Gelsenkirchen. Mit dem Formverfall der Schalker Defensive sinken auch die EM-Chancen von Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes. Am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg muss der Nationalspieler gelbgesperrt zuschauen.
Mal gegen die Wand zu hauen, lautstark Tacheles zu reden - das ist nicht sein Naturell. Benedikt Höwedes wiegt in der Öffentlichkeit jedes seiner Worte ab, er spricht ruhig und loyal - und ballt doch die Faust in der Tasche. Denn die zurückgekehrte Abwehrschwäche nervt den Kapitän des FC Schalke 04. Gewaltig.
Für den 23-Jährigen, der am Sonntag im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Live im DerWesten-Ticker) gelbgesperrt zuschauen muss, geht es natürlich um Königsblau und die Ambitionen auf einen Startplatz in der Champions League. Doch Höwedes richtet seinen Blick, er würde das so nie zugeben, auch auf die EM im Sommer.
Denn auf Kosten seines Kollegen in der Nationalelf, Per Mertesacker, könnten sich seine Chancen auf eine Nominierung in diesen Tagen verbessert haben. Mertesacker, Verteidiger beim englischen Erstligisten FC Arsenal, musste auf Grund einer schweren Bänderverletzung am Knöchel operiert werden und fällt nach Angaben seines Trainers Arsene Wenger wesentlich länger als - wie ursprünglich angekündigt - einen Monat aus. Eventuell droht ihm sogar der Verzicht auf die EM. Mit dem Dortmunder Abwehr-Chef Mats Hummels konkurriert Schalkes Kapitän nun um einen Platz im Zentrum der deutschen Viererkette.
Die Schalker Abwehr wackelt
Deshalb liegt Höwedes viel an einer stabilen Schalker Verteidigung, in der er sich für Bundestrainer Joachim Löw beweisen kann. Wie in einem Horrorfilm muss er sich demnach in den vergangenen vier Spielen gefühlt haben. In Köln lagen die Königsblauen nach vier Minuten mit 0:1 hinten, gegen Mainz nach 15 Minuten, in Mönchengladbach sogar nach zwei Minuten und in Pilsen nach 22 Minuten. „Jede Mannschaft hat mal einen schlechten Tag“, sagte Höwedes noch nach der Mainz-Partie. Im Anschluss an die Pleite in Mönchengladbach verteilte er für seine Verhältnisse einen verbalen Rundumschlag aus: „Wir haben uns in der ersten Halbzeit kindisch aufgeführt, waren überhaupt nicht in den Zweikämpfen drin, haben keine Ordnung gehabt, konnten die taktischen Vorgaben nicht umsetzen.“
Woran liegt es, dass die Abwehr, die zu Saisonbeginn unter Trainer Ralf Rangnick ihren Namen kaum verdiente, sich aber unter Huub Stevens festigte, in den zurückliegenden Partien wieder wackelte?
Offensichtlich an der noch bis zum 1. März währenden Sperre für Jermaine Jones. Ohne ihn fehlt nicht nur der Abräumer vor der Abwehr, ohne ihn muss Stevens auch den Innenblock Joel Matip/Kyriakos Papadopoulos trennen.
Duell gegen Schalkes Ex-Trainer-Manager Felix Magath
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Wie er das Problem gegen Wolfsburg lösen wird, wie er auf die Ausfälle von Höwedes, Chinedu Obasi (Gelbsperre) und eventuell Raul (Oberschenkelprobleme) reagiert - das verriet der Schalker Trainer nicht. Weil das Duell gegen Schalkes Ex-Trainer-Manager Felix Magath ein besonderes und „schwer genug“ sei. Magath schreibt sich übrigens nicht nur Schalkes aktuellen Erfolg als Langzeitwirkung seiner Arbeit auf die Fahne, sondern auch Höwedes’ Entwicklung. „Ich habe ihm die Möglichkeit gegeben, dass er sich einspielen kann. Das zahlt sich jetzt aus.“