Gelsenkirchen. Simon Terodde unterschrieb auf Schalke einen Rentenvertrag. Eine Überraschung - doch nur Gewinner gibt es bei diesem Deal nicht. Ein Kommentar.
Eigentlich sollte der Freitagvormittag beim FC Schalke 04 ganz dem neuen Sportdirektor André Hechelmann gehören. Schon tagelang war eine Medienrunde mit ihm angekündigt worden. Doch eine Nachricht kam dazwischen: Simon Terodde hängt noch ein Jahr auf Schalke dran. Eine Entscheidung, die viele Schalker euphorisierte. Eine Entscheidung fürs Herz.
Erst seit zwei Jahren trägt Terodde das S04-Trikot - und doch ist er zu einem Idol der Fans geworden. Ob große oder kleine Fans: Alle posteten am Vormittag Bilder, wie sie ihr Terodde-Trikot aus dem Kleiderschrank holten und mit Stolz anzogen. Einer wie Terodde, leidenschaftlich, emotional, aber doch demütig, bescheiden und auf dem Boden geblieben, passt zu Schalke. Im späten Fußball-Alter hat er noch einmal sein großes Glück gefunden. Die Momente in Leipzig, als Terodde von den Fans minutenlang persönlich gefeiert wurden, haben ihn tief beeindruckt.
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Sportlich ist die Entscheidung nachvollziehbar. Terodde ist der Rekord-Torjäger der Zweiten Liga und sehr ambitioniert. So lange wie möglich will er stürmen, das hat er mehrfach betont. Für die Chance, auf Schalke zu spielen, verzichtete er auf Gehalt, unterschrieb einen Rentenvertrag über drei Jahre.
Doch nur Gewinner gibt es bei dem überraschenden Terodde-Deal nicht. In dieser Woche hatten Sportvorstand Peter Knäbel und Trainer Thomas Reis das Geheimnis gut gehütet und vor allem von Sebastian Polter und Marvin Pieringer als Top-Duo gesprochen - nun wird Polter und Pieringer die Aufstiegslegende vor die Nase gesetzt. Terodde dürfte, das vorherzusehen ist nicht schwierig, wieder mindestens Vize-Kapitän sein. Gut möglich, dass vor allem der ambitionierte Pieringer nach Alternativen sucht.
Im Aufstiegsfall bräuchte Schalke neue Stürmer
Außerdem stellt sich die Frage, was denn passiert, wenn Schalke die Bundesliga-Rückkehr mit Terodde- und Polter-Toren gelingt. Terodde ist in einem Jahr 36 Jahre alt, auch Polter zählt nicht mehr zu den jüngsten Profis. In der Bundesliga hatte Terodde in der abgelaufenen Saison Schwierigkeiten, traf nur fünfmal.
Steigt Schalke wieder auf, muss der Angriff komplett neu aufgestellt werden. Das weiß die neue sportliche Leitung. Doch für die Entscheidung fürs Herz nahmen sie dieses Risiko in Kauf.