Sinsheim. . Der ehemalige Manager der Königsblauen und heutige Manager des Gegners 1899 Hoffenheim meint, dass Schalke in zwei, drei Jahren reif für den Titel sei. Seinen Hoffenheimern will er „mit Ideen und Sachverstand helfen“.

Natürlich hat er die Brücken nach Schalke nicht abgebrochen. Das geht auch gar nicht, weil sein Sohn Miles noch in der Schalker A-Jugend spielt und seine Familie weiterhin in Dorsten wohnt. Aber seit sechs Wochen ist der Ex-Schalker Andreas Müller (49) Manager bei 1899 Hoffenheim. An diesem Samstag muss Müller beim Wiedersehen auf der Hut sein.

Herr Müller, müssen Sie aufpassen, dass Sie am Samstag nach dem Spiel nicht in den falschen Mannschaftsbus steigen?

Andreas Müller: Das mit Sicherheit nicht. Aber die beiden Busse haben ja zumindest schon einmal die gleiche Farbe…

Wie ist es, nach dreieinhalb Jahren Zwangspause wieder als Bundesliga-Manager zu arbeiten?

Andreas Müller: Ich habe es vermisst, daraus mache ich gar kein Hehl. Schließlich bin ich im Verein groß geworden und nicht als Spielerberater, als der ich zuletzt gearbeitet habe – jetzt lebe ich wieder auf. Die Zeit auf Schalke war die bisher schönste meiner Karriere. Und ich bin auch keinem böse, dass es so zu Ende gegangen ist. Das letzte halbe Jahr, in dem es nicht mehr so lief, kann nicht den Gesamteindruck von fast 21 Jahren trüben.

Auf Schalke mussten Sie im Frühjahr 2009 gehen, als der Klub in der Krise steckte. In Hoffenheim hat man Sie jetzt als Krisenmanager geholt.

Andreas Müller: Ich sag es mal so: Wir stecken in einer schwierigen Situation, und ich kann dem Klub mit meinen Ideen und meinem Fußballverstand helfen – so selbstbewusst bin ich. Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen, denn wir haben nur acht Punkte in neun Spielen geholt und die meisten Gegentore kassiert. Unsere Mannschaft ist im Spiel sehr labil, aber sie ist eben auch noch jung und muss lernen, die Balance zwischen jugendlichem Elan und defensiver Stabilität zu finden.

Wenn die Mannschaft so unerfahren ist: War es dann klug, vor der Saison vom Europapokal zu reden, wie es Trainer Markus Babbel und Torwart Tim Wiese getan haben?

Andreas Müller: Für mich ist das kein realistisches Ziel, in dieser Saison von den internationalen Plätzen zu sprechen. Natürlich würde ich mich nicht dagegen wehren, aber meiner Meinung nach kommt das erst in ein oder zwei Jahren infrage.

Bei Tim Wiese hört sich das ohnehin im Nachhinein arg überzogen an, wenn man seine Leistungen bisher in Hoffenheim sieht…

Andreas Müller: Man hat sicher vor der Saison gehofft, dass die Integration der neuen Spieler, auch die von Tim Wiese, schneller vonstatten geht. Matthieu Delpierre aber hat seine Form gefunden. Junge Spieler wie Volland, Joselu und Usami gehören schon jetzt zu den Aktivposten unserer Mannschaft und werden definitiv die erhoffte Verstärkung für unser Offensivspiel sein.

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Damit haben sie die Frage nach Tim Wiese aber nicht beantwortet…

Andreas Müller: Dass er nicht in Top-Verfassung ist, hat jeder gesehen – aber das galt für die gesamte Mannschaft, und als Torwart bist du dann das letzte Glied in der Kette. Dann knallen dir die Dinger nur so um die Ohren, wir haben ja erschreckend einfache Tore kassiert. Tim ist ein Spieler, der polarisiert. In Bremen war es für ihn einfacher – da war er sehr beliebt. Hier in Hoffenheim ist alles auf ihn eingestürmt: Seine Verpflichtung hat viel Wirbel ausgelöst, dann kam die Ausbootung aus der Nationalmannschaft und schließlich die ganze Häme, mit der er nach Freiburg übergossen wurde – das nagt auch an einem gestandenen Profi. Aber auf diese für ihn neue Situation muss er sich einstellen. Als Kapitän hat er auch die Verpflichtung, auf die Leute zuzugehen. Das erwarte ich von ihm, genau so wie er von uns als Verein erwarten kann, dass wir ihm volle Unterstützung zukommen lassen.

Weil Sie erst nach Transferschluss gekommen sind, hatten Sie bisher keine Möglichkeit, Personalentscheidungen zu treffen. Müssen Sie sich mit der Personalie Markus Babbel beschäftigen, wenn das Spiel gegen Schalke verloren geht?

Andreas Müller: Ich bin jetzt seit fünf Wochen hier und kann beurteilen, wie Markus arbeitet: Er hat eine klare Ansprache an die Mannschaft. Für Markus war es wichtig, dass er mich an die Seite bekommen hat: Ich unterstütze ihn, und es tut ihm gut, dass er die Doppelfunktion mit Trainer und Manager los ist. Das kann in der heutigen Zeit unmöglich funktionieren.

An diesem Samstag geht es nun gegen Schalke. Was trauen Sie Schalke in dieser Saison zu?

Andreas Müller: Alles. Horst Heldt hat wirklich einen super Job gemacht, Hut ab. Er hat es geschafft, die Qualität im Kader zu erhöhen und die Finanzen im Auge zu behalten. Die Mannschaft ist jung, hungrig und noch stärker als im Vorjahr. Das ist auch ein Verdienst von Huub Stevens. Das Thema Meisterschaft steht und fällt aber mit den Bayern: Wenn die ihre Form halten, werden sie auch Meister. Aber direkt hinter Bayern sehe ich schon Schalke. Perspektivisch gesehen wird die Meisterschaft nach Schalke kommen. Die Frage ist nur, wann.

Königsblaues Heiligtum

Der FC Schalke 04 gab einen Einblick in das Heiligtum der Profifußballmannschaft – die Kabine.
Der FC Schalke 04 gab einen Einblick in das Heiligtum der Profifußballmannschaft – die Kabine. © WAZ FotoPool
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Als Sie noch Manager auf Schalke waren, haben Sie gesagt, das Gerede von der Schale würde den Verein belasten. Macht Schalke einen Fehler, wenn man offen von der Meisterschaft spricht?

Andreas Müller: Ich kann aus der Ferne schwer beurteilen, wie die Mentalität der aktuellen Mannschaft ist. Aber wenn man die Spieler fragt, warum sie nach Schalke wechseln, dann wird jeder sagen: Weil ich hier die Chance habe, Deutscher Meister zu werden. Für den Verein ist es vielleicht gut, nach außen wenig darüber zu reden. Aber intern wird man die Mannschaft schon auf den Moment vorbereiten, der in den nächsten zwei, drei Jahren kommen wird. Da bin ich sicher.