Doha. . Ohne Ibrahim Afellay hat Schalke in der Bundesliga in dieser Saison kein einziges Spiel gewonnen. Der Ausfall des Leihspielers vom FC Barcelona wiegt also schwer. Kein Wunder, dass Horst Heldt, Manager der Königsblauen, nun “agieren“ muss und nach einem Ersatz für den Offensivstar sucht.
Ein Spaßvogel hatte den Namen Raúl auf die Tafel geschrieben, die im großen Saal des Schalker Mannschaftshotels „The Torch“ schräg hinter Horst Heldt stand. Raúl als Denkanstoß für den Manager, als potenzieller Ersatz für den langfristig verletzten Ibrahim Afellay – viele Schalker Fans würden sich das wohl immer noch gut vorstellen können. Am Dienstagvormittag war der Senor auch mal wieder auf Schalke gesichtet worden, er schaute für eine halbe Stunde beim Training vorbei. Den Manager traf er bei dieser Gelegenheit nicht an: Denn der war anderweitig stark beschäftigt. Er ließ gerade die Maschinerie anlaufen, wie Schalke auf den Ausfall von Ibrahim Afellay und auch Christoph Moritz reagieren wird.
Die beiden Spieler verließen am Dienstag in aller Frühe das Trainingslager in Katar, um ihre Verletzungen in der Heimat behandeln zu lassen. Bei Afellay diagnostizierte Mannschaftsarzt Thorsten Rarreck einen Einriss im Muskelsehnenübergang im rechten Oberschenkel, bei Moritz einen Außenbandanriss im rechten Knie. Moritz, der nach seiner im Testspiel gegen Al Sadd (3:2) erlittenen Verletzung zunächst noch keine längere Pause befürchtete, wird vier bis sechs Wochen fehlen. „Bei Christoph“, sagte Horst Heldt geknickt, „ist die Länge der Pause absehbarer als bei Ibi.“ Soll heißen: Wann der bis zum Saisonende vom FC Barcelona ausgeliehene Holländer wieder für Schalke spielen wird, steht noch in den Sternen. Von zwei Monaten muss man mindestens ausgehen. An ein Saison-Aus glaubt Schalkes Manager aber nicht: „Ich gehe davon aus, dass er für uns noch zum Einsatz kommen wird.“
Auch interessant
Kein Sieg für Schalke ohne Afellay
Die Verletzung des Offensivspielers gibt Rätsel auf. Am Sonntag gegen Al Sadd hatte Afellay noch eine Halbzeit scheinbar ohne Probleme gespielt, danach aber in der Kabine gegenüber der medizinischen Abteilung seine Beschwerden angezeigt. Afellay hatte bereits seit Mitte November, als er sich im Länderspiel gegen Deutschland einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, nicht mehr für Schalke gespielt. Die neuerliche Verletzung soll aber nichts mit der bisherigen zu tun haben; der alte Muskelfaserriss sei auskuriert gewesen. Welchen Wert der offensive und vielseitige Mittelfeldspieler für Schalke hat, macht Heldt deutlich: „Als Ibi im November ausgefallen ist, haben wir angefangen, uns in den Negativ-Trend zu spielen.“ Anders gesagt: Ohne Afellay hat Schalke in der Bundesliga in dieser Saison bisher kein Spiel gewonnen. Kein einziges.
Spätestens an dieser Stelle schrillen nun die Alarmglocken, zumal Afellay ja nicht der einzige Ausfall beim Rückrunden-Start ist: Gesperrt sind Jermaine Jones (Rote Karte) und Klaas-Jan Huntelaar (Gelb-Rot), verletzt ist neben Afellay und Moritz auch noch bis mindestens Mitte Februar Kyriakos Papadopoulos (Knie-Operation). Jeder einzelne ist zu ersetzen, aber im Fünferpack wird es schwierig. Da darf nun nichts mehr passieren. Eigentlich kann es sich Schalke nun auch nicht mehr erlauben, Lewis Holtby vorzeitig nach Tottenham ziehen zu lassen – wenn die Engländer denn noch anfragen sollten. „Dann“, sagt Heldt, „müssen wir überlegen, ob wir bereit sind, überhaupt noch darüber zu sprechen.“ Kategorisch ausschließen will er das freilich nicht – und das hat nur einen Grund: Schalke bemüht sich nun selbst fieberhaft um Verstärkung für die Rückrunde.
Wesley Sneijder passt nicht in Schalkes Gehaltsklasse
Auch interessant
„Diese Situation mit gleich zwei neuen Verletzten war nicht geplant und beinhaltet nun neue Überlegungen“, erklärt der Manager: „Wir werden versuchen, zu agieren.“ Namen nannte er nicht, aber die Kandidaten hat er schon in petto: Die würden sich bereits im Schalker „Netzwerk“ befinden. Nur eine Möglichkeit: Da sich Schalke schon seit Wochen auf den Verlust von Lewis Holtby vorbereitet hat, könnte man den ursprünglich für den Sommer ins Auge gefassten Nachfolger bereits jetzt verpflichten – wenn der abgebende Verein mitspielt. Holtby und Afellay bekleiden schließlich ähnliche Positionen in der Offensive.
Das Rätselraten darf also losgehen, und Senor Raúl wird es, bei allem Respekt, nicht sein. Freilich stand neben Raúl noch ein zweiter Name auf der Liste, die der Spaßvogel auf die Tafel im Saal des „The Torch“ geschrieben hatte: Wesley Sneijder. Der holländische Nationalspieler steht bei Inter Mailand auf der Abschussliste, weil er sich mit seinem Klub ums Gehalt streitet; daher wird er schon seit längerem mit Schalke in Verbindung gebracht. Normal passt Sneijder ganz sicher nicht in Schalkes Gehaltsklasse, und so sagte Heldt auch auf die Frage, ob er sich jetzt doch um Sneijder bemühen müsse: „Nein, glaube ich nicht.“ Ein klares Dementi – mit einem winzig kleinen Hintertürchen.