Gelsenkirchen. Der zuletzt müde wirkende Mittelfeldspieler hofft auf seinen Einsatz von Beginn an, doch Trainer Huub Stevens kündigt frische Kräfte und ein paar Überraschungen an. Wer im Tor stehen wird, wollte der Stevens noch nicht verraten.
Champions-League-Abende sind Festtage im Fußball, so sagt man. Beim FC Schalke 04 wollte sich vor dem Gruppenspiel am Dienstagabend (20.45 Uhr, live im Ticker) gegen Arsenal London aber noch keine rechte Festtagsstimmung einstellen. Die Atmosphäre auf der internationalen Pflicht-Konferenz war knurrig bis verbissen. Abzulesen im düsteren Gesicht von Schalke-Trainer Huub Stevens, der die 2:3-Niederlage vom Wochenende bei der TSG Hoffenheim ganz offensichtlich noch nicht verdaut hatte.
Schade, dass der Holländer am Dienstag in der ausverkauften Arena nicht für die Königsblauen auflaufen kann. Die Gunners hätten mit Stevens in der Schalke-Abwehr jetzt schon ihr Pulver verschossen. So konnte der Übungsleiter nur die Fragen der Journaille abgrätschen. Knurrig und einsilbig. Und wer mit dem nicht gerade pflegeleichten Haudegen in einen Zweikampf gehen möchte, der muss ihm nur Fragen zur Torhüter-Entscheidung stellen. „Einer wird immer im Tor stehen, ich beantworte so etwas nicht mehr“, blaffte er zurück.
Stevens Überraschungen
Einige Fragesteller, die wohl den höheren diplomatischen Dienst durchlaufen haben, konnten dem Cheftrainer dann wenigstens ein paar Halb-Informationen entlocken. „Mal sehen, wie wir auflaufen, es werden einige Überraschungen auch für euch dabei sein.“ Was natürlich gleich die Spekulationen befeuerte, wen es diesmal erwischen könnte. Denn befragt, was die Gründe für die eine oder andere Überraschung im Team sein könnten, meinte Stevens nur: „Frische.“
Bei diesem einsilbigen Kommentar hätte der neben ihm sitzende Lewis Holtby eigentlich zusammenzucken müssen. Denn der Deutsch-Engländer hat in den letzten Wochen seine Arbeitszeit nur verkürzt absolvieren können, wurde meist rechtzeitig vom Feld geholt. In den Bundesliga-Partien in Hoffenheim und gegen Nürnberg sowie auch im Hinspiel bei Arsenal war für Holtby meist nach einer Stunde Feierabend, im Pokal gegen Sandhausen durfte er sich gänzlich schonen.
Deutlicher Kräfteverschleiß
Keine Frage, beim Kapitän der U21-Nationalelf war der Kräfteverschleiß durch Doppel- und Dreifachbelastungen in den letzten Wochen besonders deutlich zu sehen. Aber Holtby ist Profi, und er wird den Teufel tun und selbst um eine Verschnaufpause bitten, schon gar nicht, wenn sich die Verwandtschaft aus England angesagt hat. Das dürfte eigentlich die letzten Körner mobilisieren. „Mein Gott, ich bin erst 22 und weiß selbst, dass ich zuletzt keine guten Spiele gemacht habe, ich bin selbst verärgert über meine Leistung. Aber ich bin motiviert und topfit, ich bin bereit für Arsenal.“ Den Karten-Stress wie im Hinspiel hat er diesmal nicht, und auch seinen Humor hat er in den letzten anstrengenden Wochen nicht eingebüßt: „Diesmal sind nicht so viele meiner Verwandten aus England da, die Flüge werden ja immer teurer“, flachste er.
Dass er bei den Spielen gegen Topteams aus der Premier League ganz besonders im Schaufenster steht, ist dem Schalker schon bewusst, will er aber ausblenden: „Das Thema ist zur Zeit zwar ganz schön krass, belastet mich aber nicht. Ich bin Blau-Weißer, um alles andere kümmert sich zum rechten Zeitpunkt mein Berater. Ich will ein gutes Spiel abliefern, alles andere belastet mich nicht.“
Diplomatische Antwort
Da die Fragesteller in Sachen Torwart beim Trainer auf Granit bissen, versuchten sie es auf Umwegen über den Mittelfeldakteur. „Also, wir vertrauen allen drei Torhütern. Wir sind froh, dass wir drei auf Top-Niveau haben. Wer letztlich spielt, entscheidet der Trainer“, so Holtby mit bangem Seitenblick auf den neben ihm sitzenden Huub Stevens. In Sachen Diplomatie war Holtby am Montag klarer Punktsieger.