Sinsheim. . Bei der 2:3-Niederlage in Hoffenheim verfiel der Tabellenzweite FC Schalke 04 in ein altes Fehler-Schema: Ein am Boden liegender Gegner darf wieder aufstehen. „Wir müssen herausfinden, woran das liegt“, sagt Manager Horst Heldt.
Horst Heldt läuft nie davon. Auch an einem solchen Tag nicht, an dem der Manager des FC Schalke 04 vermutlich lieber in einem Zahnarztstuhl säße, als öffentlich nach Erklärungen für das Unfassbare suchen zu müssen. „Unnötig, absolut vermeidbar“, sagte Heldt und schüttelte immer wieder den Kopf. „Der Gegner lag doch auf dem Präsentierteller. Wir sind zu gut für diese Welt...“
Seine Schalker hatten gerade 2:3 bei 1899 Hoffenheim verloren, und dieses Resultat war wegen seiner Entstehungsgeschichte ein übler Rückfall in eine Phase, die vor allem die Spieler selbst längst überwunden zu haben glaubten. Beim 2:2 in Düsseldorf und beim 2:2 in der Champions League gegen Montpellier hatten die hoch überlegenen Königsblauen in einer fatalen Mixtur aus Arroganz und Naivität wichtige Punkte liegen lassen, doch nach einer Siegesserie mit den Höhepunkten bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal hatten alle betont, aus ihren Fehlern gelernt zu haben.
Und dann das.
Schon das 1:0 für Hoffenheim durch Kevin Volland in der 16. Minute hatte Schalke selbst verschuldet, weil Vorbereiter Fabian Johnson nach einem leichtfertigen Ballverlust von Lewis Holtby beim Konter ungestört mit dem Ball am Fuß über das Feld sprinten konnte. Nach Roman Neustädters Kopfball zum 1:1 in der 37. Minute und einem drei Minuten später zu Unrecht aberkannten Tor durch Ibrahim Afellay schien alles auf einen Sieg des Tabellenzweiten zuzulaufen. Allerdings agierten die Schalker im Abschluss weder clever noch konsequent. Noch eine Drehung hier, noch ein Trick dort – zu oft bekam Hoffenheim die Gelegenheit, die bedrohliche Situation in letzter Sekunde zu bereinigen.
Ohne Absicherung ins Verderben
Als Joel Matip dann ungeschickt Kevin Volland attackierte und Schiedsrichter Deniz Aytekin dafür in der 67. Minute einen Elfmeter gab, lagen die Kraichgauer durch Roberto Firmino erneut vorn. Schalke drückte weiter, verdiente sich das 2:2 durch einen Abstauber von Atsuto Uchida in der 82. Minute – und rannte ohne ausreichende Absicherung ins Verderben. In der Nachspielzeit traf Sven Schipplock, als Schalkes Defensive die Ordnung aufgegeben hatte.
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Hinterher wusste wieder keiner, wie es dazu hatte kommen können. „Wir haben bei den Gegentoren gepennt, wir ärgern uns maßlos“, sagte Benedikt Höwedes, während Klaas-Jan Huntelaar meinte: „Wir haben mit Risiko gespielt und nach dem 2:2 versucht, zu gewinnen. Dann haben wir einen Konter bekommen, das kann passieren.“
Ansteckende Formschwäche
Das kann passieren? Natürlich, wenn man in der Jugend spielt. Aber eine ambitionierte Bundesliga-Mannschaft wie Schalke sollte doch zumindest dazu in der Lage sein, Fehler nicht in dieser Häufigkeit zu wiederholen. Horst Heldt dachte an seine aktive Zeit zurück, fand aber keine Parallelen: „So extrem habe ich das noch nie erlebt“, sagte der Manager. „Wir müssen herausfinden, woran das liegt.“
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Auffällig ist: Immer, wenn die Offensivabteilung schludrig mit ihren Chancen umgeht, rappelt es hinten bei schnellen Gegenstößen. „Anscheinend ist das so“, bestätigte Heldt: „Wenn wir einen schlechten Tag haben, dann haben wir den gleich überall.“ Es gab Ausfälle in allen Mannschaftsteilen: Vor allem Lewis Holtby, Klaas-Jan Huntelaar und Joel Matip spielten weit unter ihren Möglichkeiten, und auch Lars Unnerstall war in den entscheidenden Eins-gegen-Eins-Situationen nicht schnell genug unten.
Am Dienstag kommt Arsenal (20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Dann wird alles anders sein, meinten die Schalker, und der Manager lieferte die Erklärung: „Dieser Gegner wird sicher nicht auf dem Präsentierteller liegen.“