Pilsen. Vor dem Wiedersehen mit Ex-Trainer-Manager Felix Magath muss Schalke noch viele offene Rechnungen begleichen. Schalke muss im kommenden Sommer wieder rund sieben Millionen Euro Ablöse-Zahlungen für Spieler abstottern, die schon da sind – oder sogar schon längst wieder weg.
Wenn man Felix Magath in diesen Tagen so reden hört, dann könnte man beinahe glauben, dass es am Sonntag in der Arena zu einer Art Treffen unter Freunden kommt. Der Schalker Erfolg in dieser Saison sei nämlich ein Stück weit auch noch sein Werk, ließ der vor elf Monaten bei den Königsblauen gefeuerte Magath vor dem Gastspiel mit dem VfL Wolfsburg am Sonntag (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) durchblicken. In einem Interview mit dem Fachmagazin kicker hatte der 58-Jährige u.a. gesagt: „Ich habe eine Mannschaft hinterlassen, die jetzt tolle Spiele macht und schon jetzt wieder mit der Champions League planen und sogar Meister werden kann.“ Das ist Magaths Wahrnehmung – doch der Eindruck, den Schalke vermittelt, ist ein völlig anderer.
Schalke muss sieben Millionen Euro abstottern
Der ehemalige Trainer/ Manager habe nach seiner 21 Monate währenden Regentschaft vielmehr einen Kader mit überzogenen Personalkosten und noch nicht bezahlten Ablösesummen hinterlassen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. So sind nach Informationen dieser Zeitung die 2010 getätigten Rekord-Einkäufe Klaas-Jan Huntelaar (14 Millionen Euro Ablösesumme) und Jose Manuel Jurado (13 Millionen) gemäß der von Magath ausgehandelten Verträge bisher erst zu zwei Dritteln bzw. zur Hälfte bezahlt. Und selbst bei schon längst vergessenen Magath-Einkäufen wie Anthony Annan oder Ciprian Deac gibt es noch offene Rechnungen. Schalke muss im kommenden Sommer wieder rund sieben Millionen Euro Ablöse-Zahlungen für Spieler abstottern, die schon da sind – oder sogar schon längst wieder weg.
Dieses Verteilen der Ablösesumme auf die Vertragslaufzeit ist zwar gängige Praxis, aber Magath hat sie bei seiner Schalker Shopping-Tour exzessiv genutzt, so dass seine offenen Rechnungen den Klub noch auf Jahre hinaus belasten werden. Und so gibt es auf Schalke viele, die es eher amüsiert, wenn Magath nun erklärt: „Ich habe die Vereine immer in einem besseren Zustand hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe.“ Einer, der auf Schalke viel zu sagen hat, sagte am Freitag auf dem Rückflug vom Europa-League-Spiel in Pilsen (1:1) jedenfalls voller Ironie: Würde der zur Ämterfülle neigende Magath nun auch noch Bundespräsident werden wollen, dann würde er das Land sicher in einigen Jahren auch in einem besseren Zustand verlassen, als er es vorgefunden hat. Auch dieser Spott zeigt, dass es vor dem Wiedersehen am Sonntag noch viele offene Rechnungen zu begleichen gibt.
Fast schon gleichmütig reagierte dagegen Trainer Huub Stevens darauf, dass Magath die aktuelle Schalke-Mannschaft quasi noch als sein eigenes Werk hinstellt: „Da stehe ich drüber“. Von der Start-Elf, die am Donnerstag in der Europa League bei Viktoria Pilsen nach einem schwachen Spiel ein gutes Ergebnis mitgebracht hatte (1:1 nach Toren von Darida und Huntelaar), wurden fünf Spieler von Magath geholt: Raúl, Huntelaar, Papadopoulos, Matip und Draxler. Wobei man anmerken muss, dass die Top-Talente Matip und Draxler auch unter jedem anderen Trainer von der A-Jugend ins Profiteam aufgenommen worden wären. Ohne Wenn und Aber Magaths Verdienst ist die Verpflichtung von Raúl – und auf das Wiedersehen mit dem Superstar freut sich der einstige Schalke-Imperator auch ganz besonders.
Raúl steckt im Formtief
Raúl steckt allerdings gerade im Formtief – Stevens führt das auch auf dessen Oberschenkelprellung zurück, nachdem der 34-Jährige erst eine Wadenverletzung auskuriert hat. Es stockt derzeit ein wenig bei Raúl, und das gilt auch für die geplante Vertragsverlängerung. Obwohl man sich nach dem ersten Treffen Ende Januar auf ein zweites Gespräch im Februar verständigt hatte, hat Raúl-Berater Gines Carvajal bisher noch keinen Termin angemeldet. Die Vertragsverlängerung des Stars sieht im Moment nicht nach einer Formsache aus – vielleicht auch, weil Raúl nicht in Form ist.