Gelsenkirchen. . Schalke kann gegen Arsenal ins Achtelfinale der Champions League einziehen. Trainer Stevens steht vor einer schweren Entscheidung: Lässt er den jungen Lars Unnerstall im Tor? Oder ersetzt er ihn durch den erfahrenen Timo Hildebrand?
An Tagen wie diesen wünscht er sich Unsichtbarkeit. Oder die Gabe, sich per Knopfdruck wegbeamen zu können. Weit weg, um bloß nicht hier vor dieser versammelten Medienmenge sitzen zu müssen, die Huub Stevens gerade mal wieder so sehr schätzt wie eine Horde von Strauchdieben. Schon sein Gesicht sagt: Sprecht mich nicht an, ich bin genervt. Manch einer duckt sich tatsächlich weg: Wer streichelt schon gerne einen scharfen Dobermann? Und wer es trotzdem wagt, den Trainer des FC Schalke 04 zu befragen, der muss Bisswunden einkalkulieren.
Huub Stevens erahnt die Fragen, die Themen liegen ja auf dem Tisch seit dieser überflüssigen 2:3-Niederlage bei 1899 Hoffenheim, als sein Team zum dritten Mal in dieser Saison einen sicher geglaubten Sieg verschenkte und ihm die Laune verhagelte. Wird Stevens den Torwart wechseln, wenn an diesem Dienstag der FC Arsenal zum vierten Gruppenspiel der Champions League in die Arena kommt (20.45 Uhr/Sky und im Live-Ticker)? Wird er überhaupt Veränderungen vornehmen? Und welche Gründe gäbe es für Veränderungen? „Frische“, sagt Stevens nur. Nachfrage: Mit der Niederlage in Hoffenheim haben seine Überlegungen also nichts zu tun? „Nein. Warum?“
Hildebrand unzufrieden
Nun, zum Beispiel, weil in Hoffenheim einige Schalker Profis nicht die nötige Form auf den Rasen brachten und Schalke gegen Arsenal wie beim 2:0-Erfolg in London Bestform benötigt: Denn mit einem Sieg können die Königsblauen vorzeitig den Sprung ins Achtelfinale schaffen. Dazu werden sie eine gefestigte Defensive brauchen – und einen Torwart in Top-Verfassung. Momentan steht Lars Unnerstall wieder besonders in Frage, weil er die Leistung, mit der er den 2:1-Derbysieg in Dortmund untermauerte, nicht konservieren konnte. Dem 22-Jährigen wird häufig vorgeworfen, dass er zwar meistens solide hält, der Mannschaft aber keine Punkte durch spektakuläre Taten sichert. Unnerstall bräuchte Zeit zum Reifen, doch die kann ihm ein ambitionierter Verein wie Schalke kaum geben.
Zumal hinter der derzeitigen Nummer eins ein routinierter zweiter Torhüter mit den Stollen scharrt: Der 33-jährige Timo Hildebrand, der seinen Platz nur durch eine Verletzung verlor, hat erst in der vergangenen Woche nach seinem Intermezzo im Pokal gegen Sandhausen seine Unzufriedenheit bekundet und drängt zurück in die erste Elf. Stevens betonte kürzlich, er entscheide von Spiel zu Spiel über den Torwart, und er ließ Unnerstall und Hildebrand wissen, dass sie eng beieinander seien. Der Trainer steht jetzt also vor einer schweren Wahl: Befördert er den Erfahrenen – oder stärkt er den Jungen?
Bohrende Fragen
Am Montag will Stevens nichts davon hören, er legt eine alte Platte auf: „Wir haben drei Torhüter, und einer von ihnen wird im Tor stehen“, sagt er, damit sich auch Ralf Fährmann nicht abgeschoben fühlen soll. Dann fügt Stevens hinzu: „Stellt nicht immer die gleiche Frage, ich beantworte sie ja doch nicht.“ Er empfindet diese Frage als unangenehm, weil sie zwangsläufig eine weitere bohrende Frage beinhaltet: Nämlich die, ob eine ständig offene Torwartposition einem Spitzenklub wie Schalke gut tut.