Gelsenkirchen. Dass André Hechelmann neuer Sportdirektor bei Schalke wird, sickerte bereits vor einigen Tagen durch. Nun steht fest, wann er vorgestellt wird.

Der Nachmittag war am Sonntag gerade angebrochen, da lag eine Abschiedsstimmung über dem Vereinsgelände des FC Schalke 04. Einen Tag zuvor waren die Königsblauen tränenreich in die 2. Bundesliga abgestiegen – nun verabschiedeten sich die Spieler nach einem Brunch in den Sommerurlaub. Den Inhalt ihres Spindes nahmen sie mit. Das Profileistungszentrum wird gestrichen; frisch gemacht für die neue Saison. Die Schalker Pläne für die 2. Liga lagen schon in der Schublade. Am Montag stellte sie Sportvorstand Peter Knäbel vor.

Schalkes Sportchef Peter Knäbel (links) und der bisherige Chefscout Andre Hechelmann im Winter-Trainingslager in Belek.
Schalkes Sportchef Peter Knäbel (links) und der bisherige Chefscout Andre Hechelmann im Winter-Trainingslager in Belek. © RHR-Foto

Schalke: Die Saisonanalyse

Die Schalker haben die Bundesliga-Saison ausführlich analysiert. Erster Eckpunkt laut Knäbel war die Entscheidung, Frank Kramer zum Trainer zu machen: „Damit lagen wir im Sommer nicht richtig.“ Als zweiten Eckpunkt bezeichnete Knäbel die Verletztenliste: „Die wichtigsten Spieler sollten in den wichtigen Spielen zur Verfügung stehen. Das war in unserem Fall nicht gegeben.“ Intern wird auch die schlechte Bilanz im Transfersommer 2022 als Grund benannt.

S04-Vereinsführung und Trainerteam

Personelle Kontinuität ist gewährleistet. Vorstand und Aufsichtsrat bleiben unverändert. Trainer Thomas Reis ist unumstritten bei Führung und Fans, nach dem Abstieg in Leipzig gab es für ihn Applaus, keine Pfiffe. Knäbel: „Als wir 2021 abgestiegen sind, hatten wir viele Diskussionen in der Trainerfrage. Jetzt haben wir Planungssicherheit. Thomas hat mit Platz acht in der Rückrunde gezeigt, dass er die Spieler besser machen kann.“

André Hechelmann wird nach Informationen der „Welt“ neuer Sportdirektor beim FC Schalke 04. Das deckt sich mit Recherchen dieser Redaktion. Der bisherige Chefscout soll die Mannschaft des Absteigers für die kommende Saison umbauen. Der 38-Jährige übernimmt demnach den seit Ende Oktober verwaisten Posten von Rouven Schröder, der mittlerweile bei RB Leipzig unter Vertrag steht. Die Verkündung der Entscheidung soll am Freitagvormittag um 10 Uhr fallen. Schalke hat dann für eine Medienrunde eingeladen. Zudem soll es noch externe Verstärkung geben.

Thomas Reis, Trainer des FC Schalke 04.
Thomas Reis, Trainer des FC Schalke 04. © Getty

Schalkes Saisonziel in der Zweiten Liga

Im Gegensatz zu 2021 formulieren die Schalke direkt den „Wiederaufstieg“ als Ziel. Vor zwei Jahren hatten sie davon gesprochen, nach der Hinrunde auf Tuchfühlung zu sein. Nun sagt Knäbel: „Wir wissen, wie hart die Zweite Liga ist und was für Brocken auf uns warten. Wir können als Schalke 04 aber nicht ohne Ambitionen in die Saison gehen, deshalb wollen wir von Anfang an oben mitmischen.“

Das Budget

Die Lizenz hat Schalke bereits erteilt bekommen – ein Transferüberschuss ist dabei keine Auflage. Die Königsblauen wären sofort handlungsfähig. Das Gehaltsbudget für die Zweite Liga liegt wie 2021 bei rund 18 Millionen Euro. Das ist nicht Liga-Spitze, aber ein Wert aus dem oberen Tabellendrittel. Transfererlöse könnte Schalke direkt in die Mannschaft reinvestieren.

Schalke-Stürmer Sebastian Polter war nach dem Abstieg untröstlich.
Schalke-Stürmer Sebastian Polter war nach dem Abstieg untröstlich. © dpa

Die Schalke-Mannschaft in der 2. Liga

Knäbel sieht einen Vertragsbestand, der bereits jetzt ausreichen würde, um in der Zweiten Liga eine gute Rolle zu spielen. Zur Achse der Führungsspieler würden Torwart Ralf Fährmann als klare Nummer eins und Mittelstürmer Sebastian Polter gehören: „Es war sehr wichtig, dass der Trainer und seine Nummer eins zueinander gefunden haben. Außerdem haben wir gesehen, dass Polter absolute Erstliga-Qualitäten hat.“

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Zugänge

Offen. Die Chancen, Darko Churlinov vom FC Burnley holen zu können, sind durch den Abstieg gesunken. Leihgeschäfte sollen die Ausnahme bleiben. Knäbels Ziel einer Entwicklung des Kaderwertes geriet durch die Leihen zuletzt in den Hintergrund.

Abgänge

Zehn Spieler verlassen Schalke, darunter Torjäger Simon Terodde. Die Hoffnungen, die Leihspieler Alex Kral (Moskau), Tom Krauß (Leipzig) und Moritz Jenz (Lorient) halten zu können, liegen bei Null.

Wackelkandidaten

Zwei Innenverteidiger sollen bleiben: Der Vertrag von Marcin Kaminski dürfte in Kürze verlängert werden. Sepp van den Berg müsste eigentlich zum FC Liverpool zurückkehren. „Aufgrund seiner langen Verletztenzeit mache ich mir bei Sepp ein wenig Hoffnung“, so Knäbel. Die Ansprechpartner in Liverpool kennt Knäbel gut: Es sind Jürgen Klopp und Jörg Schmadtke. Tim Skarke muss zu Stammverein Union Berlin zurück, die vereinbarte Kaufoption ist S04 zu hoch. Gespräche über eine alternative Lösung gab es bisher nicht.

Schalke-Profi Marcin Kaminski wird von Leipzigs Marcel Halstenberg getröstet.
Schalke-Profi Marcin Kaminski wird von Leipzigs Marcel Halstenberg getröstet. © dpa

Verkaufskandidaten

Auf akute Transfereinnahmen ist Schalke nicht angewiesen. Eine stattliche Einnahme würden Rodrigo Zalazar und Marius Bülter bringen. Für beide gibt es noch keine Angebote. Bülter sei für Schalke „sehr wichtig“, so Knäbel, Zalazar eine Identifikationsfigur. Heißt übersetzt: Zum Spottpreis ist dieses Duo nicht zu bekommen.

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Leihspieler

Acht Leihspieler kehren zurück – aber nur zwei sind für das Zweitligateam eingeplant: Florian Flick (1. FC Nürnberg, Mittelfeld) und Marvin Pieringer (SC Paderborn, Sturm). Die übrigen sechs – darunter Can Bozdogan (FC Utrecht) können gehen oder mit einem Abfindungsangebot rechnen.

Offene Fragen auf Schalke

Es gibt zwei drängende Fragen. Die erste: Bleibt meinauto.de Trikotsponsor? Die Gebrauchtwagenbörse hat eine Ausstiegsklausel, könnte diese ziehen. Die zweite: Wer ergänzt die sportliche Leitung? Ein externer Kandidat soll bis Ende der Woche vorgestellt werden. und den neuen Sportdirektor Andre Hechelmann unterstützen.