Doha. Schalke darf sich in der Rückrunde nichts mehr erlauben. Die Königsblauen wollen unbedingt wieder in die Champions League. Doch die Ausgangslage dafür ist denkbar schlecht. Für Manager Heldt stehen dem Team jetzt “17 Endspiele“ bevor. Doch erst einmal gibt´s ein Testspiel gegen die Bayern.
Der erste kleine Stimmungs-Test blieb den Schalker Fans, nun ja, doch ein wenig im Halse stecken. Als die Spieler des FC Bayern, die sich ja ebenfalls gerade in Katar auf die Rückrunde vorbereiten, bei ihrer Laufrunde über das riesige Areal der Aspire-Academy ausgerechnet am Trainingsplatz der Königsblauen vorbei zogen, stimmte ein Schalker Anhänger das wohl unvermeidliche Liedgut an: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“. Doch nur einige wenige der rund 50 mitgereisten S04-Touristen machten mit, die meisten schwiegen betreten. Schalke gibt im Moment halt wenig Grund, um eine dicke Lippe zu riskieren.
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Doch das soll sich in der Rückrunde wieder ändern. Der neue Trainer Jens Keller hat den klaren Auftrag, Schalke von Platz sieben aus noch in die Champions League zu führen. Bei aktuell fünf Punkten Rückstand auf die Tabellenplätze drei und vier ein schwieriges Unterfangen, aber kein unmögliches. So sieht es auch Manager Horst Heldt, der bei jeder Gelegenheit betont: „Wir werden von unserem Ziel nicht abrücken, dass wir wieder in die Champions League wollen.“ Problem: Der Vorjahres-Dritte muss nach dem rasanten Absturz gegen Ende der Hinrunde entweder fünf Punkte auf Meister Dortmund aufholen, oder gar acht auf den Tabellenzweiten Bayer Leverkusen – sonst langt es bestenfalls zu Platz vier und der Qualifikationsrunde zum großen Geldtopf.
Trainer Keller muss sein Team in zwei Formationen auf das erste Spiel vorbereiten
Eine heikle Ausgangslage, denn damit ist klar: Schalke darf sich in der Rückrunde gar nichts mehr erlauben. Das Start-Programm (gegen Hannover, in Augsburg, gegen Fürth) könnte Fluch und Segen zugleich sein: Mit drei Siegen würde die Aufholjagd so richtig angeschoben, im Falle von Misserfolgen
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wäre sie jedoch fast schon wieder beendet. Horst Heldt spricht im Trainingslager in Katar sogar schon von „17 Endspielen“, die Schalke in der Liga vor der Brust hat. Keller hingegen vermeidet noch das Wort „Endspiel“, misst aber gerade dem Auftakt gegen Hannover eine enorme Bedeutung zu. Denn ein Erfolgserlebnis würde die Aufbruchstimmung unterfüttern, die er gerade in der Wüste zu erzeugen versucht. Erschwerend kommt hinzu: Der Stevens-Nachfolger muss seine Mannschaft quasi in zwei Formationen vorbereiten, da gegen Hannover mit Klaas-Jan Huntelaar und Jermaine Jones zwei Stammspieler gesperrt sind.
Bisher kommt Keller bei der Mannschaft gut an, was nicht nur daran liegt, dass er einen Mix zwischen Konzentration und Team-Building findet: Am Montagnachmittag durften die Profis mal abschalten und mit schnittigen Geländewagen durch den heißen Wüstensand rasen. Der erfahrene Christoph Metzelder gibt zwar zu bedenken, dass jeder Trainerwechsel zunächst immer die gleichen Reflexe zur Folge hat, aber Schalke setzt schon auf den Keller-Effekt. „Der Trainerwechsel war ein belebendes Zeichen“, verdeutlicht Marco Höger, „jetzt sind wir als Mannschaft gefordert, das umzusetzen.“
Für Schalke-Chefcoach Keller läuft Zeit der Bewährung
Keller ist sich seiner Mission bewusst und identifiziert sich „absolut“ mit der Vorgabe Champions League. Ein wenig erinnert die Situation an die Winterpause 2005/2006, als Schalke mit Mirko Slomka ebenfalls einen unerfahrenen Trainer installierte, der zunächst einen Chef-Vertrag für ein halbes Jahr erhielt und damals betonte: „Wenn wir die Champions League nicht erreichen, habe ich es auch nicht verdient, länger zu bleiben.“ Am Saisonende verpasste Schalke die Champions League um sieben Punkte – aber Slomka blieb trotzdem fast zweieinhalb Jahre.
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Auch für Keller läuft nun die Zeit der Bewährung, und ein erster Gradmesser ist, ja richtig, der FC Bayern. Am Dienstag (17 Uhr MEZ, Sport 1 plant eine Live-Übertragung) treffen die Roten und die Blauen in einem Testspiel in der Wüste aufeinander. Wobei das mit den Bayern als Gradmesser für Schalke im Moment nicht so ganz passt. Als Keller dieser Tage gefragt wurde, ob er angesichts der räumlichen Nähe die Bayern noch irgendwie im Blick habe, verwies er auf die Differenz von 17 Punkten in der Tabelle und sagte nur: „Dann könnte man mich ja gleich einliefern.“