Hannover. Vor der Saison gab es rund um Schalke vor allem eine Frage: Würde die Mannschaft den Abgang des großen Raúl verkraften? Bei Hannover 96 konnten die Schalker den Verlust des Spaniers kompensieren - auch wenn es am Ende nur zu einem 2:2 reichte.

Die Einschätzung von Hannovers Trainer Mirko Slomka, dass Schalke auch in dieser Saison wieder ganz oben mitspielen wird, ist auch damit begründet, dass die Gelsenkirchener bis auf Raúl ihre Mannschaft komplett zusammenbehalten haben. Und was das Spiel ohne Raúl betrifft, da scheinen die Blauen den Nachfolger gefunden zu haben: Denn beim 2:2 zum Saisonauftakt bei Hannover 96 glänzte Lewis Holtby als Torschütze und Spielmacher in der Rolle des großen Spaniers. Dass es nach einer starken  Schalker Vorstellung dennoch „nur“ zu einem Unentschieden reichte, lag am späten Ausgleich der Hannoveraner durch den eingewechselten Adrian Nikci in der 80. Minute.

Zuvor hatten Klaas-Jan Huntelaar (52.) und eben Holtby (64.) Schalke mit ihren Toren auf die Siegerstraße gebracht, nachdem Hannover zur Pause durch einen Treffer von Felipe (43.) glücklich mit 1:0 geführt hatte.

Huntelaar als Kapitän

Schalkes Mannschaft wurde zum ersten Mal von Beginn an von Klaas-Jan Huntelaar aufs Spielfeld geführt. Das hatte seinen Grund darin, dass der etatmäßige Kapitän Benedikt Höwedes nur auf der Bank saß. Der Nationalspieler hatte sich bei der Pokal-Partie vor Wochenfrist in Saarbrücken (5:0) eine Hüftverletzung zugezogen, die er selbst zwar als nicht ganz so schlimm bezeichnete – die ihn aber unter der Woche auch vom vollen Trainingseinsatz abhielt. Und weil mit Joel Matip ein anderer Innenverteidiger auf seinen Einsatz für Höwedes lauerte, konnte Trainer Huub Stevens gleich Wort halten mit seiner Ankündigung, dass der Kapitän bei ihm nicht immer spielen muss. Zusätzlicher Nebeneffekt: Stevens konnte Matip beruhigen, bei dem sonst wegen wiederholten Bank-Drückens Frustgefahr bestanden hätte – schließlich hatte der Nationalspieler Kameruns in Saarbrücken zunächst die harte Ersatzbank drücken müssen.

Gar nicht im Kader war in Hannover Jefferson Farfan wegen anhaltender Kniebeschwerden. Für ihn hatte Stevens etwas überraschend Ciprian Marica als zweite Spitze neben Huntelaar aufgeboten und damit ein 4-4-2-System mit klassischer Raute. Eine mutige, von Angriffslust geprägte Ausrichtung.

Schalke im Stile einer Heimmannschaft

Und Schalke diktierte das Spiel zunächst auch im Stile einer Heimmannschaft. Die Gäste wirkten von der ersten Minute an entschlossen, druckvoll und dominant – es mangelte zunächst lediglich an den ganz klaren Torchancen, nachdem in der siebten Minute Kyriakos Papadopoulos im  Anschluss an den ersten Draxler-Eckball mit seinem Flachschuss an Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler gescheitert war. Schalke blieb aber überlegen und hätte kurz vor der Pause die Führung verdient gehabt, doch Marica scheiterte nach feinem Zuspiel von Holtby an Zieler (39).

Es deutete wirklich nichts darauf hin, dass Hannover mit einer Führung im Rücken in die Pause gehen würde, und so wurde der Spielverlauf in der 43. Minute komplett auf den Kopf gestellt: Nach einer Freistoßflanke des früheren Schalkers Christian Pander stimmte die Zuordnung in der Gäste-Abwehr überhaupt nicht, Hannovers Neuzugang Felipe konnte sich im Rücken von Matip und Neustädter davonschleichen und am zweiten Pfosten völlig ungedeckt zum 1:0 für Hannover einköpfen.

Nach dem Wechsel war Schalke wieder voll da

Der Rückstand war für Schalke zwar ein Schlag ins Kontor – aber kein Beinbruch. Zwar hätte Andreasen kurz vor der Pause sogar noch das 2:0 köpfen können, doch nach dem Wechsel waren die Gäste aus Gelsenkirchen wieder voll da. Und dass auch Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar schon wieder volle Fahrt aufgenommen hat, zeigte sich in der 52. Minute: Nach Zuspiel von Holtby fackelte der Holländer nicht lange und traf mit einem Schuss aus 20 Metern zum 1:1.

Die mehr als 10.000 mitgereisten Fans waren aus dem Häuschen, zumal ihre Mannschaft weiterhin aufs Ganze ging. Nach einer prächtigen Kombination scheiterte Holtby zunächst noch an Zieler (59.), doch in der 64. Minute war der kleine Wirbelwind der Größte: Holtby schlich sich im Strafraum davon und köpfte (!) den Ball nach einer Jones-Flanke zum 2:1 für Schalke ein – besser hätte das in dieser Szene auch der große Raúl nicht machen können.