegangen werden, der Kader ist schon gebeutelt genug.
Unnötige Ausfälle findet Schalke-Manager Heldt zum Kotzen
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Als Jens Keller den wöchentlichen Krankenstand bekannt gab, saß Horst Heldt daneben und registrierte erstaunt, dass die langzeitlichen Schwergewichte erst gar nicht mehr in der Aufzählung auftauchten. „Von Kyriakos Papadopoulos spricht ja schon niemand mehr, obwohl er mit seiner Aggressivität und Leidenschaft unserer Abwehr an allen Ecken und Enden fehlt. Auch Ibrahim Afellay ist im Angriff für uns nur schwer zu ersetzen“, listet Heldt die beiden gravierendsten Langzeit-Ausfälle auf.
Hinzu kommen die unnötigen Verluste, die den Manager wirklich auf die Palme bringen: „Es ärgert mich, wenn wir Atsuto Uchida erklären, dass es keinen Sinn macht, unter der Woche zu einem Länderspiel nach Japan gegen Lettland zu reisen, aber der japanische Trainer unbedingt auf sein Kommen beharrt. Und dann kehrt Uchida verletzt zurück. Sowas kotzt mich an“, echauffiert sich Heldt – und in diesen Momenten hilft ihm nicht einmal eine Beruhigungs-Zigarette.